"Eine Kultur der Privatheit entwickeln"
Das Netz weiß mehr über uns, als uns lieb ist. Das lässt sich nicht verhindern, sagen viele. Doch, meint der Philosoph Gernot Böhme. Sein Institut hat einen Verhaltenskodex für das Internet entwickelt, der dabei dabei hilft, wieder Privatheit zu lernen.
Heute ist Safer Internet Day - der Tag, der uns daran erinnern soll, dass wir selbst dafür verantwortlich sind, wieviel das Netz über uns weiß. Wer sich unsicher ist, bekommt nun Hilfe: Das Institut für Praxis der Philosophie in Darmstadt hat einen Kodex für den privaten Internetgebrauch entwickelt.
"Wir müssen uns erst wieder an so etwas wie Privatheit gewöhnen oder - wie ich sagen würde - eine Kultur der Privatheit aufbauen", sagt Gernot Böhme, der Leiter des Instituts, im Deutschlandradio Kultur. "Wir haben über Jahre überhaupt nicht daran gedacht, dass wir unsere Privatheit Schritt für Schritt preisgeben." Es müsse daher neu gelernt werden, was Privatheit überhaupt sei.
Wie man im Netz ein Gegenbild von sich aufbaut
Auf die Politik dürfe man sich in Sachen Internetsicherheit nicht verlassen, so Böhme. "Gerade der Snowden-Fall zeigt ja, dass die Geheimdienste überhaupt keine Hemmungen haben, auch Gesetze sie nicht bremsen und internationale Verträge." Auch technische Vorkehrungen nützten einem dabei wenig: "Jeder technische Kniff, den Sie anwenden, kann von Internet-Spezialisten umgangen werden."
Internetbenutzern empfiehlt der Philosoph, die "Profilbildung zu durchkreuzen". Dies bedeute, "dass man ein Gegenbild von sich aufbaut", beispielsweise durch das Anklicken von Dingen, die einen gar nicht interessieren. Jeder hinterlasse ein Profil von sich im Netz "und jetzt geht es darum, dass uns das nicht vollständig vereinnahmt".