Hollywood kann auch schwarz
Die Empörung war groß, als die Oscar-Academy ihre Nominierten bekanntgab und kein einziger Nicht-Weißer darunter war. Nun küren die Filmschaffenden ihre Preisträger, den Anfang machte die mächtige Schauspielergewerkschaft "Screen Actors Guild".
Es schien, als wollten die Schauspielerinnen und Schauspieler in der Gewerkschaft "Screen Actors Guild" (SAG) ein Zeichen setzen in der Diskussion über das "weiße” Hollywood. Zumindest, was die Fernsehproduktionen angeht, für die die Traumfabrik natürlich auch steht. Unter den Preisträgern waren auffällig viele schwarze Schauspielerinnen und Schauspieler: Wie etwa in der Darstellerriege der Gefängnisserie "Orange is the New Black”, die wie schon voriges Jahr einen Preis für die beste Ensembleleistung erhielt.
Das sei gemeint, wenn von ethnischer Vielfalt die Rede sei, sagte Laura Prepon, als ihre in jeder Hinsicht bunte Schar Kolleginnen und Kollegen sich die Preise auf der Bühne abholte:
"Look at this stage- this is what we talk about when we talk about diversity”
"Look at this stage- this is what we talk about when we talk about diversity”
Jeweils zweiter Preis für Uzo Aduba und Viola Davis
Für die Serie wurde auch Uzo Aduba zum zweiten Mal als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet. Viola Davis gewann ebenfalls das zweite Mal in Folge - für ihr Porträt der durchtriebenen Jura-Professorin Annalise Keating in der Krimiserie "How to get a away with murder?” - auf Deutsch etwa: "Wie man mit Mord ungeschoren davonkommt.” - In ihrer Dankesrede führte sie die Diskussion über die Abbildung verschiedener Ethnien in Film und Fernsehen eine Ecke weiter: Sie werde oft gefragt, ob sie keine Bedenken habe, weil die Figur der Annalise so eine Anti-Heldin und so wenig sympathisch sei.
"Und dann denke ich immer: Warum muss ich eine Heldin sein? Warum muss man mich mögen? Mein Job als Schauspielerin ist, ein menschliches Wesen zu schaffen, unordentlich und mit Fehlern, vielleicht nicht immer liebenswert und süß. Das ist mein Job, und er macht mir viel Freude.”
SAG-Awards: Lob der Vielfalt und des "diverse-TV"
Queen Latifah wurde für ihr Porträt der schwarzen Blues-Sängerin Bessie Smith bedacht. Doch natürlich musste man nicht schwarz sein, um einen der begehrten Preise zu gewinnen: Auch Kevin Spacey für "House of Cards”, Jeffrey Tambor für "Transparent” und das Ensemble von "Downton Abbey” wurden ausgezeichnet. Idris Elba, Brite mit Wurzeln in Sierra Leone, fasste es mit einem Wortspiel zusammen: Er begrüßte die Zuschauer zum Fernsehen mit "Diversity”, also ethnischer Vielfalt:
"Ladies and Gentleman - welcome to diverse-TV.”
Er selbst gewann gleich zweimal: Als Ermittler John Luther in der gleichnamigen Krimiserie - und für die beste männliche Nebenrolle in einem Kinofilm. In der Netflix-Produktion "Beasts of no Nation” spielt er den Anführer einer Gruppe Kindersoldaten.
The Revenant: Leonardo DiCaprio dankt natürlich auch seinen Eltern
Beim Kino war die Auswahl an nicht-weißen Nominierten weit geringer als beim Fernsehen - genau das ist ja auch Teil des Problems bei den Oscars. Um so mehr achten die Experten darauf, wer hier im Vorfeld der Academy Awards gewinnt - denn jeder Preis sorgt für Medienpräsenz und erhöht damit die Oscar-Chancen. Für Leonardo DiCaprio sieht es diesmal richtig gut aus: Nach dem Golden Globe holte er sich für seine Rolle als Trapper in "The Revenant - Der Rückkehrer” nun auch den SAG Award - und dankte seinen Eltern:
"Dank dafür, dass sie mit dem ehrgeizigen, nervigen 13-jährigen Leo nach der Schule zum Vorsprechen gingen - ohne sie würde er nicht hier stehen."
Bei den Frauen setzt Newcomerin Brie Larson ihre Erfolgssträhne fort: Sie spielt im Film "Raum” ein Entführungsopfer - so intensiv, dass sie sich sowohl bei den Golden Globes als auch jetzt bei den SAG Awards gegen hochkarätige Konkurrentinnen wie Cate Blanchett und Saoirse Ronan durchgesetzt und nun beste Chancen auf einen Oscar hat. Der Hauptpreis für die beste Ensemble-Leistung ging an den Film "Spotlight”. Er erzählt die wahre Geschichte, wie eine Gruppe Journalisten einen großen Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche von Boston aufdeckt. Mark Ruffalo spielt einen dieser Journalisten, denen er nun in seiner Rede dankte:
"Sie haben es sich nicht einfach gemacht und immer die Wahrheit erzählt über die Opfer, die Toten und die Überlebenden eines der schlimmsten Dinge, die unsere Kultur hat geschehen lassen.”
Mit ethnischer Vielfalt hatte der Abend begonnen, mit journalistischer Ehre und gesellschaftlicher Verantwortung ging er zu Ende - Hollywood kann mehr als nur Glitzer und Glamour, vielleicht hat die Oscar-Diskussion ja auch das einigen wieder ins Gedächtnis gerufen.