Verzweifelte Eltern, betroffene Ärzte
In Deutschland wird derzeit heftig über die Präimplantationsdiagnostik gestritten: Für die einen führt das vorgeburtliche Genscreening direkt zu einer neuen Eugenik. Die anderen sehen in ihm die Chance, dass auch genetisch belastete Paare Kinder bekommen können.
Fest steht: In vielen europäischen Länder wird die PID längt angewandt. In Deutschland ist sie derzeit in Ausnahmefällen erlaubt - zumindest vorläufig. Denn ein Gesetz soll jetzt festlegen, ob das Verfahren ganz verboten oder teilweise freigegeben wird.
Sonja Werner ist 29 - und sie ist Mutter einer gesunden, vierjährigen Tochter. Selbstverständlich ist das nicht: Denn Sonja Werner trägt einen schweren Gendefekt in sich. Jahrelang blieb der unbemerkt. Nach einer ersten Fehlgeburt waren Sonja Werner und ihr Mann zwar entsetzt, doch sie befürchteten damals noch nichts.
"Wir haben es dann wieder probiert, beim zweiten Mal auch wieder schnell schwanger geworden, das dann auch verloren und dann war der Schock natürlich noch ein bisschen größer, weil man schon ein bisschen an sich gezweifelt hat. Warum, was hab ich falsch gemacht? Passiert anderen doch auch nicht, warum mir? Und meine Frauenärztin hat mir damals eine genetische Beratung empfohlen, die haben wir dann auch machen lassen und da kam dann eben dabei raus, dass ich einen Gendefekt habe."
Sonja Werner entscheidet sich daraufhin, es mit einer künstlichen Befruchtung zu versuchen, ihre Eizellen lässt sie vorher genetisch untersuchen – denn das ist erlaubt. Alles klappt zunächst problemlos: Sie wird wieder schwanger – doch dann erleidet sie eine dritte Fehlgeburt. Ihr Arzt Matthias Bloechle erzählt ihr daraufhin von der Präimplantationsdiagnostik – und er willigt schließlich ein, drei künstlich gezeugte Embryonen genetisch zu untersuchen: Dafür entnimmt er fünf Tage nach der Befruchtung einige Zellen. Matthias Bloechle.
"Diese Zellen entsprechen dem Gewebe, das später den Mutterkuchen, also die Plazenta entwickeln wird. Und diese Zellen kann man dann untersuchen. Und dann kann man schauen, ob diese spezifische Erkrankung, die in der Familie vorliegt, an diesen Embryo weitervererbt worden ist oder ob dieser Embryo frei von dieser krank machenden genetischen Anlage ist."
Matthias Bloechle macht von den drei Embryonen zwei aus, die gesund sind - und er pflanzt Sonja Werner die beiden gesunden ein. Sie wird sofort schwanger - und diesmal geht alles gut: Neun Monate später kommt ihre Tochter Maxima auf die Welt. Für Sonja Werner war die Präimplantationsdiagnostik eine letzte Hoffnung - das Verfahren ganz freizugeben, befürwortet sie aber nicht.
"Ich bin schon auch der Meinung, dass man da gesetzlich was festlegen sollte. Dass es wirklich nur in schweren Fällen durchgeführt werden darf und nicht bei Krankheiten wo man sagt, man kann gut damit leben. Und: Es ist ja auch kein Vergnügen, davon noch mal abgesehen. Ein Kind auf einem natürlichem Weg zu machen, ist wesentlich angenehmer als so."
Sonja Werner glaubt daher nicht, dass die Präimplantationsdiagnostik zu einer Massenselektion führen wird, wie es manche Kritiker befürchten. Doch ganz ausschließen lässt sich ein Missbrauch nicht - ihr Arzt Matthias Bloechle hat das selbst erlebt.
"Ja, ich hatte eine Vorstellung eines Paares, die haben vier Mädchen und wollten jetzt durch Präimplantationsdiagnostik sicherstellen, dass sie dann einen Jungen bekommen. Aber diese Behandlung habe ich abgelehnt, weil sie natürlich auch vom Gericht als ungesetzlich deklariert worden ist, und da halten wir uns natürlich dran."
Im Sommer 2010 hatte der Bundesgerichtshof entschieden, dass die PID in engen Grenzen erlaubt ist. Möglich wurde das Urteil, weil sich Matthias Bloechle nach der Behandlung 2006 selbst angezeigt hat – er wollte eine rechtlich klare Entscheidung. Denn unter Experten war es damals umstritten, ob die PID erlaubt ist oder nicht.
Die meisten gingen seinerzeit von einem Verbot aus. Der BGH urteilte anders – Matthias Bloechle wurde freigesprochen. Er wartet jetzt die politische Entscheidung ab. Und auch Sonja Werner ist gespannt – wünscht sie sich doch ein weiteres Kind.
