Verfolgt und Vertrieben
Seit 2003 hat etwa die Hälfte der 1,5 Millionen irakischen Christen das Land verlassen. Meist sind sie in den Nachbarländern Syrien und Jordanien untergekommen. In der EU wird jetzt über die Aufnahme von Kontingent-Flüchtlingen diskutiert, so wurden Tausende Boat People aus Vietnam aufgenommen. 30.000 irakische Christen könnten auf diesem Weg in Deutschland eine neue Heimat finden.
"Ich höre, dass die Situation brutal ist, sie können auf der Straße nicht sagen, dass sie Christen sind, sie haben Angst natürlich. Wenn sie raus gehen, sie wissen nicht, ob sie überhaupt zurückkommen - bestes Beispiel: Mein Bruder tut sich jeden Tag von meiner Mutter verabschieden, wenn er in die Arbeit geht, der weiß nicht, ob er überhaupt zurückkommt. Und die Christen, sie dürfen natürlich jetzt ohne Kopftuch nicht raus gehen - sie werden uns immer zu Sachen zwingen, die wir nicht machen müssen."
Seit acht Jahren lebt der 26-jährige Theologiestudent Awakim in Deutschland. Einen Bruder hat er in München, der Rest der Familie - Mutter, zwei Brüder und zwei Schwestern leben in Bagdad. Gemeinsam mit Pfarrer Peter Patto ist er voller Sorge, was mit den Christen im Irak geschieht:
Patto: "Und die Lage hat sich jetzt schon schlimmer gemacht, weil die Muslime denken und machen uns wie Kollaborateure oder Hilfe für die Besatzungstruppen, die Amerikaner, oder die anderen, die einfach Christ nennen."
Awakim: "Meine Mutter hat selber Angst vor unserem Nachbarn. Man hat wirklich kein Vertrauen mehr, wenn man immer hört, dass die Nachbarn das und das gemacht haben, weil die Nachbarn Christen waren, dann hat man natürlich Angst."
Pfarrer Peter Patto hat seine Heimat schon im ersten Irak-Krieg verlassen müssen. Nach dem Studium in Rom fand er mit seiner Familie eine erste Zuflucht in Australien, bis er vor sechs Jahren zu seinen Landsleuten nach München berufen wurde. Seitdem muss er den Exodus der chaldäischen Christen miterleben, der von Jahr zu Jahr schlimmer wird:
"Vor 20 Jahren wir waren fast dreiProzent von der Bevölkerung, wir hatten über dreiviertel Million Christen im Irak, jetzt sind nicht mehr ein Prozent oder vielleicht 300.000 oder so. Viele sind geflüchtet, entweder außerhalb Irak in diese neuen Länder, westliche Länder, insbesondere USA, Kanada und Australien - in diese letzten Jahre auch viele nach Europa, wir auch in Deutschland, und viele sind jetzt in diese Nachbarländer vom Irak, Türkei, Syrien, Libanon, Jordanien, oder viele sind nach Nord-Irak gegangen, wo die Lage ist ein bisschen ruhiger, wo die Kurden sind.
Wir hoffen, dass wir dort ein gutes menschliches Leben dort leben, aber leider ist nicht möglich, dieser Hasnach Saddam ist gewachsen und wird immer mehr und mehr, und die wollen wirklich, dass wir Christen den Irak verlassen."
Zu den Zeiten von Saddam Hussein wurde die Abneigung gegen die Christen nur unterschwellig sichtbar. Sie waren gebildet und gute Staatsbürger, so dass sie entsprechende Positionen einnehmen konnten, beispielsweise als seine Bodyguards oder Leibköche. Christen haben zwar nicht mit Saddams Regime kollaboriert, waren aber gut nutzbar als brave Untertanen. Nach dem Ende des Regimes kann sich der Hass ungehindert entladen, der sich jahrzehntelang angesammelt hatte. Christen sind Freiwild und daher Entführungen für Lösegeld an der Tagesordnung.Auch der christliche Bischof von Mossul soll gegen Lösegeld entführt, aber dann doch getötet worden sein.
