In München findet im September 2021 eine neue Form der Automobilmesse IAA statt, die IAA Mobility. Bei ihr geht es nicht mehr nur ums Auto, sondern auch um andere Fortbewegungsmittel wie Fahrräder und Sharing-Konzepte.
Nutzen statt Besitzen
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Gibt es schon zu viele Sharingangebote wie Roller und E-Scooter? Nein, wir brauchen noch viel mehr, sagt Mobilitätsforscher Andreas Knie. Der vorhandene Platz müsse effektiver genutzt werden. Das heißt dann auch: weg vom privaten Parken.
In Großstädten wie Berlin gehören sie zum allgemeinen Straßenbild: überall herumstehende Leihfahrzeuge wie E-Bikes, E-Scooter oder –Roller. Deshalb gibt es schon Überlegungen, die Zahl der verfügbaren Sharingfahrzeuge einzuschränken oder von den Anbietern Gebühren zu verlangen.
Mobilitätsforscher Andreas Knie vom Berliner Wissenschaftszentrum hält von beiden Ansätzen nichts. Im Gegenteil, Sharing-Produkte müssten viel mehr Raum bekommen, findet er: "Wir müssen viel mehr Sharen, wir müssen weg von privaten hin zu geteilten Autos, Rollern und Fahrrädern. Das, was wir haben, ist nicht ausreichend", sagt er.
Sharing-Produkte würden momentan von der Verkehrsleistung her keine große Rolle spielen, sie machten allenfalls ein Prozent aus.
Parkraum für private Autos einschränken
Wir bräuchten weniger Privatfahrzeuge, sagt Knie: "Wir verschenken Parkraum zum privaten Parken", meint Knie. "Wir brauchen den Platz für andere Dinge, wir brauchen weniger Verkehrsgeräte, weniger Autos, weniger von allem", der Platz müsse viel effizienter genutzt werden, unter anderem für Sharing-Produkte, auch E-Bikes und Roller.
Natürlich müsse es Regeln zur Nutzung von Sharing-Produkten geben. Roller dürften nicht einfach irgendwo abgestellt werden. Aber dafür brauche man Platz.
Der Platz sei aber derzeit vor allem von privaten Autos belegt. "Würden wir das Parken von privaten Autos verbieten oder zumindest deutlich einschränken, würde sich die ganze Situation völlig entspannen", glaubt Knie.
Sharingangebote könnte es auch am Stadtrand geben
Wie sieht die Zukunft für kleine Städte aus? "Wir müssen überlegen, welchen Verkehr wir wann wie subventionieren wollen", sagt der Forscher. Man könne Sharingangebote auch in ländlichen Regionen oder am Stadtrand anbieten, wenn man bereit sei, den Betreibern zuzuzahlen. "Das ist alles eine Frage des politischen Willens".
Zugleich verweist er darauf, dass auch der motorisierte Individualverkehr "ein Zuschussgebiet" sei: "Wir zahlen etwa 50 bis 60 Milliarden, damit wir uns die privaten Autos so attraktiv leisten können."
(ros)