Vertreter der mitteleuropäischen Moderne
Es ist die Kraft dieser Bildsprache, die den Leser des überaus dunklen, von Angst besessenen und mitunter bis an die Grenzen der Erträglichkeit verworrenen Werks von Jakub Deml in den Bann zu ziehen vermag. Kein Zweifel, dieser Jakub Deml (1878-1961) ist ein großer Außenseiter, ein skurriler Querkopf und bisweilen erfrischender Polemiker der tschechischen Literatur. Deml ist ein ebenso schwieriger wie bedeutender Vertreter der mitteleuropäischen Moderne.
"Die Wahrheit ist wie das Wild und muss gejagt werden im Dickicht der Satzgefüge und in den Furchen des Worts, manchmal wie ein Fuchs in den Schlupfwinkeln der Gegenrede und des Lachens mit den Dackeln des Scharfsinns und dem Rauch der Demut, dann wieder während der warmen Abenddämmerung der Allegorien, denn die Wahrheit ist ihrem Wesen nach wild und scheu…"
Es ist die Kraft dieser Bildsprache, die den Leser des überaus dunklen, von Angst besessenen und mitunter bis an die Grenzen der Erträglichkeit verworrenen Werks von Jakub Deml in den Bann zu ziehen vermag. Kein Zweifel, dieser Jakub Deml (1878-1961) ist ein großer Außenseiter, ein skurriler Querkopf und bisweilen erfrischender Polemiker der tschechischen Literatur. Er war allerdings auch ein Verblendeter des 20. Jahrhunderts.
Jakub Deml schlug zunächst die Laufbahn eines katholischen Priesters ein, wurde aber bereits 1909 pensioniert - wegen zahlreicher Querelen, die nicht zuletzt mit seinem Schreiben zusammenhingen. Seit den zwanziger Jahren lebte er überwiegend in Tasov, seinem Geburtsort fernab der großen Städte und schrieb dort weiter: Lyrik, Erzählungen, Tagebuchprosa, Essays. Entstanden ist ein über 130 Bände umfassendes Werk, das der Autor im Selbstverlag herausbrachte und gern als ein einziges zusammenhängendes Buch apostrophierte. In diesem Lebensbuch widmet er sich vor allem seinem Inneren, mal als Traumprotokoll, das die Verletzungen durch die Welt, die von ihm verabscheute moderne Massengesellschaft, und durch sich selbst offenbart, mal als Zwiesprache mit den Pflanzen, die ihn umgaben und die er liebte. Die Phantasiewelt der Frühromantiker scheint in Demls Werk wieder auf. Manches Verfahren des Surrealismus nehmen seine Traum- und Albtraumprotokolle vorweg. Einiges erinnert in seiner Beklemmung an Kafka. Der eindeutigen Zuordnung jedoch entzieht sich das an Facetten reiche Werk dieses Einzelgängers.
Mit seinen literarischen Weggefährten ging Jakub Deml nicht gerade glimpflich um. Der katholische Traditionalist überhäufte die politische Elite der tschechoslowakischen Zwischenkriegsrepublik mit immer neuen Vorwürfen. Viele Zeitgenossen schockierte er zur Zeit der deutschen Besatzung durch antisemitische Äußerungen.
Dr sozialistische Kulturbetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg überging den Autor und sein Werk geflissentlich. Einige Jahre nach seinem Tod wurde Deml dann von jungen systemkritischen Autoren wieder entdeckt. Der Verfemte und skandalumwitterte Autor war wieder gefragt -wegen seiner literarischen Originalität und seiner Auflehnung gegen die moderne institutionalisierte Welt. Als einer der bekanntesten tschechischen Autoren der Nachkriegszeit hat sich Bohumil Hrabal zu Jakub Deml als literarischem Vorbild bekannt.
Alles in allem gibt es Grund genug, eine Auswahl aus dem Werk Jakub Demls in die für 33 Bände konzipierte Tschechische Bibliothek der Deutschen Verlagsanstalt aufzunehmen. Unter dem Titel "Pilger des Tages und der Nacht" präsentieren die Herausgeber einen ebenso schwierigen wie bedeutenden Vertreter der mitteleuropäischen Moderne.