"Ja, der Wunsch wär schon da, also das auf jeden Fall, aber man muss mal schauen. Erstens muss man jetzt erst mal abwarten, ob es erlaubt bleibt, und zweitens ist es ja auch eine finanzielle Frage, dass muss man ja auch selber tragen, die Kosten."
Sonja Werner ist 29 - und sie ist Mutter einer gesunden, vierjährigen Tochter. Selbstverständlich ist das nicht: Denn Sonja Werner trägt einen schweren Gendefekt in sich. Jahrelang blieb der unbemerkt. Nach einer ersten Fehlgeburt waren Sonja Werner und ihr Mann zwar entsetzt, doch sie befürchteten damals noch nichts.
"Wir haben es dann wieder probiert, beim zweiten Mal auch wieder schnell schwanger geworden, das dann auch verloren und dann war der Schock natürlich noch ein bisschen größer, weil man schon ein bisschen an sich gezweifelt hat. Warum, was hab ich falsch gemacht? Passiert anderen doch auch nicht, warum mir? Und meine Frauenärztin hat mir damals eine genetische Beratung empfohlen, die haben wir dann auch machen lassen und da kam dann eben dabei raus, dass ich einen Gendefekt habe."
Sonja Werner entscheidet sich daraufhin, es mit einer künstlichen Befruchtung zu versuchen, ihre Eizellen lässt sie vorher genetisch untersuchen – denn das ist erlaubt. Alles klappt zunächst problemlos: Sie wird wieder schwanger – doch dann erleidet sie eine dritte Fehlgeburt. Ihr Arzt Matthias Bloechle erzählt ihr daraufhin von der Präimplantationsdiagnostik – und er willigt schließlich ein, drei künstlich gezeugte Embryonen genetisch zu untersuchen: Dafür entnimmt er fünf Tage nach der Befruchtung einige Zellen. Matthias Bloechle.
"Diese Zellen entsprechen dem Gewebe, das später den Mutterkuchen, also die Plazenta entwickeln wird. Und diese Zellen kann man dann untersuchen. Und dann kann man schauen, ob diese spezifische Erkrankung, die in der Familie vorliegt, an diesen Embryo weitervererbt worden ist oder ob dieser Embryo frei von dieser krank machenden genetischen Anlage ist."
Matthias Bloechle macht von den drei Embryonen zwei aus, die gesund sind - und er pflanzt Sonja Werner die beiden gesunden ein. Sie wird sofort schwanger - und diesmal geht alles gut: Neun Monate später kommt ihre Tochter Maxima auf die Welt. Für Sonja Werner war die Präimplantationsdiagnostik eine letzte Hoffnung - das Verfahren ganz freizugeben, befürwortet sie aber nicht.
"Ich bin schon auch der Meinung, dass man da gesetzlich was festlegen sollte. Dass es wirklich nur in schweren Fällen durchgeführt werden darf und nicht bei Krankheiten wo man sagt, man kann gut damit leben. Und: Es ist ja auch kein Vergnügen, davon noch mal abgesehen. Ein Kind auf einem natürlichem Weg zu machen, ist wesentlich angenehmer als so."
Sonja Werner glaubt daher nicht, dass die Präimplantationsdiagnostik zu einer Massenselektion führen wird, wie es manche Kritiker befürchten. Doch ganz ausschließen lässt sich ein Missbrauch nicht - ihr Arzt Matthias Bloechle hat das selbst erlebt.
"Ja, ich hatte eine Vorstellung eines Paares, die haben vier Mädchen und wollten jetzt durch Präimplantationsdiagnostik sicherstellen, dass sie dann einen Jungen bekommen. Aber diese Behandlung habe ich abgelehnt, weil sie natürlich auch vom Gericht als ungesetzlich deklariert worden ist, und da halten wir uns natürlich dran."
Im Sommer 2010 hatte der Bundesgerichtshof entschieden, dass die PID in engen Grenzen erlaubt ist. Möglich wurde das Urteil, weil sich Matthias Bloechle nach der Behandlung 2006 selbst angezeigt hat – er wollte eine rechtlich klare Entscheidung. Denn unter Experten war es damals umstritten, ob die PID erlaubt ist oder nicht.
Die meisten gingen seinerzeit von einem Verbot aus. Der BGH urteilte anders – Matthias Bloechle wurde freigesprochen. Er wartet jetzt die politische Entscheidung ab. Und auch Sonja Werner ist gespannt – wünscht sie sich doch ein weiteres Kind.
"Ja, der Wunsch wär schon da, also das auf jeden Fall, aber man muss mal schauen. Erstens muss man jetzt erst mal abwarten, ob es erlaubt bleibt, und zweitens ist es ja auch eine finanzielle Frage, dass muss man ja auch selber tragen, die Kosten."