"Wie ein Gemälde"
Bei Christie's in London wird heute ein seltenes Manuskript von Johann Sebastian Bach versteigert: eine Komposition für Cembalo und Laute. Der Bach-Kenner Hans-Christoph Rademann durfte es in Händen halten - und kommt aus dem Schwärmen nicht heraus.
Die um 1740-1745 entstandene Komposition (BWV 998) stammt aus Privatbesitz und ging zuletzt auf Reisen durch Deutschland. Eine Station: die internationalen Bachakademie Stuttgart, die Hans-Christoph Rademann leitet. Eine solche Handschrift vor sich zu haben erziele eine "ähnliche Wirkung wie ein Gemälde, das man im Original sieht", sagt er. Die Komposition sei "wie aus einem Guss auf's Papier gebracht" worden. Normalerweise habe Bach noch einiges verändert bei seinen Manuskripten:
Das Stück war im Kopf fertig notiert
"Aber hier hat man praktisch fast eine Reinschrift vor sich. Das bezeugt einfach auch die gute Präsenz des Komponisten. Dass er ein Stück niederschreiben kann, bedeutet ja, er muss es im Kopf fertig notiert haben und dann aus dem Gedächtnis aufschreiben. Das ist eine immense Leistung."
Die Art, wie die Noten notiert seien, gebe auch eine "Klanglandschaft" mit grafischer Qualität wider: eine gewisse "Schwunghaftigkeit der Linien" sei durch die Handschrift Bachs "hervorragend nachvollziehbar".
Mitbieten bei Christie's kann die Bach-Akademie nach Auskunft Rademanns nicht: Der Schätzpreis liegt bei umgerechnet 2 bis 2,5 Millionen Euro.