Der Verkehr der Zukunft - Können wir aufs Auto verzichten? Darüber diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Axel Friedrich und Martin Randelhoff. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.
Können wir aufs Auto verzichten?
Umweltfreundliche Autos sind längst konzipiert und würden längst gebaut werden, sagt Axel Friedrich. Wenn die Politik verbindlich Grenzwerte vorschreiben würde. Aber sollte man in Zukunft überhaupt aufs Auto setzen?
Die Diesel-Affäre fördert immer neue skandalöse Details zu Tage. Die Autofahrer fühlen sich zu recht betrogen und fragen sich angesichts der Abgas- und Kartellvorwürfe, welches Auto sie überhaupt noch bedenkenlos kaufen können.
Politik und Autoindustrie geben zähneknirschend engste Verflechtungen zu – und ein Ende des Debakels ist nicht abzusehen. Aber kann diese Krise nicht auch eine Chance sein für die längst geforderte Verkehrs- und Mobilitätswende?
"Die Autoindustrie hat die Moral verloren"
Viele Ideen lagern schon seit langem in Schubladen, bisher wurden sie im Autofahrerland Deutschland nicht angepackt – wir wollen sie diskutieren. "Die Autoindustrie hat die Moral verloren", sagt der Verkehrsexperte Dr. Axel Friedrich. Der ehemalige Abteilungsleiter im Umweltbundesamt prangert seit Jahren die eklatanten Messunterschiede zwischen Labor und Straße an und fordert Gegenmaßnahmen.
Damit machte er sich keine Freunde – weder bei der Industrie, noch bei der Politik. Seit seinem Vorruhestand im Jahr 2008 arbeitet er als unabhängiger Berater unter anderem für Nichtregierungsorganisationen.
Städte für Menschen bauen, nicht für Autos
Es sei längst technisch möglich, sehr saubere und klimafreundliche Benziner und Diesel zu bauen, sagt Friedrich. Es komme also nur darauf an, dass die Politik Grenzwerte vorschreibe, die Gesundheit und Klima schützen – und dass diese auch eingehalten werden.
Der Umweltexperte sieht in dem derzeitigen Skandal aber auch eine Chance für eine Verkehrswende: "Wir brauchen Städte, die für Menschen, nicht vor allem für Autos konzipiert sind." Dazu gehöre ein massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs und eine Förderung des Fuß- und Fahrradverkehrs, wie es beispielsweise Kopenhagen vormache.
Verkehrswende bedeutet auch Verhaltensänderung
"Im Vergleich mit der Verkehrswende ist die Energiewende ein Klacks", sagt der Mobilitätsforscher Martin Randelhoff. "Wenn ein Politiker sagt, 'Ich streiche drei Parkplätze oder Ihr zahlt in Zukunft 50 Cent mehr für einen Parkplatz'– dann gehen die Leute auf die Barrikaden."
Ideen für den Verkehr der Zukunft zeichnet er in seinem Blog "Zukunft Mobilität", der 2012 mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde. "Es kann nur über eine Verhaltensänderung gehen – und die kann wehtun." Das Verkehrsverhalten sei stark von Routine geprägt, Deutschland ein klares Autofahrerland.
Wer hier andere Wege einschlagen wolle, müsse alle mitziehen: die Bürger, die Industrie, die Politik. Ein Umsteuern könne nur erfolgreich sein, wenn es den Menschen attraktiv gemacht werde, vom Auto in Bus, Bahn oder aufs Fahrrad umzusteigen oder Carsharing-Angebote zu nutzen.