Verschieden glauben, gemeinsam leben (Teil IV)
Der Dialog zwischen den Religionen gewinnt in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Im vierten Teil der Reihe "Verschieden glauben, gemeinsam leben" geht es um den interreligiösen Gesprächskreis in Leipzig.
Eine kleine Seitenstraße in der Nähe des Leipziger Bahnhofs. In einem der Gründerzeithäuser ist der Gebetsraum der monotheistischen Offenbarungsreligion: der Baha`i.
Der interreligiöse Gesprächskreis Leipzig trifft sich heute in der Baha`i-Gemeinde. Zwölf Männer und Frauen – unter ihnen Afsane Akhtar–Khawari von den Baha´i, Dr. Timotheus Arndt, Theologe an der Universität Leipzig, und Josef Tabakmann von der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig.
Afsane Akhtar – Khawari: "Vor einigen Jahren, als wir das angefangen haben, war es einfach der Wunsch zu zeigen, dass die Religionen viel mehr gemeinsam haben, als sie an Unterschieden haben. Wir alle lieben das Göttliche, das Geistige. Und das verbindet mich mit meinen Kollegen in diesem Kreis wesentlich mehr als mit den Atheisten, die um mich herum leben und die mit Religion wenig anfangen können."
Dr. Timotheus Arndt: "Mit unseren verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen ist es wichtig, dass es immer einige aus den möglichst vielen Gemeinschaften gibt, die sich kennen. Und auch möglichen Problemen vorzubeugen, beziehungsweise das Miteinander umgehen zu lernen."
Josef Tabakmann: "Leider vor der Wende dieses Thema Judentum war Tabu, viele Leipziger wissen überhaupt nicht über das Judentum. Hier in diesem Gespräch, wir können besser kennenlernen die anderen Religionen und das bringt Frieden zwischen den verschiedenen Religionen, zwischen die Völker."
Ob Baha´i, Christ, Jude oder Muslim wie der 32-jährige Islamwissenschaftler Walid Abd El
Gawad – eines haben alle Mitglieder des interreligiösen Gesprächskreises gemeinsam: Sie sehen
sich als Vermittler zwischen den Religionen.
Walid Abd El Gawad: "Es geht nicht um eine Kuschelecke, wir sitzen nicht hier und sagen, das verbindet uns und deshalb müssen wir uns gegenseitig lieben. Es geht wirklich um´s Kennenlernen. Vorletztes Mal waren wir bei unseren jüdischen Kollegen in ihrem Kulturzentrum. Die haben uns gezeigt, wie sie normalerweise feiern. Wir haben das vor Ort gesehen, das war für mich ein schönes Erlebnis."
Das Thema des interreligiösen Gesprächs sind diesmal die wichtigsten islamischen Feiertage.
"Das erste Fest ist im neunten Monat, nach der Fastenzeit, wird das Fastenbrechenfest, so heißt es auch, gefeiert..."'"
Walid Abd El Gawad erzählt, die anderen hören aufmerksam zu, fragen nach.
"Warum gibt es so wenige Feiertage? - Na ja, es gibt andere Festtage, das sind die großen Feste..."
Gespräche wie diese bereichern. Besonders beeindruckt hat Walid Abd El Gawad die Begegnung mit Vertretern von kleineren Religionsgemeinschaften wie der Hare-Krishna-Bewegung.
"Die habe ich oft auf der Straße gesehen, ich habe mich nie so richtig getraut zu fragen, was sie machen, wie sie feiern. Und das erste Mal, als sie erzählt haben von ihrer Vorstellung von Gott – also ich fand, es ist eine universelle Weltanschauung, die mich sehr angesprochen hat. Ich bin
Muslime, aber ich behaupte, jetzt ein bisschen mehr zu wissen, wie sie denken, wie sie sich fühlen, was sie von mir denken auch, von anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften. Und jetzt begegne ich Ihnen mit ganz anderen Augen."
