Coronapandemie und Krebskranke

Ein Gesundheitssystem auf Kante

07:52 Minuten
Ein 61 jaehriger Krebspatient im Palliativzentrum der Uniklinik Köln sitzt mit dem Rücken zur Kamera auf seinem Bett und schaut aus dem Fenster.
Ein Krebspatient im Palliativzentrum der Uniklinik Köln. Aufgrund der Coronapandemie ist die Versorgung von Krebspatienten schlechter geworden. © imago / epd / Joern Neumann
Susanne Weg-Remers im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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In Deutschland erkranken jedes Jahr eine halbe Million Menschen neu an Krebs. Anlässlich des Weltkrebstags warnt die Deutsche Krebshilfe, dass bald mehr Patienten an Krebs sterben könnten, da die Zahl der Behandlungen durch die Coronapandemie gesunken ist.
Die Krebsforschung schätzt, dass etwa 70 Prozent der Krebserkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und durch Früherkennung verhindert werden können. Doch eine ausreichende medizinische Versorgung sei aufgrund der Coronapandemie oft ins Hintertreffen geraten, so die Deutsche Krebshilfe.
"Wenn in den Kliniken die Kapazitäten eng sind, dann guckt man, wo man schieben kann", sagt Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Die Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern seien in einer "extrem schwierigen Situation". Zum einen hätten sie den Coronapatienten, der ohne Intensivbetreuung die Nacht nicht überleben würde und auf der anderen Seite den Krebspatienten, dessen Operation man verschieben könne. Das sei die aktuelle Situation. Und das könne durchaus problematisch sein.

Wenige Wochen können entscheidend sein

"Es gibt überwiegend Erkrankungssituationen, bei denen man eigentlich in einigen Wochen eine Operation benötigt, damit die Heilungschancen sich nicht deutlich verschlechtern", sagt Weg-Remers. "Das sind Wochen, in denen es auf lange Sicht um Leben oder Tod geht." Gleichzeitig sei es für die Patienten eine extrem belastende Situation, wenn sie erfahren, dass eine geplante Operation abgesagt werde, da ein Intensivbett fehle.
"Ich glaube, dass diese Pandemie sehr deutlich gemacht hat, dass unser Gesundheitssystem in Deutschland auf Kante genäht ist", sagt Weg-Remers. Die Politik müsse sich überlegen, wie das weitergehen solle, denn allein aufgrund der demografischen Entwicklung müsse man damit rechnen, dass in den kommenden zehn, zwanzig Jahren es eine deutliche Zunahme von Krebspatienten geben werde. Dafür brauche man ein solides und belastbares Gesundheitssystem, so Weg-Remers.

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