Fast alle chaldäischen Christen, die noch im Irak leben, sind von ihren Familien im Ausland abhängig. Auch für die Flüchtlinge in München stehen Arbeit und Sorge für ihre Angehörigen an erster Stelle. Dabei hilft und berät Peter Patto:
"Familienbesuch bei uns ist sehr wichtig, weil: Der Priester ist nicht nur der Geistliche oder Seelsorger - ich bin als Anwalt, ich bin als Dolmetscher, ich muss telefonieren für alle, ich muss Formulare und Papiere ausfüllen und auch in Streitigkeiten oder Probleme zwischen Jungen oder Familien. Wir gehen nicht einfach, wir sind gewohnt auch im Irak, nicht einfach zur Polizei oder Anwälte oder so gehen, weil alle sind Muslime. Darum die Kirche und der Priester ist fast alles, der Psychologe und so, wir versuchen alles unter uns zu lösen und alles alleine in die Kirche machen."
Die Verletzungen durch die Muslime im Irak sind so groß, dass sich Peter Patto und Awakim einig sind: Die Christen müssen den Irak verlassen, auf welchem Wege auch immer:
Patto: "Hoffentlich, wenn Deutschland ein Kontingent nimmt und mehr Christen nach Deutschland nimmt, das wäre doch auch für uns gut, damit die zusammen leben und überleben. Wenn wir dort im Irak unsere Kultur nicht mehr bewahren oder überleben lassen, versuchen wir es hier machen, warum nicht?"
Awakim: "Ich sehe, ehrlich gesagt, für die Christen im Irak schwarz. Wir haben keine Chance mehr. Ich hoffe, dass die Christen alle weg gehen, dass keiner mehr bleibt, das war unser Land, das ist traurig zu sagen, aber die Menschen sind wichtiger als das Land.
Die Situation wird nur schlimmer, und für uns Christen, wir sind nicht wie die Muslime, wir haben keine Armee oder so, wir sind arm sozusagen, unsere Lehre ist nicht wie ihre Lehre. Sie können jemanden töten, sie können entführen, sie können alles machen, das können wir nicht, wir haben das nicht gelernt, und wir werden auch nicht machen. Wir werden schauen, dass wir wirklich vom Irak raus gehen, und das ist die Lösung, ich werde nochmal sagen und betonen."
Patto: "Nur hier die Sprache ist schwierig, weil wir benutzen immer noch die Aramäisch, die Jesus-Sprache, das ist schwieriger für die älteren Leute, und die Generation, die schon erwachsen waren im Irak. Für die Kinder ist kein Problem, weil: Die gehen zur Schule und lernen schnell und sind mit der deutschen Gemeinde einfach integriert."
Wie Awakim. Für ihn hat die Stunde des Neuanfangs schon begonnen.
Seit acht Jahren lebt der 26-jährige Theologiestudent Awakim in Deutschland. Einen Bruder hat er in München, der Rest der Familie - Mutter, zwei Brüder und zwei Schwestern leben in Bagdad. Gemeinsam mit Pfarrer Peter Patto ist er voller Sorge, was mit den Christen im Irak geschieht:
Patto: "Und die Lage hat sich jetzt schon schlimmer gemacht, weil die Muslime denken und machen uns wie Kollaborateure oder Hilfe für die Besatzungstruppen, die Amerikaner, oder die anderen, die einfach Christ nennen."
Awakim: "Meine Mutter hat selber Angst vor unserem Nachbarn. Man hat wirklich kein Vertrauen mehr, wenn man immer hört, dass die Nachbarn das und das gemacht haben, weil die Nachbarn Christen waren, dann hat man natürlich Angst."
Pfarrer Peter Patto hat seine Heimat schon im ersten Irak-Krieg verlassen müssen. Nach dem Studium in Rom fand er mit seiner Familie eine erste Zuflucht in Australien, bis er vor sechs Jahren zu seinen Landsleuten nach München berufen wurde. Seitdem muss er den Exodus der chaldäischen Christen miterleben, der von Jahr zu Jahr schlimmer wird:
"Vor 20 Jahren wir waren fast dreiProzent von der Bevölkerung, wir hatten über dreiviertel Million Christen im Irak, jetzt sind nicht mehr ein Prozent oder vielleicht 300.000 oder so. Viele sind geflüchtet, entweder außerhalb Irak in diese neuen Länder, westliche Länder, insbesondere USA, Kanada und Australien - in diese letzten Jahre auch viele nach Europa, wir auch in Deutschland, und viele sind jetzt in diese Nachbarländer vom Irak, Türkei, Syrien, Libanon, Jordanien, oder viele sind nach Nord-Irak gegangen, wo die Lage ist ein bisschen ruhiger, wo die Kurden sind.
