Thomas Derksen: Und täglich grüßt der Tigervater. Als deutscher Schwiegersohn in China
Heyne Verlag, April 2019
288 Seiten, 14,99 Euro
Chinesen lieben den Influencer aus Gummersbach
03:19 Minuten
Video-Geschichten übers Essen machten ihn in China berühmt. Der 30-jährige Thomas Gerksen alias "Afu" kommt im Reich der Mitte auf ein paar Millionen Follower. Der einflussreiche Mittler zwischen deutscher und chinesischer Kultur lebt mit seiner Frau in Shanghai.
Seine Video-Clips haben Thomas Derksen in China berühmt gemacht. Nicht unter dessen deutschem Namen allerdings, sondern unter "Afu", das ist der chinesische Spitzname des 30-Jährigen.
Die rund zehnminütigen Video-Geschichten von Afu handeln von seinem Leben in Shanghai, vom Zusammenleben mit seiner chinesischen Frau, seinen Schwiegereltern und ganz viel geht’s ums Essen.
"Essen ist wahnsinnig wichtig in China, egal ob in der Familie, beim Daten oder bei geschäftlichen Treffen – das Essen spielt eine wichtige Rolle hier. Und auch ich liebe die chinesische Küche. Deswegen geht es in unseren Videos häufig darum, und die Leute schauen sich das auch sehr gerne an."
Egal, ob Afu im Norden Chinas unterwegs ist und scharfe Fischuppe probiert oder ob er in seiner Heimatstadt Gummersbach östlich von Köln in einem stinknormalen deutschen Supermarkt einkaufen geht: Er und seine Frau machen daraus launige Videos – und seine Fans in China lieben diesen Einblick ins deutsche Leben, in die Denkweise der Deutschen. Bei Facebook und Youtube hat Afu rund 400.000 Follower. Auf chinesischen Video-Seiten sind es nochmal fast 20 Mal so viele.
"In China gibt es ja wahnsinnig viele Plattformen. Wir haben glaube ich 20 Plattformen insgesamt. Wir haben zusammengenommen sieben Millionen Follower. Hört sich nach einer Menge an, aber ist für chinesische Verhältnisse nur so mittelmäßig."
Die Chinesen mögen, wie Derksen Deutschland zeigt
In den vergangenen Jahren ist Thomas Derksen alias Afu nicht nur zu einem der bekanntesten Deutschen in China geworden – er ist inzwischen der wahrscheinlich einflussreichste Mittler zwischen den Ländern und den Kulturen. Vorurteile abbauen, voneinander lernen, mit kurzen Videos über echt Alltägliches, das gelingt ihm mit seinen Clips.
"Ich interessiere mich für Deutschland, war aber nie dort", sagt die Mitte-30-jährige Gong Chen, aus der chinesischen Stadt Hohhot in der Provinz Innere Mongolei, "für mich ist es interessant, durch ihn und seine Videos einen Einblick in die deutsche Seele und in die Denkweise der Deutschen zu bekommen. Ich lerne so sehr viel über das Land."
Inflagranti vom chinesischen Schwiegervater erwischt
Zu Afus Erfolgsrezepten gehört auch, dass er über sich selbst lachen kann. Über seine – wie er selbst sagt – "buddha-mäßige" Figur etwa, über seine weiße Haut, auf die Chinesinnen so stehen. Und auch darüber, wie es sich anfühlt, wenn der streng traditionelle künftige chinesische Schwiegervater ihn inflagranti mit der Tochter erwischt.
"Das war, als wir gerade zusammengezogen sind. Wir konnten uns allerdings keine eigene Wohnung leisten. Dieses kleine Schäferstündchen ist besonders gut ausgegangen! Das ist wirklich meine Lieblingsgeschichte, denn sie zeigt ganz gut den 'clash of cultures'."
Diese und viele andere Szenen aus seinem Leben in China hat Afu in seinem Buch verarbeitet. Der inzwischen kommerziell sehr erfolgreiche Video-Blogger Derksen erzählt darin sein Leben.
"Das ist das, was mir am meisten Spaß macht. Ich hoffe, dass ich auch in zehn Jahren noch Videos mache und vielleicht noch ein zweites Buch schreiben kann. Das sind die Dinge, die mir am meisten Spaß machen."