LKW-Fahrer demonstrieren gegen Preisdumping
Die deutsche Speditionsbranche beklagt einen ruinösen Preisverfall - ausgelöst durch Billig-Konkurrenz aus Osteuropa. Am Samstag haben LKW-Fahrer und Spediteure in Mannheim und Ludwigshafen mit Protesten auf ihre Lage aufmerksam gemacht.
Thomas Zaganski rollt in der Ludwigshafener Einkaufszone ein Plakat aus, mit dem er gegen Preisdumping im Frachtgewerbe demonstriert. Thomas Zaganski besitzt selbst eine kleine Spedition für Kurier-Sonderfahrten im deutschen Südwesten:
"Das Preisdumping ist für mich als Unternehmer extrem. Dass die Frachtpreise immer weiter sinken trotz steigender Betriebskosten. Was vorrangig daher kommt, dass die Mitbewerber aus Osteuropa die Preise dermaßen drücken, dass man bald nicht mehr konkurrenzfähig ist."
Gemeinsam mit dem kleinen Spediteur verteilen auch LKW-Fahrer Flugblätter in der Ludwigshafener Innenstadt. Darin wird die Politik aufgefordert, das Preis- und Lohndumping im Truckergewerbe zu stoppen.
Berufskraftfahrer Markus Rüdiger lebt im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim. Er beobachtet immer häufiger, mit welchen Methoden vor allem osteuropäische Speditionen versuchen, die Transportkosten zu drücken:
"Getankt wird meistens mit großen Tanks im Osten Europas. Maut wird vielleicht sogar auch noch geprellt. Das Bundesamt für Güterkraftverkehr kontrolliert zu wenig. Wir sind der Meinung, da müssten viel mehr Kontrollen sein, auch in Bezug auf Fahrzeugmängel, da teilweise ungeschultes Personal auf verkehrsgefährdenden Fahrzeugen sitzt."
"60 bis 70 Wochenstunden sind die Regel"
Billiger – aber eben auch unsicherer. So sieht Markus Rüdiger den Trend in seiner Branche. Auch seine Ehefrau Nicole Rüdiger beteiligt sich an der Protest-Aktion von "Fahrerinitiativen" und Gewerkschaften. Denn auch ihr Mann bringt immer weniger Geld nach Hause, obwohl er immer mehr arbeitet:
"Ständig werden irgendwelche Touren umgeworfen, weil es heißt, es wird doch über ein Subunternehmen abgewickelt - das rechnet sich für uns nicht. Und zeitmäßig ist halt nichts planbar, weil er immer mehr unterwegs ist, 60 bis 70 Wochenstunden sind die Regel."
Trotzdem fehlen am Monatsende inzwischen 300 bis 400 Euro. Der Grund: Die Konkurrenz der Billiglöhner im EU-Binnenmarkt. Ausländische LKW-Fahrer sind für einen Bruchteil dessen auf der Straße, was deutsche Kraftfahrer einst verdienen konnten. Thomas Zaganski:
"Wir gehen nicht gegen die Fahrer vor aus Osteuropa, sondern gegen dieses ganze System. Und da ist das so, dass die Kollegen aus Polen, Ungarn und Rumänien teilweise drei Monate Nonstop in ihrem Transporter leben. Nicht nur im LKW, das geht ja noch, die haben ja teilweise so eine Art Wohnzimmer, sondern sie schlafen teilweise im Transporter auf den Lageflächen, was einfach nicht mehr tragbar ist. Und auch nicht gesetzeskonform."
Ihre Billig-Löhne erlauben es den ausländischen LKW-Fahrern nicht, sich mal ein Hotelzimmer zu nehmen, betont Berufskraftfahrer Markus Rüdiger. Eine lettische Speditionsfirma habe philippinische Kraftfahrer auf deutschen Straßen etwa für 600 Euro im Monat fahren lassen, erzählt er während der Protestaktion:
"Das wissen wir alle, für 600 Euro im Monat kann ich nicht leben und schon gar nicht auf der Straße. Wenn ich auf einem Rasthof 15 bis 20 Euro für ein Abendessen bezahlen muss, inklusive einem Getränk, wie lange soll das Geld reichen? Und natürlich entstehen dann solche Bilder, dass dann campiert wird, dass dann wie im 19. Jahrhundert sage ich jetzt mal auf der Ladefläche gekocht wird. Dass dann halt die Zustände sittenwidrig sind."
Jetzt vor der Europawahl richtet sich der Protest der LKW-Fahrer und Spediteure vor allem an die Brüsseler Politik. Man müsse dafür sorgen, dass Gesetzte zu Sicherheitsstandards und Arbeitschutz europaweit geschaffen und angewendet werden. Die EU-Osterweiterung dürfe darf nicht zu Lasten der Sozialstandards im westeuropäischen LKW-Gewerbe gehen.