Wer Vermeer sehen will, muss nach Amsterdam
Die bisher umfangreichste Werkschau der Werke von Jan Vermeer ist im Amsterdamer Rijksmuseum zu sehen. 200.000 Tickets wurden bereits bestellt, und auch die Fachwelt ist entzückt. Was steckt hinter der Begeisterung?
"Vermeer. Die größte Werkschau aller Zeiten" heißt die Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum. Noch nie waren so viele Bilder des niederländischen Barock-Malers gleichzeitig an einem Ort zu sehen. Das Interesse des Publikums ist groß. Im Vorverkauf wurden bereits mehr als 200.000 Tickets bestellt, sodass die Öffnungszeiten des Museums verlängert wurden.
Was ist das Besondere der Vermeer-Ausstellung?
Von anderen Vermeer-Ausstellungen unterscheidet sich die Schau in Amsterdam durch die Zahl der gezeigten Gemälde. 28 der insgesamt 37 noch existierenden Gemälde des holländischen Barock-Künstlers werden gezeigt. So viele waren noch nie gleichzeitig in einem Museum zu sehen.
Die Vermeer-Werke sind sehr kostbar. Deswegen werden sie sonst kaum ausgeliehen. Das ist diesmal anders. So werden beispielsweise die drei Bilder aus der New Yorker Frick-Sammlung erstmals ausgeliehen.
Welche Werke sind zu sehen?
Getreu dem Untertitel "Die größte Werkschau aller Zeiten" gibt es in Amsterdam ein "Best of" zu sehen. Unter den gezeigten Bildern ist "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", das wie die "Ansicht von Delft" vom Mauritshuis in Den Haag verliehen wird.
Aus der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden ist die gerade erst restaurierte "Briefleserin am offenen Fenster" vertreten, aus dem Städel Museum in Frankfurt am Main "Der Geograf". Berlin steuert seine beiden Werke aus der Gemäldegalerie bei: "Das Glas Wein" und die "Junge Dame mit Perlenhalsband". Insgesamt stammen die 28 Bilder aus Museen und Sammlungen aus sieben Ländern.
Wie ist die Ausstellung gestaltet?
Der französische Architekt und Designer Jean-Michel Wilmotte hat das Konzept zur Amsterdamer Schau entworfen. Die Bilder werden in zehn hohen Kabinetten mit Samtvorhängen gezeigt. Dabei werden jeweils nur zwei oder drei der kleinformatigen Bilder in einem Raum gezeigt.
"Vermeer. Die größte Werkschau aller Zeiten" ist vom 10. Februar bis zum 4. Juni 2023 im Rijksmuseum in Amsterdam zu sehen. Tickets kosten 30 Euro und sind online erhältlich, bis 19 Jahre ist der Eintritt frei.
Außerdem gibt es auf Englisch und Niederländisch die kostenlose digitale Führung "Näher an Johannes Vermeer".
Eine Besonderheit: Die Werke sind nicht chronologisch oder nach der Form geordnet, sondern inhaltlich. So werden beispielsweise die beiden Stadtansichten von Delft in einem Raum gezeigt.
Neben den Gemälden werden auch die neusten Forschungsergebnisse zu Vermeer präsentiert. Welche Pigmente hat er benutzt? Wie hat er verhindert, dass das Holz zu stark arbeitet. Die "Briefleserin in Blau" wurde gescannt. Dadurch wurde eine dünne, helle Linie entdeckt, die das Blau des Kleids zum Leuchten bringt.
Wie sind die Reaktionen in der Kunstwelt?
Die meisten Kunstkritiker zeigen sich begeistert von der Ausstellung im Rijksmuseum. Grund dafür ist sicher die vergleichsweise Vollständigkeit des Werks von Vermeer. Noch nie waren so viele Bilder des holländischen Barockkünstlers in einer Schau zu sehen.
Doch es gibt auch Kritik: So wird Vermeer nicht in seine Zeit eingebettet. Das 17. Jahrhundert war die Hochzeit des niederländischen Kolonialreichs. Menschen, die sich Kunstwerke, etwa von Jan Vermeer, leisten konnten, waren durch Sklavenhandel reich geworden. Darüber ist in Amsterdam nichts zu erfahren.
Wer war Vermeer?
Jan Vermeer van Delft oder auch Johannes Vermeer (1632-1675) ist einer der berühmtesten Maler des holländischen Barocks. Bekannt ist er vor allem für stille Szenen aus Innenräumen, weswegen er als "Maler der Stille" bezeichnet wird.
In Bildern wie "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" und "Das Milchmädchen" zeigt er sich als Meister im Einsatz von Farben und der Darstellung von Licht und Schatten. Anders als über seinen Zeitgenossen Rembrandt van Rijn ist vergleichsweise wenig über das Leben von Vermeer bekannt.
(Quellen: beb, Deutschlandradio, KNA)