Feiern wie früher?
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Restaurants, Museen, Kinos – langsam aber sicher öffnen immer mehr Kulturräume wieder. Doch Clubs bleiben nach wie vor davon ausgeschlossen. Ob es nicht doch einen Weg gibt, auch Indoor-Feiern zu ermöglichen, wird gerade in Berlin getestet.
Die Sonne scheint, die Biergärten füllen sich und am Wochenende kann man mittlerweile vielerorts auch auf Open-Airs unter freiem Himmel, mit Maske und Abstand wieder tanzen. Aber wie wird das eigentlich mit dem Feiern, wenn der Sommer vorbei ist? In Berlin konnte man das jetzt in sechs verschiedenen Clubs testen. Dicht an dicht und und ohne Maske.
Doch das war keine gedankenlose Coronaparty, sondern Teil einer wissenschaftlichen Studie. "Clubculture Reboot" hieß diese Pilotveranstaltung. 2000 Feiernde sicherten sich im Vorfeld Tickets, mit denen sie dann am Freitag und Samstag zu Veranstaltungen in sechs verschiedenen Clubs gehen konnten.
Das Besondere war das Testkonzept: Normalerweise gilt in den meisten Restaurants oder auf Open-Air-Events gerade die sogenannte GGG-Regel – Einlass nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete.
Am Wochenende wurden aber alle getestet, egal ob sie schon geimpft oder genesen waren. Das nicht wie sonst üblich nur mit einem Antigen-Schnelltest, sondern mit einem PCR-Test, der wesentlich zuverlässiger ist. Dadurch entstand für die 48 Stunden, die das Event dauerte, eine sogenannte sichere Kohorte, weil man potenzielle Superspreader im Vorfeld ausfindig machen konnte. Einige Tage wird dann erneut ein PCR-Test durchgeführt, um zu gucken, ob es zu Ansteckungen kam.
Durchoptimierte Testkonzepte
Florian Kainzinger ist Gesundheitsökonom und Geschäftsführer des Laborbetreibers "Think.Health", das die Infrastruktur für die Tests bereitgestellt und so optimiert hat, dass die Testergebnisse schneller verfügbar sind. Unter anderem durch ein sogenanntes Pooltesting-Verfahren: Mehrere Proben werden zusammengefasst und wie ein einziger Abstrich getestet. Wenn dieser negativ ist, kann man davon ausgehen, dass das auch auf Einzelproben zutrifft. Das spart Zeit und auch Kosten.
Trotzdem ist der Testballon ein aufwendiges und auch teures Konzept. Das wäre aktuell ohne Förderung oder hohe Ticketpreise vermutlich nicht jedes Wochenende umsetzbar.
Die meisten der 2000 Karten wurden von den Clubs an Stammgäste verteilt – auch um sicherzustellen, dass alle zum Nachtesten kommen. Das wirft die Frage auf: War das Wochenende wirklich repräsentativ? Die Partygäste an einem normalen Abend sind vielleicht andere, weniger vernünftige.
Erst impfen, dann raven
Auch eine andere Idee wird aktuell in Berlin getestet. Im Impfzentrum Berlin-Treptow wird ohne Anmeldung geimpft. Währenddessen legen DJs auf. Passend, denn das Zentrum befindet sich in der Arena, die eigentlich ein Club ist. Mit so einem Event wird auch nicht nur für mehr Sicherheit gesorgt.
Letztlich der Impffortschritt für die Clubs der existenzielle Hebel, um endlich sicher wieder öffnen zu können. Daher geht es bei aller Party vor allem auch um das Überleben der ganzen Clubkultur-Branche.
Abends zu Musik und Getränken impfen kann Erfolg haben. Das zeigt das Beispiel Hamburg. Da kamen zur "Langen Nacht des Impfens" rund 4500 Menschen.