"Die Autoren sind das schwächste Glied der Kette"
Nach der Kritik der Verlage am jüngsten Urteil des Bundesgerichtshofs zur VG Wort nehmen nun auch Autoren Stellung. Die Schriftstellerin Tanja Dückers begrüßt das Urteil und erhofft sich mehr Geld für die Autoren.
Der Bundesgerichtshof (BGH) hat in seinem jüngsten Urteil die bisherige Praxis der Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) für rechtswidrig erklärt. Die Karlsruher Richter hatten entschieden, dass die WG Wort nicht berechtigt sei, einen pauschalen Betrag in Höhe von grundsätzlich der Hälfte ihrer Einnahmen an Verlage auszuzahlen. Die Vergütung stehe allein den Autoren als originäre Urheber zu. Seither hagelt es Kritik von Verlagen. In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" trat jetzt die Schriftstellerin Julia Franck für die Rechte der Autoren ein.
Wenig Geld für Autoren
"Ich habe mich sehr gefreut über den Beitrag meiner geschätzten Kollegin Julia Franck. Es ist doch recht seltsam, dass bisher das schwächste Glied der Kette, die Autoren, auf Geld zugunsten der Verlage verzichten mussten", sagte die Autorin Tanja Dückers. Das jährliche Durchschnittseinkommen von Autoren liege etwa bei der Hälfte dessen, was Buchhändler oder Verleger verdienten. Schriftsteller verdienten an ihren Büchern ohnehin nur zehn Prozent aus den Verkäufen. Die meisten Einnahmen landeten bei Buchhandel und Verlag.
Schriftsteller ohne Lobby
Sie finde es seltsam, wenn der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, nur darüber spreche, dass es eine einzigartige Verlagslandschaft in Deutschland gebe, die jetzt gefährdet sei. "Es gibt eine ebenso schützenswerte, einzigartige Autorenlandschaft", sagte Dückers. In der Öffentlichkeit gebe es über das Einkommen von Schriftstellern falsche Vorstellungen. Selbst Bestseller-Autoren verdienten oft nicht viel und Schriftsteller hätten keine Lobby, sagte sie: "Für Autoren sind VG-Wort-Tantiemen schon eine Einkommensquelle." Wenn die VG Wort demnächst ihre Einnahmen an die Autoren ausschütte, könne vielleicht auch das eine oder andere Buch mehr geschrieben werden.