Jakub Deml: Pilger des Tages und der Nacht. Prosa, Lyrik, Tagebuchtexte. Aus dem Tschechischen von Christa Rothmeier, ausgewählt und kommentiert von Christa Rothmeier zusammen mit Vladimír Binar, Deutsche Verlags-Anstalt (Tschechische Bibliothek), 325 S., 19,90 Euro.
Es ist die Kraft dieser Bildsprache, die den Leser des überaus dunklen, von Angst besessenen und mitunter bis an die Grenzen der Erträglichkeit verworrenen Werks von Jakub Deml in den Bann zu ziehen vermag. Kein Zweifel, dieser Jakub Deml (1878-1961) ist ein großer Außenseiter, ein skurriler Querkopf und bisweilen erfrischender Polemiker der tschechischen Literatur. Er war allerdings auch ein Verblendeter des 20. Jahrhunderts.
Jakub Deml schlug zunächst die Laufbahn eines katholischen Priesters ein, wurde aber bereits 1909 pensioniert - wegen zahlreicher Querelen, die nicht zuletzt mit seinem Schreiben zusammenhingen. Seit den zwanziger Jahren lebte er überwiegend in Tasov, seinem Geburtsort fernab der großen Städte und schrieb dort weiter: Lyrik, Erzählungen, Tagebuchprosa, Essays. Entstanden ist ein über 130 Bände umfassendes Werk, das der Autor im Selbstverlag herausbrachte und gern als ein einziges zusammenhängendes Buch apostrophierte. In diesem Lebensbuch widmet er sich vor allem seinem Inneren, mal als Traumprotokoll, das die Verletzungen durch die Welt, die von ihm verabscheute moderne Massengesellschaft, und durch sich selbst offenbart, mal als Zwiesprache mit den Pflanzen, die ihn umgaben und die er liebte. Die Phantasiewelt der Frühromantiker scheint in Demls Werk wieder auf. Manches Verfahren des Surrealismus nehmen seine Traum- und Albtraumprotokolle vorweg. Einiges erinnert in seiner Beklemmung an Kafka. Der eindeutigen Zuordnung jedoch entzieht sich das an Facetten reiche Werk dieses Einzelgängers.
Mit seinen literarischen Weggefährten ging Jakub Deml nicht gerade glimpflich um. Der katholische Traditionalist überhäufte die politische Elite der tschechoslowakischen Zwischenkriegsrepublik mit immer neuen Vorwürfen. Viele Zeitgenossen schockierte er zur Zeit der deutschen Besatzung durch antisemitische Äußerungen.
Dr sozialistische Kulturbetrieb nach dem Zweiten Weltkrieg überging den Autor und sein Werk geflissentlich. Einige Jahre nach seinem Tod wurde Deml dann von jungen systemkritischen Autoren wieder entdeckt. Der Verfemte und skandalumwitterte Autor war wieder gefragt -wegen seiner literarischen Originalität und seiner Auflehnung gegen die moderne institutionalisierte Welt. Als einer der bekanntesten tschechischen Autoren der Nachkriegszeit hat sich Bohumil Hrabal zu Jakub Deml als literarischem Vorbild bekannt.
Alles in allem gibt es Grund genug, eine Auswahl aus dem Werk Jakub Demls in die für 33 Bände konzipierte Tschechische Bibliothek der Deutschen Verlagsanstalt aufzunehmen. Unter dem Titel "Pilger des Tages und der Nacht" präsentieren die Herausgeber einen ebenso schwierigen wie bedeutenden Vertreter der mitteleuropäischen Moderne.
Jakub Deml: Pilger des Tages und der Nacht. Prosa, Lyrik, Tagebuchtexte. Aus dem Tschechischen von Christa Rothmeier, ausgewählt und kommentiert von Christa Rothmeier zusammen mit Vladimír Binar, Deutsche Verlags-Anstalt (Tschechische Bibliothek), 325 S., 19,90 Euro.