Der Held von Gwangju im Spielfilm
Der ARD-Kameramann Jürgen Hinzpeter und sein Taxifahrer sind die Protagonisten in einem koreanischen Actionfilm. Hinzpeter hatte 1980 ein Massaker an Studenten gefilmt und weltöffentlich gemacht. Das Videomaterial schmuggelte er in Keksdosen aus der von Soldaten umstellten Stadt.
Jürgen Hinzpeter ist in Südkorea ein klingender Name. Vor allem in Gwangju, der Universtätsstadt im Süden des Landes, hat man ihn nie vergessen. Der Zeuge mit den blauen Augen, wird er auch genannt. Ohne ihn, sagen viele hier, hätte die Welt nie erfahren, was damals geschehen ist, im Mai 1980. Damals richtete das Militär ein Blutbad an unter protestierenden Bürgern und Studenten. Hunderte junge Leute werden niedergemetzelt, die Zahl der Verletzten geht in die Tausende. Ein Trauma bis heute, erzählt Sun-tae Song, einer der Aktivisten von 1980. Dreißig seiner Freunde fanden damals den Tod.
Song: "Viele sind noch Tage und Wochen später an ihren schweren Verletzungen gestorben. Es war furchtbar. Und bis heute gibt es Vermisste. Die Familien haben ihre Toten still begraben, aus Angst vor Verhaftung und Verfolgung."
Am 19. Mai fliegt der Journalist und Kameramann der ARD aus dem Studio in Tokyo nach Seoul, um über die Studentenproteste zu berichten, die überall im Land demokratische Reformen einfordern. Doch die mit Unterstützung der USA regierende Militärjunta unter General Chun Doo-hwan, gerade erst durch einen Putsch an die Macht gelangt, verhängt das Kriegsrecht, lässt Oppositionelle verhaften. Hinzpeter nimmt sich in Seoul ein Taxi und schlägt sich bis Gwangju durch, das vom Militär umstellt ist. Er filmt die friedlichen Proteste, die Aufbruchstimmung unter den jungen Leuten.
Song: "Viele sind noch Tage und Wochen später an ihren schweren Verletzungen gestorben. Es war furchtbar. Und bis heute gibt es Vermisste. Die Familien haben ihre Toten still begraben, aus Angst vor Verhaftung und Verfolgung."
Am 19. Mai fliegt der Journalist und Kameramann der ARD aus dem Studio in Tokyo nach Seoul, um über die Studentenproteste zu berichten, die überall im Land demokratische Reformen einfordern. Doch die mit Unterstützung der USA regierende Militärjunta unter General Chun Doo-hwan, gerade erst durch einen Putsch an die Macht gelangt, verhängt das Kriegsrecht, lässt Oppositionelle verhaften. Hinzpeter nimmt sich in Seoul ein Taxi und schlägt sich bis Gwangju durch, das vom Militär umstellt ist. Er filmt die friedlichen Proteste, die Aufbruchstimmung unter den jungen Leuten.
Als die Hölle losbrach
Filmausschnitt Dokumentarfilm Hinzpeter: "… die Demonstranten haben alle öffentlichen Gebäude besetzt. Gwangju ist in der Hand seiner Bürger. Es ist Frühling in Gwangju. Auch politisch."
Dann lässt das Militär Panzer auffahren. Die Hölle bricht los. Hinzpeter filmt alles, was er vor die Kamera bekommt: Die Gewalt, die Leichen, lange Reihen von Särgen, die Trauer und Verzweiflung. Auf abenteuerlichen Wegen, versteckt in Keksdosen, gelingt es ihm, das Bildmaterial aus Gwangju herauszuschmuggeln und von Japan aus nach Hamburg zu schicken.
Song: "Er war ein sehr mutiger Journalist. Sie müssen sich vorstellen, die Stadt war völlig von Soldaten abgeriegelt. Am Himmel waren Hubschrauber, überall auf den Dächern waren Scharfschützen, die auf die Menschen schossen. Es gab überall Leichen, manche hatten keine Köpfe mehr. Es war wie der Holocaust in Gwangju."
Song: "Er war ein sehr mutiger Journalist. Sie müssen sich vorstellen, die Stadt war völlig von Soldaten abgeriegelt. Am Himmel waren Hubschrauber, überall auf den Dächern waren Scharfschützen, die auf die Menschen schossen. Es gab überall Leichen, manche hatten keine Köpfe mehr. Es war wie der Holocaust in Gwangju."
