Verführer der alten Schule
Der Illusionist, Magier und Zauberer mit dem adligen Namen Thimon, Baron von Berlepsch, Abkömmling eines hessischen Raubrittergeschlechts, liest in seinen Shows Gedanken, hat spektakuläre Tricks auf Lager und lässt die Gäste in Hypnose schon mal Dinge tun, die sie nicht für möglich halten. Doch der 32-Jährige will kein profaner Jahrmarktsmagier sein.
"Als Kinder haben wir jeden Tag über das Leben gestaunt, denn jeden Tag gab es Dinge zu entdecken, die wir nicht verstanden haben. Allein ein kleiner Lichtschalter an der Wand, der das Licht - ein, aus, ein, aus - schaltete, war ein Wunder. Oder Schnee."
Im frisch gebügelten Frack mit Samtborte und den fast immer selben Worten, begrüßt Zauberer Thimon von Berlepsch seine Gäste.
"Je älter wir wurden, desto öfter haben wir die Dinge erlebt, wir fingen sie an zu verstehen. Kamen hinter das Geheimnis, bis wir aufgehört haben, darüber zu staunen. Das ist der Grund, warum ich Magier geworden bin, und warum sie hier sind. Um wieder spielerisch über das Leben zu staunen."
Thimon von Berlepsch steht in der Bibliothek des Berliner SOHO Clubs. Eine Art plüschiger Salon, das Licht ist gedämmt. Der grazile 32-Jährige ist so was wie der Boystar der Magierszene: Lederarmbänder, Dreitagebart, Seitenscheitel, dunkle, fast dämonische Augen.
"Die erste Begegnung mit Zauberkunst war eben einfach nur, coole Zaubertricks zeigen. Ich wollte den Menschen den Verstand wegblasen. Also wenn die Menschen vor mir saßen, und sagten: "Echt? Ich geh kaputt, was ist hier los", dann fand ich das toll. Einfach ein gutes Gefühl gewesen, und die Menschen haben es auch genossen."
Spätestens wenn Thimon von Berlepsch seinen Knaller bringt, indem er ein 50 Cent-Stück in den viel zu dünnen Hals einer leeren Colaflasche bugsiert, ist es um die Zuschauer geschehen.
"Eins, zwei, drei. Jetzt wäre das der Moment, wo sie spontan ausrasten. Ich dreh das mal so, dass man das erkennen kann, ich hatte nämlich mal vor einigen Shows jemand, der sagte: 'Ah, ich weiß wie das geht ... du hast ganz schnell die Münze vorher rein gesteckt'. Äh ja, das wäre wirklich nicht beeindruckend, aber die passt ja vorne nicht durch. Sie sehen, es ist kein Zwanziger, kein Zehner, ist wirklich drin."
Das Talent zur Zauberei hat er von seinem Vater, vermutet Thimon von Berlepsch. Er habe bei jeder Gelegenheit Freunde und Bekannte um den Finger gewickelt. Dann fand er als 12-Jähriger beim Stöbern auf dem Dachboden des heimischen Schlosses einen großen alten Lederkoffer.
"Der war gefüllt mit Zauberrequisiten, teilweise ganz verrostet. Und ich wusste gar nicht, was das zu bedeuten hat. Aber eben auch ein Buch von 1891 über die moderne Salonmagie."
Eine kitschige Harry-Potter-Geschichte, die Thimon von Berlepsch nur zu gerne wiederholt.
"Und dieses Buch, das hat mich gefesselt. Weil es ging darum, eben diese alten Zauberkunststücke. Wie macht man es, um einen Menschen dieses Erlebnis, dieses Staunen zu geben. Das fand ich so genial, so durchdacht. Und in dem Buch wurde mir klar, was alles dahinter steckt, wie viel Genialität ... Ja, wie Dinge ineinander greifen, nur damit der Zuschauer ein kleines Aha-Erlebnis hat."
Jedes Wort ist festgezurrt. Sein Leben erzählt Thimon von Berlepsch in steifen Anekdoten, von denen man vieles einfach so glauben muss. Ganz wie bei seinen Kunststückchen. Hinter die adlige Fassade lässt er sich nur ungern schauen. Wichtig ist ihm aber zu betonen, dass er kein Rich-Kid sei, eher verarmter Land-Adel.
"Ich bin ja nicht mit dem Rolls Royce durch die Gegend gefahren, wir hatten auch keine Angestellten, die uns morgens angekleidet haben. Ganz normales familiäres Leben, nur dass wir auf einem über 650 Jahre alten Schloss gelebt haben."
Eine Mini-Version von Neuschwanstein. Eingebettet in den sanften Hügeln zwischen Kassel und Göttingen. Im früheren Zonenrandgebiet.
