Mit Kunst Gefängnismauern überwinden
Die katastrophalen Zustände in den Gefängnissen seiner Wahlheimat Chile thematisiert Louis von Adelsheim in seiner Kunst. Der Videokünstler möchte politisch etwas bewegen - auch in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit.
Wenn seine Kunst politisch etwas bewegen kann, dann freut sich Louis von Adelsheim. Die letzte Ausstellung des Videokünstlers war in Santiago de Chile zu sehen. Sie lenkte den Blick auf die katastrophalen Zustände in den Gefängnissen des Landes. Führende Politiker Chiles hat das aufgeschreckt.
Gefängnisse spielen schon früh eine Rolle im Leben von Louis von Adelsheim. Seine Kindheit verbringt er nicht nur im niedersächsischen Wendland, sondern auch im badischen Adelsheim. Dort ist die größte Jugendstrafanstalt (JVA) von Baden-Württemberg. Als "Gefängnisstadt Adelsheim" wurde der Ort auch mal im "Spiegel" bezeichnet.
Kunst um das Thema Gefängnis
Das hat den Videokünstler und Kameramann inspiriert, Bilder aus dem Inneren der Anstalt auf deren Mauern zu projizieren. Damals sei er drei Wochen lang immer wieder "in den Knast" gegangen, um dort zu filmen und "dann haben wir das Material mit 40 Beamern draußen auf die Mauer projiziert".
Umgekehrt brachte der Künstler auch Bilder von außen für die Gefangenen in das Innere des Gebäudes, "um eine virtuelle Durchlässigkeit dieser Mauer zu machen". Aus diesem Kunstprojekt hat sich ein weiteres ergeben – in seiner Wahlheimat Chile. Dort sitzen zehntausende Menschen in den Gefängnissen – für Verbrechen, die vor allem ihrer Armut geschuldet sind.
Adelsheim hat riesige Installationen, die sich mit einem der großen Gefängnisse auseinander setzen, in das renommierte Museo de Arte Contemporaneo gebracht. Für die Finanzierung sorgte vor allem ein Geschäftsmann, der zu dem Künstler gesagt habe "ich habe so viel profitiert von diesem Land, jetzt möchte ich etwas zurück geben".
Liebe zum Wald
Tausende von Besuchern kamen in die Ausstellung. Außerdem interessierten sich neben einflussreichen Unternehmern auch Politiker für sie. Nun hofft Louis von Adelsheim, dass deren Versprechen, die sozialen Verhältnisse Chiles zu verbessern, auch Taten folgen.
Auch die Ökologie des Landes ist Adelsheim ein Anliegen. In den 90er-Jahren hat er einen Film über den Unternehmer Douglas Tomkins gedreht, der von seinem Vermögen riesige Flächen chilenischen Regenwaldes gekauft hatte, um ihn vor dem Abholzen zu bewahren.
Die Liebe zum Wald hat Louis von Adelsheim von Kindesbeinen an entwickelt. Sein Vater habe ihn oft in die Wälder mitgenommen, die zu den Gütern gehörten. Schon in den 50er-Jahren sei auf Nachhaltigkeit Wert gelegt worden und es sei "sogenannte Einzelwirtschaft betrieben worden, kein Kahlschlag." In diesem Geist arbeiten dort heute staatliche Förster, denn der Erbe braucht seine Zeit für die Kunst.
Neues Image von Adelsheim
Das könne sich aber auch wieder ändern, so Adelsheim. Derzeit kümmert er sich auf seine Weise um das Wohl seiner Heimatstadt Adelsheim. Seit 2005 veranstaltet er Open-Air-Ausstellungen für die Öffentlichkeit. Im Schlosspark und in der Innenstadt sind dann Videoinstallationen zu sehen - mit Themen, die der Künstler von seinen Reisen um die Welt mitbringt. "Da sind die Bäume beleuchtet und sie laufen praktisch von Baum zu Baum. Wir arbeiten zum Teil mit 50/60 Beamern".
Der Spaziergang führt an den Installationen vorbei vom Oberschloss zum Unterschloss "wo dann die Ehrenamtlichen Wein ausschenken. Der ganze Hof ist dann mit Kerzen beleuchtet". Längst wird der Name "Gefängnisstadt" überstrahlt vom Titel der Ausstellungen: "Adelsheim leuchtet".