Wir hoffen, dass wir dort ein gutes menschliches Leben dort leben, aber leider ist nicht möglich, dieser Hasnach Saddam ist gewachsen und wird immer mehr und mehr, und die wollen wirklich, dass wir Christen den Irak verlassen."
Zu den Zeiten von Saddam Hussein wurde die Abneigung gegen die Christen nur unterschwellig sichtbar. Sie waren gebildet und gute Staatsbürger, so dass sie entsprechende Positionen einnehmen konnten, beispielsweise als seine Bodyguards oder Leibköche. Christen haben zwar nicht mit Saddams Regime kollaboriert, waren aber gut nutzbar als brave Untertanen. Nach dem Ende des Regimes kann sich der Hass ungehindert entladen, der sich jahrzehntelang angesammelt hatte. Christen sind Freiwild und daher Entführungen für Lösegeld an der Tagesordnung.Auch der christliche Bischof von Mossul soll gegen Lösegeld entführt, aber dann doch getötet worden sein.
Fast alle chaldäischen Christen, die noch im Irak leben, sind von ihren Familien im Ausland abhängig. Auch für die Flüchtlinge in München stehen Arbeit und Sorge für ihre Angehörigen an erster Stelle. Dabei hilft und berät Peter Patto:
"Familienbesuch bei uns ist sehr wichtig, weil: Der Priester ist nicht nur der Geistliche oder Seelsorger - ich bin als Anwalt, ich bin als Dolmetscher, ich muss telefonieren für alle, ich muss Formulare und Papiere ausfüllen und auch in Streitigkeiten oder Probleme zwischen Jungen oder Familien. Wir gehen nicht einfach, wir sind gewohnt auch im Irak, nicht einfach zur Polizei oder Anwälte oder so gehen, weil alle sind Muslime. Darum die Kirche und der Priester ist fast alles, der Psychologe und so, wir versuchen alles unter uns zu lösen und alles alleine in die Kirche machen."
Die Verletzungen durch die Muslime im Irak sind so groß, dass sich Peter Patto und Awakim einig sind: Die Christen müssen den Irak verlassen, auf welchem Wege auch immer:
Patto: "Hoffentlich, wenn Deutschland ein Kontingent nimmt und mehr Christen nach Deutschland nimmt, das wäre doch auch für uns gut, damit die zusammen leben und überleben. Wenn wir dort im Irak unsere Kultur nicht mehr bewahren oder überleben lassen, versuchen wir es hier machen, warum nicht?"
Awakim: "Ich sehe, ehrlich gesagt, für die Christen im Irak schwarz. Wir haben keine Chance mehr. Ich hoffe, dass die Christen alle weg gehen, dass keiner mehr bleibt, das war unser Land, das ist traurig zu sagen, aber die Menschen sind wichtiger als das Land.
Die Situation wird nur schlimmer, und für uns Christen, wir sind nicht wie die Muslime, wir haben keine Armee oder so, wir sind arm sozusagen, unsere Lehre ist nicht wie ihre Lehre. Sie können jemanden töten, sie können entführen, sie können alles machen, das können wir nicht, wir haben das nicht gelernt, und wir werden auch nicht machen. Wir werden schauen, dass wir wirklich vom Irak raus gehen, und das ist die Lösung, ich werde nochmal sagen und betonen."
Patto: "Nur hier die Sprache ist schwierig, weil wir benutzen immer noch die Aramäisch, die Jesus-Sprache, das ist schwieriger für die älteren Leute, und die Generation, die schon erwachsen waren im Irak. Für die Kinder ist kein Problem, weil: Die gehen zur Schule und lernen schnell und sind mit der deutschen Gemeinde einfach integriert."
Wie Awakim. Für ihn hat die Stunde des Neuanfangs schon begonnen.