Vermittler zwischen Malerei und Architektur
Der Maler, Grafiker und Architekt El Lissitzky verstand sich seit Beginn der 20er-Jahre als erster kultureller Botschafter des noch jungen Sowjetstaates. Sein Werk beeinflusste in den 20er-Jahren die De-Stijl-Bewegung und das Bauhaus. Er starb am 30. Dezember 1941 in Moskau an Tuberkulose.
"Ich kremple die Ärmel auf und beginne jede von mir für das ‘Heute’ geforderte nützliche Arbeit. Ist es nötig, bei uns und im Ausland die Errungenschaften der sozialistischen Kultur und Wirtschaft zu propagieren, schaffe ich eine neue Art von Ausstellungen."
Der Maler, Grafiker und Architekt El Lissitzky verstand sich seit Beginn der 20er-Jahre als erster kultureller Botschafter des noch jungen Sowjetstaates. Die Farben Rot und Schwarz dominierten auf seinen konstruktivistischen Propagandaplakaten, die mit ihrer avantgardistischen Bildsprache den revolutionären Aufbruch der UdSSR feierten.
El Lissitzky wurde 1890 bei Smolensk als Kind jüdischer Eltern geboren. Nachdem er an der Sankt Petersburger Kunstakademie abgelehnt wurde, übersiedelte er 1909 nach Darmstadt, wo er Architektur studierte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste er nach Russland zurückgehen. Es war auch eine Rückkehr zu seinen kulturellen Wurzeln wie Nathalie Hazan-Brunet vom Jüdischen Museum in Paris feststellt.
"Etwa 1915 begann Lissitzky über die noch junge Generation russisch-jüdischer Künstler, der er ja angehörte, ernsthaft nachzudenken. Er fragte sich, welche Rolle sie in der Gemeinschaft der Nationen einnehmen, vor allem aber wie ihre Kunst aussehen könnte. Es ging hierbei offenbar darum, jüdische Kultur klar zu definieren, da nämlich die Gefahr ihrer Auflösung drohte."
Lissitzky illustrierte in dieser Zeit jüdische Kindermärchen. Traditionelle russische Volksbilderbögen, dienten ihm hierbei als Inspirationsquelle. Die Erzählfreude seiner Buchillustrationen erinnerte an Chagall, mit dem ihn eine lange Freundschaft verband. Doch mit der Oktoberrevolution brach 1917 ein neues Zeitalter für Russland an, und die Künstler reagierten darauf. Lissitzky propagierte, dass sie ihre Ateliers verlassen und ihre Ideen und Schöpfungen breiten Volksschichten zugänglich machen sollten. Sein "Selbstportrait als Konstrukteur", das er 1924 als Fotomontage gestaltete, verweist aber auch weiterhin auf seine tiefe Verwurzelung im Judentum.
"Lissitzkys ‘Selbstportrait als Konstrukteur’ enthält eine versteckte Botschaft. Betsalel war der erste jüdische, von Gott erwählte Künstler. Er erbaute den Tempel in der Wüste. Betsalel bedeutet ‘im Schatten Gottes’. Tatsächlich ist Lissitzkys eine Gesichtshälfte im Schatten wiedergegeben. Gleich daneben verbindet ein Pfeil Lissitzkys Namen mit dem Wort ‘El’, was in hebräisch ‘Gott’ bedeutet. Der Künstler als Schöpfergott also? Lissitzkys Werke verweisen oft auf seine jüdischen Wurzeln. Doch dieses Selbstportrait wirkt wie ein Manifest. Lissitzkys sieht sich als Konstrukteur, als Schöpfer der neuen Zeit."
Lissitzky entwickelte den sogenannten "Proun". Das russische Wortkürzel stand für "Projekt für die Gründung neuer Formen der Kunst". Sophie Lissitzky-Küppers beschrieb die Proun-Bilder ihres Mannes als etwas völlig Neues in der europäischen Kunst:
"Da war der in den Bildrahmen eingespannte kosmische Raum, in dem sich schwebende geometrische Körper durch ungeheure Spannungen im Gleichgewicht hielten. Sie waren plastisch im Gegensatz zu den Kompositionen des Suprematisten Malewitsch, die absolut flächig wirkten und sich in zersplitternde Einzelteile verloren."
Lissitzky zeigte seine Prounen auf einer ersten Einzelausstellung in der Kestner-Gesellschaft in Hannover, vermittelt durch Kurt Schwitters. Auf die Ziele seines Schaffens angesprochen, antwortete Lissitzky:
"Proun habe ich als Umsteigestation von der Malerei zur Architektur geschaffen. Das Staffeleibild hat seinen Lebensgang als Kunstwerk abgeschlossen, und alle schöpferischen Energien müssen ein neues Kunstwerk, nicht Staffeleibild, schaffen. Alles plastische Schaffen realisiert sich in und um die Architektur. Diese Architektur ist mein Ziel."
Seit Mitte der 20er-Jahre entwarf Lissitzky auch Architekturutopien wie den "Wolkenbügel", ein statisch sehr gewagtes Bürohochhaus für Moskau oder die sogenannte "Lenintribüne", eine für flammende Reden erdachte Kanzel. Mit ungeheurem Pathos hatte Lissitzky bereits 1919 in die Zukunft geschaut.
"Unser Leben erhielt jetzt ein neues, kommunistisches Eisenbetonfundament für alle Völker der Erde. Dank der ‘Prounen’ wird man auf diesem Fundament monolithe kommunistische Städte bauen, in denen die Bevölkerung des Erdballs wohnen wird."
Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Lissitzkys avantgardistische Visionen fanden keinen Anklang, denn der Sozialistische Realismus setzte sich schließlich durch. Lissitzky starb am 30. Dezember 1941 in Moskau an Tuberkulose.
Der Maler, Grafiker und Architekt El Lissitzky verstand sich seit Beginn der 20er-Jahre als erster kultureller Botschafter des noch jungen Sowjetstaates. Die Farben Rot und Schwarz dominierten auf seinen konstruktivistischen Propagandaplakaten, die mit ihrer avantgardistischen Bildsprache den revolutionären Aufbruch der UdSSR feierten.
El Lissitzky wurde 1890 bei Smolensk als Kind jüdischer Eltern geboren. Nachdem er an der Sankt Petersburger Kunstakademie abgelehnt wurde, übersiedelte er 1909 nach Darmstadt, wo er Architektur studierte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste er nach Russland zurückgehen. Es war auch eine Rückkehr zu seinen kulturellen Wurzeln wie Nathalie Hazan-Brunet vom Jüdischen Museum in Paris feststellt.
"Etwa 1915 begann Lissitzky über die noch junge Generation russisch-jüdischer Künstler, der er ja angehörte, ernsthaft nachzudenken. Er fragte sich, welche Rolle sie in der Gemeinschaft der Nationen einnehmen, vor allem aber wie ihre Kunst aussehen könnte. Es ging hierbei offenbar darum, jüdische Kultur klar zu definieren, da nämlich die Gefahr ihrer Auflösung drohte."
Lissitzky illustrierte in dieser Zeit jüdische Kindermärchen. Traditionelle russische Volksbilderbögen, dienten ihm hierbei als Inspirationsquelle. Die Erzählfreude seiner Buchillustrationen erinnerte an Chagall, mit dem ihn eine lange Freundschaft verband. Doch mit der Oktoberrevolution brach 1917 ein neues Zeitalter für Russland an, und die Künstler reagierten darauf. Lissitzky propagierte, dass sie ihre Ateliers verlassen und ihre Ideen und Schöpfungen breiten Volksschichten zugänglich machen sollten. Sein "Selbstportrait als Konstrukteur", das er 1924 als Fotomontage gestaltete, verweist aber auch weiterhin auf seine tiefe Verwurzelung im Judentum.
"Lissitzkys ‘Selbstportrait als Konstrukteur’ enthält eine versteckte Botschaft. Betsalel war der erste jüdische, von Gott erwählte Künstler. Er erbaute den Tempel in der Wüste. Betsalel bedeutet ‘im Schatten Gottes’. Tatsächlich ist Lissitzkys eine Gesichtshälfte im Schatten wiedergegeben. Gleich daneben verbindet ein Pfeil Lissitzkys Namen mit dem Wort ‘El’, was in hebräisch ‘Gott’ bedeutet. Der Künstler als Schöpfergott also? Lissitzkys Werke verweisen oft auf seine jüdischen Wurzeln. Doch dieses Selbstportrait wirkt wie ein Manifest. Lissitzkys sieht sich als Konstrukteur, als Schöpfer der neuen Zeit."
Lissitzky entwickelte den sogenannten "Proun". Das russische Wortkürzel stand für "Projekt für die Gründung neuer Formen der Kunst". Sophie Lissitzky-Küppers beschrieb die Proun-Bilder ihres Mannes als etwas völlig Neues in der europäischen Kunst:
"Da war der in den Bildrahmen eingespannte kosmische Raum, in dem sich schwebende geometrische Körper durch ungeheure Spannungen im Gleichgewicht hielten. Sie waren plastisch im Gegensatz zu den Kompositionen des Suprematisten Malewitsch, die absolut flächig wirkten und sich in zersplitternde Einzelteile verloren."
Lissitzky zeigte seine Prounen auf einer ersten Einzelausstellung in der Kestner-Gesellschaft in Hannover, vermittelt durch Kurt Schwitters. Auf die Ziele seines Schaffens angesprochen, antwortete Lissitzky:
"Proun habe ich als Umsteigestation von der Malerei zur Architektur geschaffen. Das Staffeleibild hat seinen Lebensgang als Kunstwerk abgeschlossen, und alle schöpferischen Energien müssen ein neues Kunstwerk, nicht Staffeleibild, schaffen. Alles plastische Schaffen realisiert sich in und um die Architektur. Diese Architektur ist mein Ziel."
Seit Mitte der 20er-Jahre entwarf Lissitzky auch Architekturutopien wie den "Wolkenbügel", ein statisch sehr gewagtes Bürohochhaus für Moskau oder die sogenannte "Lenintribüne", eine für flammende Reden erdachte Kanzel. Mit ungeheurem Pathos hatte Lissitzky bereits 1919 in die Zukunft geschaut.
"Unser Leben erhielt jetzt ein neues, kommunistisches Eisenbetonfundament für alle Völker der Erde. Dank der ‘Prounen’ wird man auf diesem Fundament monolithe kommunistische Städte bauen, in denen die Bevölkerung des Erdballs wohnen wird."
Dazu sollte es jedoch nicht kommen. Lissitzkys avantgardistische Visionen fanden keinen Anklang, denn der Sozialistische Realismus setzte sich schließlich durch. Lissitzky starb am 30. Dezember 1941 in Moskau an Tuberkulose.