Die evangelische Nikolaikirche in Leipzig ist eines der Symbole der friedlichen Revolution. Im DDR Staat gab es keinen Platz für Religion. Doch seit der Wende hat sich auch in Leipzig viel getan. Die jüdische Gemeinde etwa ist von 35 Mitgliedern auf rund 1300 gewachsen. Und: Mehr als 70 Religionsgemeinschaften und spirituelle Gruppen gibt es inzwischen wieder. Timotheus Arndt:
"Viele kleine Gruppen, die zum Teil auch noch sehr mit sich selbst beschäftigt sind, teils durch Zuwanderung oft noch sprachliche Schwierigkeiten haben, mit anderen in Kontakt zu treten. Auf der anderen Seite, die DDR Vergangenheit, die ja auch mit längerem Wüten gegen Religion eine religiöse Ahnungslosigkeit, man könnte sagen, einen religiösen Analphabetismus hinterlassen hat. Und die meisten Leute wissen auch gar nicht, wie sie die einen mit den anderen zusammenbringen sollen. Selbst der Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Christen ist den meisten nicht klar."
Noch nicht einmal jeder vierte Leipziger gehört einer Religionsgemeinschaft an. Auch die Christen sind nur eine Minderheit. Und das hat auch Einfluss auf den interreligiösen Dialog.
"Es hilft, bescheiden miteinander umzugehen, zu wissen, dass man nicht per Mehrheit schon allein in einer Machtposition ist. Das heißt der Raum, in dem wir miteinander sprechen, ist von vorneherein etwas freier von Machtverhältnissen. Natürlich gibt es trotzdem Mehrheiten und Minderheiten. Aber die mischen sich in der Gruppe von Mal zu mal ganz anders als statistisch in der Gesellschaft, weil es davon abhängt, aus welcher Gruppe vielleicht zufällig mehr Zeit hatten an einem Abend zu kommen."
Afsane Akhtar – Khawari: "Wir Baha’i sind ja an die Minderheitensituation gewöhnt, ja man könnte es als Vorteil sehen, dass die Menschen eigentlich unvoreingenommen sind."
Walid Abd El Gawad: "Ich denke dieser Minderheitenstatus trägt dazu bei, dass wir alle mehr oder weniger gleich sind. Ich habe auch im Westen gelebt und da ist man als Muslime öfter aufgefallen. Hier im Osten fällt man als jemand, der überhaupt an etwas glaubt, auf."
So auch im vergangenen Jahr, da war der Islamwissenschaftler Walid Abd El Gawad gemeinsam mit einer Theologin kurz vor Weihnachten in einigen Grundschulen, um über das christliche Weih- nachtsfest und das muslimische Opferfest zu sprechen.
Walid Abd El Gawad: "Die Kinder haben genauso viel Ahnung vom muslimischen Fest wie von Weihnachten. Die wussten nicht, worum es geht, warum man das feiert. Meine christliche Kollegin und ich hatten die gleiche Sorge, möglichst viel Informationen über die eigene Religion weiterzugeben, als über unsere Unterschiede uns zu unterhalten."
Die größten Herausforderungen nicht nur für die Mitglieder des interreligiösen Gesprächskreises: die kleine lebendige "Religionslandschaft" in Leipzig überhaupt erst einmal ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Und: die Religionsgemeinschaften miteinander zu vernetzen. Deshalb beteiligt sich der Gesprächskreis nicht nur regelmäßig an den Interkulturellen Wochen, sondern auch am Interreligiösen Runden Tisch.
Dr. Timotheus Arndt: "Da habe ich den Eindruck ist das Wichtigste, dass es existiert, und wir dort auch immer informiert werden über Möglichkeiten, Fördermöglichkeiten auch von Veranstaltungen und dass dort aus Sicht der Religionsvertreter erzählt werden kann, was empfinden wir als Probleme."
Dr. Timotheus Arndt und Josef Tabakmann sind zufrieden mit dem, was der Gesprächskreis bisher erreicht hat.
Dr. Timotheus Arndt: "Nur so kann der Anfang gehen. Es muss erst mal eine Basis da sein und das sind die Leute, die gelernt haben, miteinander umzugehen. Und dann kommt der schwierigere Schritt der auch immer wieder in Angriff genommen werden muss, auch andere zu erreichen, deren Ängste zu überwinden sind.""
Josef Tabakmann: "Das ist sehr wichtig für alle Leipziger, weil wir liefern weiter unser Wissen, was wir lernen hier, das bleibt nicht nur bei mir, ich bringe das in die Gemeinde, andere Juden – und das ist sehr wichtig."
