Verfluchte Prinzessin

Von Jörg Taszman |
Als Prinzessin "Sisi" wurde die Schauspielerin Romy Schneider berühmt - doch die Rolle wurde fast zu einem Fluch, viele anspruchsvolle Filme blieben ihr verwehrt. Im Berliner Filmmuseum wird Schneider, die 1982 im Alter von nur 43 Jahren starb, nun eine Ausstellung gewidmet.
Wien - Berlin - Paris. Drei Stationen in der Karriere der Romy Schneider, die mit 15 Jahren das erste Mal vor der Kamera stand und bis heute von drei Ländern vereinnahmt wird. In Österreich und Deutschland ist Romy Schneider in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem "Sissi" geblieben. "Tochter" heißt dann auch der in thematische Kapitel gegliederte Beginn der Ausstellung, der Exponate aus dem Frühwerk von Romy Schneider zeigt. Damals war es vor allem die ehrgeizige Mutter Magda Schneider, die versuchte, die Karriere der Tochter zu lenken. Typisch für das von den Medien gehegte und gepflegte Sissi-Image ist eine TV-Reportage aus den 50er-Jahren:

"Magda und Romy unterwegs mit einer Pferdestärke. Besuch im Kinderzoo. - Da schau, Romy, die kleinen Enten. - Ach, die sind lieb, Mutti!"

Neben Plakaten, Fotos, Kostümen und Filmausschnitten kann man auszugsweise viele Briefe nachlesen, die im Zusammenhang mit der Karriere von Romy Schneider stehen. Schon früh gab es in den deutschen Medien harsche Kritik, als die Rollen der jungen Schauspielerin wie im Film "Mädchen in Uniform" anspruchsvoller wurden. Ihr damaliger Produzent Arthur Brauner schrieb dagegen mit leidenschaftlichen Briefen an, als man Romy Schneider als Fehlbesetzung bezeichnete. Kurz nach "Mädchen in Uniform" flüchtete Romy Schneider 1958 nach Paris zu ihrem Filmpartner Alain Delon, in den sie sich auch heftig verliebte. Ein Verdienst der Ausstellung ist es, die Karriere von Romy Schneider in den Mittelpunkt zu rücken. Aber spielt da auch die Boulevardpresse mit, die Romy Schneider oft verunglimpfte? Die Kuratorin der Ausstellung Daniela Sannwald ist skeptisch:

"Ich fand jetzt gerade im Zusammenhang mit der Rezeption des Romy-Filmes mit Jessica Schwarz in der Hauptrolle, der ja sehr gut ist, wurde doch immer wieder auf denselben Verkitschungen herum geritten. Ich hoffe, dass man irgendwann einmal das schauspielerische Werk, diese wahnsinnige Professionalität mehr würdigt und dass sie mehr in den Vordergrund rutscht und dass man da dann auch mehr entdeckt. Nämlich das Werk der 60er-Jahre."

Für Daniela Sannwald sind gerade die Filme der 60er-Jahre die Entdeckung, als Romy Schneider mit Regisseuren wie Orson Welles oder Luchino Visconti arbeitete. In der Ausstellung wird diese Epoche in den Räumen mit den Überschriften "Aufbruch" und "Weltstar" gewürdigt. Besonders stolz sind Daniela Sannwald und ihr Team auf viele noch unbekannte Fotos von Fotografen wie FC Gundlach, die ihr privates Archiv öffneten. Bei der Ausstellungseröffnung zeigte sich auch der Filmkritiker Rudolf Worschech von der Fachzeitschrift "epd-film" beeindruckt:

"Ich fand die auf der einen Seite sehr streng, wie ja die Ausstellungen im Filmmuseum Berlin immer sind. Sie folgt der Biografie von Romy Schneider in Stationen ihrer Karriere. Aber sehr schön war, dass man doch auch sehr viele Fotos gesehen hat, die ich noch nicht gesehen habe, die sie auch in der Öffentlichkeit zeigen, als öffentlicher Star, sodass da schon Einiges an bisher noch nicht gezeigtem hervorgekramt wurde."

Natürlich nehmen die französischen Jahre von Romy Schneider einen wichtigen Raum ein, ihre Filme mit Claude Saute, Claude Chabrol oder Costa Gavras. In den 70er-Jahren spielte Romy Schneider oft missbrauchte, gedemütigte Frauen. Der Tod in diesen Autorenfilmen, die oft Schicksale aus dem Zweiten Weltkrieg thematisierten, war allgegenwärtig. "Zerstörung" heißt dann auch dieser Teil der Ausstellung. Eine Entdeckung ist hier das italienische Plakat zum Film "Das alte Gewehr", dass interessanterweise mit "Frau Marlene" betitelt ist. Ebenso wie dem anderen großen, weiblichen Weltstar des deutschen Kinos, Marlene Dietrich, wurde Romy Schneider ihr Weggang nach Frankreich übel genommen. Dabei konnte sie dort die interessanteren Rollen spielen. Das sagt sie auch selbstbewusst 1971 in einem TV-Interview:

"Ich weiß, ich kann noch alles Mögliche machen und ich hoffe, dass es dazu kommt und dass ich noch lange, lange Jahre arbeiten kann, denn Alter und Falten sind mir völlig wurscht."

Mitunter irritiert eine gewisse Enge in der Anordnung der Exponate, die aber auch einfach den beschränkten Räumlichkeiten im Filmmuseum geschuldet ist. Das Konzept der Ausstellung, vor allem mit Gegenüberstellungen zu arbeiten, geht jedoch auf. Im letzten Ausstellungsraum "Mythos" sieht man parallel auf einer Leinwand Romy Schneider als österreichische Kaiserin Elisabeth. Links die "Sissi", rechts die gereifte Königin aus dem Film "Ludwig II." von Luchino Visconti aus dem Jahr 1972. Der Ausschnitt aus diesem Film, einem der besten von Romy Schneider, spricht dabei für sich.