Thimon von Berlepsch, eine Mischung aus Johannes B. Kerner und Guttenberg, ist niemand der sich in den schummrigen und verrauchten Berliner Clubs rumtreibt. Rührt keinen Tropfen Alkohol an. Stattdessen schlürft er permanent frisch gepresste Apfelsaftschorle. Auch das Wasser muss besonders sein.
"Also ich versorg mich immer mit den gesunden und tollsten Sachen. Und deswegen trinke ich Wasser, was einmal mit einem besonderen Filter gefiltert wurde und dann in eine Levitiermaschine gefüllt wurde, damit wirklich ursprünglich ist. Solche Dinge liebe ich. Da ist aber auch Mystik drin."
Als einen verstrahlten Spinner sieht er sich aber nicht. Mit der 10. Klasse bricht Thimon von Berlepsch die Schule ab und fährt mit dem Geld seiner Hippie-Eltern, mit denen er bereits als Kind einige Zeit bei indischen Gurus verbracht hat, durch die Welt. Ende der 90er-Jahre macht er eine Ausbildung zum Goldschmied, beginnt im väterlichen Betrieb, der mit Antiquitäten und Schmuck handelt. Dort hält es ihn nicht lange, so dass er 1999 als Zivi nach Berlin geht.
Thimon von Berlepsch ist ein Magier, der sich nicht lange bitten lässt. Nur ein falsches Wort, schon vollführt er seine Späßchen. Auch während des Gespräches. Indem er den Reporter bittet, die Uhr abzunehmen, um anschließend wie von Geisterhand die Zeiger zu verstellen.
"Nun schauen wir mal auf die Uhr. Die exakte Zeit ist ... 12. Genau."
Die mechanische Armbanduhr befindet sich in der geschlossenen Faust ...
"Jetzt nennen Sie mir eine Zahl zwischen zehn und dreißig. - 28. - Okay, dann werde ich Sie jetzt versuchen, um 28 Minuten weiser zu machen. Das heißt, ich werde Sie in die Zukunft schicken. Sie sind dann ein bisschen der Zeit voraus. Halten Sie die Hand ein bisschen höher."
Der Illusionist reibt nun, fast exaltiert, seine beiden Hände aneinander, schaut ein bisschen irre.
"Schauen Sie mal nach. Und was ist passiert? Jetzt sind sie sprachlos?!
Aber das Schöne ist, die Uhr ist um 28 Minuten weitergestellt. Und sie sehen der Sekundenzeiger tickt noch, das heißt: Die Uhr ist nicht kaputt."
Wieder einer, mag er denken, den er in die Show locken könne. Denn neben der Verführung und Magie, beherrscht Thimon von Berlepsch auch die Kunst des Geldvermehrens. Spaß ist nämlich nur die eine Seite, das andere ist das knallhart kalkuliertes Entertainment.
Homepage des Magiers Thimon von Berlepsch
Im frisch gebügelten Frack mit Samtborte und den fast immer selben Worten, begrüßt Zauberer Thimon von Berlepsch seine Gäste.
"Je älter wir wurden, desto öfter haben wir die Dinge erlebt, wir fingen sie an zu verstehen. Kamen hinter das Geheimnis, bis wir aufgehört haben, darüber zu staunen. Das ist der Grund, warum ich Magier geworden bin, und warum sie hier sind. Um wieder spielerisch über das Leben zu staunen."
Thimon von Berlepsch steht in der Bibliothek des Berliner SOHO Clubs. Eine Art plüschiger Salon, das Licht ist gedämmt. Der grazile 32-Jährige ist so was wie der Boystar der Magierszene: Lederarmbänder, Dreitagebart, Seitenscheitel, dunkle, fast dämonische Augen.
"Die erste Begegnung mit Zauberkunst war eben einfach nur, coole Zaubertricks zeigen. Ich wollte den Menschen den Verstand wegblasen. Also wenn die Menschen vor mir saßen, und sagten: "Echt? Ich geh kaputt, was ist hier los", dann fand ich das toll. Einfach ein gutes Gefühl gewesen, und die Menschen haben es auch genossen."
Spätestens wenn Thimon von Berlepsch seinen Knaller bringt, indem er ein 50 Cent-Stück in den viel zu dünnen Hals einer leeren Colaflasche bugsiert, ist es um die Zuschauer geschehen.
"Eins, zwei, drei. Jetzt wäre das der Moment, wo sie spontan ausrasten. Ich dreh das mal so, dass man das erkennen kann, ich hatte nämlich mal vor einigen Shows jemand, der sagte: 'Ah, ich weiß wie das geht ... du hast ganz schnell die Münze vorher rein gesteckt'. Äh ja, das wäre wirklich nicht beeindruckend, aber die passt ja vorne nicht durch. Sie sehen, es ist kein Zwanziger, kein Zehner, ist wirklich drin."