Doch was für Chancen hat der interreligiöse Dialog in Leipzig? Da gehen die Meinungen weit aus- einander. Stojan Gugutschkow, der Integrationsbeauftragte der Stadt Leipzig und Raik Zillmann, Mitautor des "Handbuchs Leipziger Religionen."
Stojan Gugutschkow: "Gerade die Ereignisse vor 20 Jahren haben gezeigt, dass eine Minderheit viel bewegen kann. Und diese Minderheit kam oft aus dem kirchlichen Raum heraus. Das heißt, diese Erfahrung, dass Minderheiten den Gang der Geschichte verändern können, sage ich jetzt mal etwas pathetisch, die wirkt auch nach."
Raik Zillmann: "Ich glaube, dass der interreligiöse Dialog eine Chance hat, dass er sehr, sehr wichtig ist für die interreligiöse und interkulturelle Arbeit, aber dass er im Osten Deutschlands mit diesem Fehlen an Religiösität, dass er dort viel bewirken kann, glaube ich persönlich nicht. Das Problem wird sein, dass ein Großteil der ostdeutschen Öffentlichkeit dieser Arbeit völlig desinteressiert gegenüber steht."
Stojan Gugutschkow: "Messbar ist es nicht, es trägt Früchte wahrscheinlich erst nach Jahren und auch wenn die Früchte da sind, kann man nicht sagen, dank des Runden Tisches oder dank des Gesprächskreises. Das Ergebnis ist einfach da und da kann man froh sein, wenn es positiv ausfällt."
Afsane Akhtar – Khawari, Walid Abd El Gawad und die anderen Teilnehmer des interreligiösen
Gesprächskreises wollen weitermachen. Schritt für Schritt.
Afsane Akhtar – Khawari: "Ich wünsche mir, dass noch mehr verschiedene Gruppierungen dazu kommen - das würde mir noch mehr Freude machen."
Walid Abd El Gawad: "Die Unterschiede, wie Gott aussieht, ob er einen Sohn hatte – das kann kein Mensch richtig entscheiden. Und deshalb würde ich mir wünschen, dass dieser Wahrheitsanspruch bei allen Religionen seine Grenzen findet, dass man einfach einen Raum für den anderen lässt."
Der interreligiöse Gesprächskreis Leipzig trifft sich heute in der Baha`i-Gemeinde. Zwölf Männer und Frauen – unter ihnen Afsane Akhtar–Khawari von den Baha´i, Dr. Timotheus Arndt, Theologe an der Universität Leipzig, und Josef Tabakmann von der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig.
Afsane Akhtar – Khawari: "Vor einigen Jahren, als wir das angefangen haben, war es einfach der Wunsch zu zeigen, dass die Religionen viel mehr gemeinsam haben, als sie an Unterschieden haben. Wir alle lieben das Göttliche, das Geistige. Und das verbindet mich mit meinen Kollegen in diesem Kreis wesentlich mehr als mit den Atheisten, die um mich herum leben und die mit Religion wenig anfangen können."
Dr. Timotheus Arndt: "Mit unseren verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen ist es wichtig, dass es immer einige aus den möglichst vielen Gemeinschaften gibt, die sich kennen. Und auch möglichen Problemen vorzubeugen, beziehungsweise das Miteinander umgehen zu lernen."
Josef Tabakmann: "Leider vor der Wende dieses Thema Judentum war Tabu, viele Leipziger wissen überhaupt nicht über das Judentum. Hier in diesem Gespräch, wir können besser kennenlernen die anderen Religionen und das bringt Frieden zwischen den verschiedenen Religionen, zwischen die Völker."
Ob Baha´i, Christ, Jude oder Muslim wie der 32-jährige Islamwissenschaftler Walid Abd El
Gawad – eines haben alle Mitglieder des interreligiösen Gesprächskreises gemeinsam: Sie sehen
sich als Vermittler zwischen den Religionen.
