"Wir werden nicht mit den Demagogen reden"
Nachdem der Auftritt rechtspopulistischer Verlage auf der Frankfurter Buchmesse für Furore gesorgt hat, blickt der Literaturbetrieb mit Sorge auf die Buchmesse im März in Leipzig. 45 unabhängige Verlage haben unter dem Hashtag #verlagegegenrechts eine Initiative gestartet, die aufklären soll.
Auf der Frankfurter Buchmesse hat der Auftritt rechtspopulistischer Verlage zu Ausschreitungen geführt – mit Blick auf die Buchmesse in Leipzig haben sich 45 unabhängige Verlage unter dem Hashtag #verlagegegenrechts zusammengeschlossen. Zoe Beck, Autorin und Verlegerin von CulturBooks, ist eine der Mitinitiatorinnen.
Es sei zwar noch nicht klar, welche rechtspopulistischen Verlage sich für Leipzig angemeldet haben. "In Leipzig ist der Compact-Stand vom Compact-Magazin immer sehr präsent. Die 'Junge Freiheit' ist bisher auch immer dabei gewesen". Beck geht nach den Vorfällen in Frankfurt davon aus, dass die entsprechenden Verlage sich auch für Leipzig auch anmelden werden. Buchmesse-Chef Oliver Zille gehe von vier bis fünf rechten Verlagen aus.
Kein einziger großer Verlag dabei
Auch wenn es der Autorin und Verlegerin persönlich nicht gefalle, dass die rechten Verlage sich auf den Buchmessen präsentieren: "Ich verstehe, dass die da sein müssen – auch im Zuge der Meinungsfreiheit." Oliver Zille habe als Buchmessen-Chef eine Neutralität zu wahren.
Unter den 45 Verlagen, die sich unter #verlagegegenrechts Initiative solidarisiert haben, ist kein einziger großer Verlag. Namen wie Suhrkamp oder Fischer sind nicht vertreten. "Wir haben durchaus das Gespräch gesucht, die Verlage haben sich nicht angeschlossen", sagt Beck. "Dass die Verlage sich geschlossen dahinter gestellt hätten in der Größenordnung – das ist leider nicht geschehen."
Kann Literatur als Kulturvermittler fungieren?
Die Initiative plant Diskussionsrunden auf der Messe. Diskutiert wird über Meinungsfreiheit und darüber, wie weit Literatur als Kulturvermittler fungieren kann. Geladen sind bekannte Gäste, wie etwa der Autor Sascha Feuchert. "Feuchert wird mit uns darüber reden, wie man die Erinnerungskultur weiter behandelt, wir werden mit Geflüchteten sprechen, wie die ihre Fluchterfahrung literarisch verarbeitet haben." MeToo, Feminismus und Antifeminismus werden auch thematisiert.
Mit den rechten Verlegern würde Beck auch sprechen: "Wir werden nicht mit den Demagogen reden – wo es nur darum geht, die eigene Position zu propagieren, wo es nicht um Diskussion geht", sagt sie. Wer aber konstruktiv mit dem Thema umgehe, sei willkommen. Um die Initiative finanzieren zu können, haben die Aktivisten ein Crowdfunding gestartet. Denn Beck und ihre Mitstreiter arbeiten unentgeltlich. Mit dem Geld sollen etwa Reisekosten für die Panelgäste bezahlt werden. "Wir wollen eine kleine Broschüre machen." Die Broschüre soll Literatur auflisten, die ein weltoffenes Bild zeige.