Versailles mit den Augen einer Vorleserin

Von Anke Leweke |
Die Französische Revolution aus Sicht der königlichen Dienstboten: Langsam dringen Nachrichten in den Palast, dass Volk begehre gegen seinen König auf. Benoit Jacquot zeigt nebenbei die Machtstruktur am Hofe: Die einzige Währung ist die Gunst der Königin.
Schon häufiger waren wir auf der Leinwand in Versailles zu Gast. Doch selten haben wir das höfische Leben aus der Perspektive der Dienerschaft erlebt. Bei Jacquot steht die Vorleserin Marie Antoinettes im Mittelpunkt. Zu Beginn des Films scheint die Welt noch in Ordnung, doch peu á peu dringen ungeheuerliche Nachrichten in die Gemächer.

Das Volk begehrt gegen seinen König auf, die Bastille wird gestürmt. Die Königin findet ihren Namen auf der Todesliste der Revolutionäre wieder. Gemeinsam mit ihrer Vorleserin und ihrer geliebten Freundin Gabrielle de Polignac schmiedet sie einen Plan.

Diese Geschichte nutzt Jacquot, um einen Blick hinter die Kulissen von Versailles zu werfen, das rigide Machtgefüge zu hinterfragen, sich den Menschen hinter dem Kostüm zu nähern. "Leb wohl, meine Königin" ist kein opulenter Kostümfilm, sondern einer, der versucht, die Textur einer Epoche zu erfassen.

In aller Beiläufigkeit fängt Jacquot die nicht sonderlich hygienischen Lebensverhältnisse in Versailles ein, zeigt die Krätze an den Armen der Diener. die Ratten in den Gängen. Und er zeigt, dass die einzige Währung am Hof die Gunst der Königin ist.

Darsteller: Lea Seydoux, Diane Krüger, Virginie Ledoyen; Frankreich 2012, 100 Minuten

Weitere Informationen:
Filmhomepage "Lebe wohl, meine Königin"
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