Nordkoreanische Spione waren am Werk
Erzählt Song. Jetzt wird Hinzpeters Geschichte in Korea verfilmt. "Taxi Driver" heißt der Film, der im nächsten Frühjahr in die Kinos kommen soll. Er erzählt die Story von Hinzpeter und seinem koreanischen Taxifahrer Kim Sa-bok. Mit einer koreanischen Starbesetzung: Der Taxifahrer wird von einem der populärsten Schauspieler des Landes, Kang-ho Song, gespielt, die Rolle von Hinzpeter übernimmt Thomas Kretschmann. Regie führt Chang Hun, der sich in den letzten Jahren durch kommerziell erfolgreiche Blockbusterfilmen zum Koreakrieg einen Namen machte. Er hoffe, dass der Film auch international ein Erfolg werde, erklärt Seok-hyeon Choi, Vorsitzender der Gwangju Film Foundation, die den Film mitfinanziert. Die Geschichte müsse erzählt werden. Bis heute gebe es in Südkorea Leute, die verbreiten, damals im Gwangju seien nordkoreanische Spione am Werk gewesen.
Choi: "Ich habe damals ins Seoul studiert, dort wurde in den Nachrichten erzählt, dass in Gwangju Kriminelle auf den Straßen randalieren würden. Niemand wusste, was dort geschah. Das Militär kontrollierte alle Medien. Erst später erfuhren wir von den Ereignissen – über Koreaner, die im Ausland Hinzpeters Reportage gesehen hatten, und die entsetzt zuhause anriefen und erzählten, was passiert war."
Choi: "Ich habe damals ins Seoul studiert, dort wurde in den Nachrichten erzählt, dass in Gwangju Kriminelle auf den Straßen randalieren würden. Niemand wusste, was dort geschah. Das Militär kontrollierte alle Medien. Erst später erfuhren wir von den Ereignissen – über Koreaner, die im Ausland Hinzpeters Reportage gesehen hatten, und die entsetzt zuhause anriefen und erzählten, was passiert war."
Erst 1992, als unter Präsident Young-sam Kim demokratische Reformen eingeleitet wurden und die Aufarbeitung der Vergangenheit begann, konnten die Südkoreaner Jürgen Hinzpeters Reportage im Fernsehen sehen. Das Entsetzen und die Empörung waren groß. Unter dem Eindruck seiner Bilder erst begann in Südkorea die Debatte über Schuld und Verantwortung. Am Ende wurden die verantwortlichen Militärs vor Gericht gestellt, zwei ehemalige Präsidenten verurteilt, Ex-Präsident General Chun Doo-hwan sogar zum Tode. Doch sie wurden rasch begnadigt, schon nach ein paar Jahren kamen sie wieder auf freien Fuß.
Hinzpeter sei der ideale Filmheld
Sie leben heute ein gutes Leben, sagt der ehemalige Studentenführer Song bitter. Hinzpeter wurde zum Ehrenbürger von Gwangju ernannt, mehrfach reiste er in die Stadt, 2003 bekam er für "seinen wertvollen Beitrag zur Geschichte Koreas" den renommierten "Song Kun-ho"-Pressepreis verliehen. Als Hinzpeter im Januar dieses Jahres starb, bekam er ein Ehrengrab auf dem Nationalfriedhof für die Opfer des Gwangju-Aufstandes– zumindest ein Teil von ihm, erzählt Song.
Song: "Es war sein Wunsch, auch in Gwangju beerdigt zu werden, deshalb brachte seine Familie Haare und Fingernägel von ihm hierher, die hier bestattet wurden."
Für Seok-hyeon Choi, Präsident der Gwangju Film Foundation, ist Hinzpeter der ideale Filmheld. Es habe damals noch andere Journalisten in Gwangju gegeben, die später auch über die Ereignisse berichtet hätten, doch Hinzpeter war der einzige, dem es gelang, trotz der Einschüchterung und der Gewalt durch die Soldaten die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, sagt er. Und der auch den Willen dazu hatte.
Song: "Es war sein Wunsch, auch in Gwangju beerdigt zu werden, deshalb brachte seine Familie Haare und Fingernägel von ihm hierher, die hier bestattet wurden."
Für Seok-hyeon Choi, Präsident der Gwangju Film Foundation, ist Hinzpeter der ideale Filmheld. Es habe damals noch andere Journalisten in Gwangju gegeben, die später auch über die Ereignisse berichtet hätten, doch Hinzpeter war der einzige, dem es gelang, trotz der Einschüchterung und der Gewalt durch die Soldaten die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, sagt er. Und der auch den Willen dazu hatte.