Verschwörungstheorien zum Coronavirus

Apokalyptische Fantasien

07:29 Minuten
Eine rothaarige Frau in Winterjacke trägt eine Schutzmaske und schaut skeptisch.
Angst vor dem Coronavirus? Kein Grund an Verschwörungstheorien zu glauben - aber eine psychologisch erklärbare Reaktion, so Oliver Decker. © Pille-Riin Priske / Unsplash.com
Oliver Decker im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Warum wütet derzeit das Coronavirus? Verschwörungstheorien ordnen die Pandemie in ein rechtes Weltbild ein. Dass manche Menschen diesen Theorien Glauben schenken, ist aber auch psychologisch erklärbar, sagt Sozialpsychologe Oliver Decker.
Schlechte Zeiten sind oft gute Zeiten für Menschen, die die allgemeine Verunsicherung für sich nutzen wollen: So bietet auch das Coronavirus Rechtsextremisten und Verschwörungstheoretikern Raum, um ihre Ideologien zu verbreiten.

Laborgemacht, ungefährlich, militärisch

Im Netz kursiert beispielsweise der Mythos der Reichsbürger, dass die Corona-Pandemie ein Angriffskrieg sei. Der Sozialpsychologe und Rechtsextremismusforscher Oliver Decker weist auf weitere derzeit zirkulierende Verschwörungstheorien hin: Etwa, dass es gar kein Virus gebe, es nicht so gefährlich sei, dass das Virus aus einem Labor komme – oder auch, dass mit Corona die Menschheit reduziert werden solle, so der Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung an der Universität Leipzig.
Im Grunde würden "apokalyptische Fantasien, Reinigungsfantasien" im Zusammenhang mit dem Coronavirus wieder hochgespült, so der Rechtsextremismusforscher. Nicht zuletzt hätten viele Theorien auch antisemitische Strukturen, etwa wenn Unternehmen von George Soros für die Pandemie verantwortlich gemacht würden.
"Man kann sagen: Ja, die Coronakrise wird von extrem rechten Menschen genutzt", sagt Decker. "Allerdings muss man auch sehen, dass diese Verschwörungsmentalität, die dem zugrunde liegt, etwas ist, dass in der Bevölkerung grundsätzlich ein gewisses Maß an Verbreitung hat."

Psychische Reaktion auf Krisen

Verschwörungstheorien würden allerdings nicht nur instrumentell eingesetzt, sondern hätten zudem eine psychische Funktion, für diejenigen, die ihnen anhängen: Verschwörungsmentalität, so Decker, sei ein Versuch, mit Krisen umzugehen, eine "Fiktion von Kontrolle" herzustellen.
Derartige Theorien, sagt Decker, "bieten ein Moment von Kontrollerleben, für die Menschen, die das so äußern, weil sie wenigstens wissen, wo der Gegner steht."
(jfr)
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