Walid Abd El Gawad: "Es geht nicht um eine Kuschelecke, wir sitzen nicht hier und sagen, das verbindet uns und deshalb müssen wir uns gegenseitig lieben. Es geht wirklich um´s Kennenlernen. Vorletztes Mal waren wir bei unseren jüdischen Kollegen in ihrem Kulturzentrum. Die haben uns gezeigt, wie sie normalerweise feiern. Wir haben das vor Ort gesehen, das war für mich ein schönes Erlebnis."
Das Thema des interreligiösen Gesprächs sind diesmal die wichtigsten islamischen Feiertage.
"Das erste Fest ist im neunten Monat, nach der Fastenzeit, wird das Fastenbrechenfest, so heißt es auch, gefeiert..."'"
Walid Abd El Gawad erzählt, die anderen hören aufmerksam zu, fragen nach.
"Warum gibt es so wenige Feiertage? - Na ja, es gibt andere Festtage, das sind die großen Feste..."
Gespräche wie diese bereichern. Besonders beeindruckt hat Walid Abd El Gawad die Begegnung mit Vertretern von kleineren Religionsgemeinschaften wie der Hare-Krishna-Bewegung.
"Die habe ich oft auf der Straße gesehen, ich habe mich nie so richtig getraut zu fragen, was sie machen, wie sie feiern. Und das erste Mal, als sie erzählt haben von ihrer Vorstellung von Gott – also ich fand, es ist eine universelle Weltanschauung, die mich sehr angesprochen hat. Ich bin
Muslime, aber ich behaupte, jetzt ein bisschen mehr zu wissen, wie sie denken, wie sie sich fühlen, was sie von mir denken auch, von anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften. Und jetzt begegne ich Ihnen mit ganz anderen Augen."
Die evangelische Nikolaikirche in Leipzig ist eines der Symbole der friedlichen Revolution. Im DDR Staat gab es keinen Platz für Religion. Doch seit der Wende hat sich auch in Leipzig viel getan. Die jüdische Gemeinde etwa ist von 35 Mitgliedern auf rund 1300 gewachsen. Und: Mehr als 70 Religionsgemeinschaften und spirituelle Gruppen gibt es inzwischen wieder. Timotheus Arndt:
"Viele kleine Gruppen, die zum Teil auch noch sehr mit sich selbst beschäftigt sind, teils durch Zuwanderung oft noch sprachliche Schwierigkeiten haben, mit anderen in Kontakt zu treten. Auf der anderen Seite, die DDR Vergangenheit, die ja auch mit längerem Wüten gegen Religion eine religiöse Ahnungslosigkeit, man könnte sagen, einen religiösen Analphabetismus hinterlassen hat. Und die meisten Leute wissen auch gar nicht, wie sie die einen mit den anderen zusammenbringen sollen. Selbst der Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Christen ist den meisten nicht klar."
Noch nicht einmal jeder vierte Leipziger gehört einer Religionsgemeinschaft an. Auch die Christen sind nur eine Minderheit. Und das hat auch Einfluss auf den interreligiösen Dialog.
"Es hilft, bescheiden miteinander umzugehen, zu wissen, dass man nicht per Mehrheit schon allein in einer Machtposition ist. Das heißt der Raum, in dem wir miteinander sprechen, ist von vorneherein etwas freier von Machtverhältnissen. Natürlich gibt es trotzdem Mehrheiten und Minderheiten. Aber die mischen sich in der Gruppe von Mal zu mal ganz anders als statistisch in der Gesellschaft, weil es davon abhängt, aus welcher Gruppe vielleicht zufällig mehr Zeit hatten an einem Abend zu kommen."
Afsane Akhtar – Khawari: "Wir Baha’i sind ja an die Minderheitensituation gewöhnt, ja man könnte es als Vorteil sehen, dass die Menschen eigentlich unvoreingenommen sind."
Walid Abd El Gawad: "Ich denke dieser Minderheitenstatus trägt dazu bei, dass wir alle mehr oder weniger gleich sind. Ich habe auch im Westen gelebt und da ist man als Muslime öfter aufgefallen. Hier im Osten fällt man als jemand, der überhaupt an etwas glaubt, auf."
So auch im vergangenen Jahr, da war der Islamwissenschaftler Walid Abd El Gawad gemeinsam mit einer Theologin kurz vor Weihnachten in einigen Grundschulen, um über das christliche Weih- nachtsfest und das muslimische Opferfest zu sprechen.