Das Talent zur Zauberei hat er von seinem Vater, vermutet Thimon von Berlepsch. Er habe bei jeder Gelegenheit Freunde und Bekannte um den Finger gewickelt. Dann fand er als 12-Jähriger beim Stöbern auf dem Dachboden des heimischen Schlosses einen großen alten Lederkoffer.
"Der war gefüllt mit Zauberrequisiten, teilweise ganz verrostet. Und ich wusste gar nicht, was das zu bedeuten hat. Aber eben auch ein Buch von 1891 über die moderne Salonmagie."
Eine kitschige Harry-Potter-Geschichte, die Thimon von Berlepsch nur zu gerne wiederholt.
"Und dieses Buch, das hat mich gefesselt. Weil es ging darum, eben diese alten Zauberkunststücke. Wie macht man es, um einen Menschen dieses Erlebnis, dieses Staunen zu geben. Das fand ich so genial, so durchdacht. Und in dem Buch wurde mir klar, was alles dahinter steckt, wie viel Genialität ... Ja, wie Dinge ineinander greifen, nur damit der Zuschauer ein kleines Aha-Erlebnis hat."
Jedes Wort ist festgezurrt. Sein Leben erzählt Thimon von Berlepsch in steifen Anekdoten, von denen man vieles einfach so glauben muss. Ganz wie bei seinen Kunststückchen. Hinter die adlige Fassade lässt er sich nur ungern schauen. Wichtig ist ihm aber zu betonen, dass er kein Rich-Kid sei, eher verarmter Land-Adel.
"Ich bin ja nicht mit dem Rolls Royce durch die Gegend gefahren, wir hatten auch keine Angestellten, die uns morgens angekleidet haben. Ganz normales familiäres Leben, nur dass wir auf einem über 650 Jahre alten Schloss gelebt haben."
Eine Mini-Version von Neuschwanstein. Eingebettet in den sanften Hügeln zwischen Kassel und Göttingen. Im früheren Zonenrandgebiet.
Thimon von Berlepsch, eine Mischung aus Johannes B. Kerner und Guttenberg, ist niemand der sich in den schummrigen und verrauchten Berliner Clubs rumtreibt. Rührt keinen Tropfen Alkohol an. Stattdessen schlürft er permanent frisch gepresste Apfelsaftschorle. Auch das Wasser muss besonders sein.
"Also ich versorg mich immer mit den gesunden und tollsten Sachen. Und deswegen trinke ich Wasser, was einmal mit einem besonderen Filter gefiltert wurde und dann in eine Levitiermaschine gefüllt wurde, damit wirklich ursprünglich ist. Solche Dinge liebe ich. Da ist aber auch Mystik drin."
Als einen verstrahlten Spinner sieht er sich aber nicht. Mit der 10. Klasse bricht Thimon von Berlepsch die Schule ab und fährt mit dem Geld seiner Hippie-Eltern, mit denen er bereits als Kind einige Zeit bei indischen Gurus verbracht hat, durch die Welt. Ende der 90er-Jahre macht er eine Ausbildung zum Goldschmied, beginnt im väterlichen Betrieb, der mit Antiquitäten und Schmuck handelt. Dort hält es ihn nicht lange, so dass er 1999 als Zivi nach Berlin geht.
Thimon von Berlepsch ist ein Magier, der sich nicht lange bitten lässt. Nur ein falsches Wort, schon vollführt er seine Späßchen. Auch während des Gespräches. Indem er den Reporter bittet, die Uhr abzunehmen, um anschließend wie von Geisterhand die Zeiger zu verstellen.
"Nun schauen wir mal auf die Uhr. Die exakte Zeit ist ... 12. Genau."
Die mechanische Armbanduhr befindet sich in der geschlossenen Faust ...
"Jetzt nennen Sie mir eine Zahl zwischen zehn und dreißig. - 28. - Okay, dann werde ich Sie jetzt versuchen, um 28 Minuten weiser zu machen. Das heißt, ich werde Sie in die Zukunft schicken. Sie sind dann ein bisschen der Zeit voraus. Halten Sie die Hand ein bisschen höher."
Der Illusionist reibt nun, fast exaltiert, seine beiden Hände aneinander, schaut ein bisschen irre.
"Schauen Sie mal nach. Und was ist passiert? Jetzt sind sie sprachlos?!
Aber das Schöne ist, die Uhr ist um 28 Minuten weitergestellt. Und sie sehen der Sekundenzeiger tickt noch, das heißt: Die Uhr ist nicht kaputt."
Wieder einer, mag er denken, den er in die Show locken könne. Denn neben der Verführung und Magie, beherrscht Thimon von Berlepsch auch die Kunst des Geldvermehrens. Spaß ist nämlich nur die eine Seite, das andere ist das knallhart kalkuliertes Entertainment.
Homepage des Magiers Thimon von Berlepsch