Walid Abd El Gawad: "Die Kinder haben genauso viel Ahnung vom muslimischen Fest wie von Weihnachten. Die wussten nicht, worum es geht, warum man das feiert. Meine christliche Kollegin und ich hatten die gleiche Sorge, möglichst viel Informationen über die eigene Religion weiterzugeben, als über unsere Unterschiede uns zu unterhalten."
Die größten Herausforderungen nicht nur für die Mitglieder des interreligiösen Gesprächskreises: die kleine lebendige "Religionslandschaft" in Leipzig überhaupt erst einmal ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Und: die Religionsgemeinschaften miteinander zu vernetzen. Deshalb beteiligt sich der Gesprächskreis nicht nur regelmäßig an den Interkulturellen Wochen, sondern auch am Interreligiösen Runden Tisch.
Dr. Timotheus Arndt: "Da habe ich den Eindruck ist das Wichtigste, dass es existiert, und wir dort auch immer informiert werden über Möglichkeiten, Fördermöglichkeiten auch von Veranstaltungen und dass dort aus Sicht der Religionsvertreter erzählt werden kann, was empfinden wir als Probleme."
Dr. Timotheus Arndt und Josef Tabakmann sind zufrieden mit dem, was der Gesprächskreis bisher erreicht hat.
Dr. Timotheus Arndt: "Nur so kann der Anfang gehen. Es muss erst mal eine Basis da sein und das sind die Leute, die gelernt haben, miteinander umzugehen. Und dann kommt der schwierigere Schritt der auch immer wieder in Angriff genommen werden muss, auch andere zu erreichen, deren Ängste zu überwinden sind.""
Josef Tabakmann: "Das ist sehr wichtig für alle Leipziger, weil wir liefern weiter unser Wissen, was wir lernen hier, das bleibt nicht nur bei mir, ich bringe das in die Gemeinde, andere Juden – und das ist sehr wichtig."
Doch was für Chancen hat der interreligiöse Dialog in Leipzig? Da gehen die Meinungen weit aus- einander. Stojan Gugutschkow, der Integrationsbeauftragte der Stadt Leipzig und Raik Zillmann, Mitautor des "Handbuchs Leipziger Religionen."
Stojan Gugutschkow: "Gerade die Ereignisse vor 20 Jahren haben gezeigt, dass eine Minderheit viel bewegen kann. Und diese Minderheit kam oft aus dem kirchlichen Raum heraus. Das heißt, diese Erfahrung, dass Minderheiten den Gang der Geschichte verändern können, sage ich jetzt mal etwas pathetisch, die wirkt auch nach."
Raik Zillmann: "Ich glaube, dass der interreligiöse Dialog eine Chance hat, dass er sehr, sehr wichtig ist für die interreligiöse und interkulturelle Arbeit, aber dass er im Osten Deutschlands mit diesem Fehlen an Religiösität, dass er dort viel bewirken kann, glaube ich persönlich nicht. Das Problem wird sein, dass ein Großteil der ostdeutschen Öffentlichkeit dieser Arbeit völlig desinteressiert gegenüber steht."
Stojan Gugutschkow: "Messbar ist es nicht, es trägt Früchte wahrscheinlich erst nach Jahren und auch wenn die Früchte da sind, kann man nicht sagen, dank des Runden Tisches oder dank des Gesprächskreises. Das Ergebnis ist einfach da und da kann man froh sein, wenn es positiv ausfällt."
Afsane Akhtar – Khawari, Walid Abd El Gawad und die anderen Teilnehmer des interreligiösen
Gesprächskreises wollen weitermachen. Schritt für Schritt.
Afsane Akhtar – Khawari: "Ich wünsche mir, dass noch mehr verschiedene Gruppierungen dazu kommen - das würde mir noch mehr Freude machen."
Walid Abd El Gawad: "Die Unterschiede, wie Gott aussieht, ob er einen Sohn hatte – das kann kein Mensch richtig entscheiden. Und deshalb würde ich mir wünschen, dass dieser Wahrheitsanspruch bei allen Religionen seine Grenzen findet, dass man einfach einen Raum für den anderen lässt."