Die 17. Videonale findet vom 21.-24. Februar 2019 im Kunstmuseum Bonn und dem Künstlerforum Bonn statt. Zu sehen ist eine Ausstellung mit Videoarbeiten internationaler Künstler zum Thema "Refracted Realities" (Gebrochenen Wirklichkeiten). Zusätzlich findet ein Festivalprogramm mit Vorträgen, Diskussionsforen und Performances statt. Die Ausstellung ist jeweils von 11-20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro (ermäßigt 3,50 Euro).
Ein symbolischer Sieg über Mussolini
Als erster Schwarzafrikaner gewinnt der äthiopische Marathonläufer Abebe Bikila 1960 in Rom Olympiagold – 25 Jahre nach dem Einmarsch italienischer Truppen in sein Heimatland. Mit Bikilas Geschichte befasst sich eine Installation auf der Bonner Videonale.
Barfuß läuft der Äthiopier Abebe Bikila unter dem Jubel der Zuschauer am 12. September 1960 auf den Konstantinbogen in Rom zu. Olympisches Gold, Weltrekord – ein großer Sieg. Und ein symbolischer: Denn fast genau 25 Jahre zuvor waren Mussolinis Truppen in Bikilas Heimatland einmarschiert, das damals noch Abessinien hieß.
"Das war schon etwas Besonderes, dass er diesen Olympialauf gewonnen hat, und es wurde auch in der Presse wie so eine Art 'Revenge' angesehen oder auch ein Überkommen der Zeiten", sagt Nina Fischer, Filmkünstlerin und Professorin für Experimentelle Filmgestaltung an der Universität der Künste Berlin. "Es wurde gesagt, dass von da ab diese postkoloniale Zeit eigentlich anfängt."
Gemeinsam mit Maroan El Sani hat Fischer Bikilas Geschichte zu einer Drei-Kanal-Videoinstallation "Freedom of Movement" verarbeitet, die im Rahmen der 17. Videonale in Bonn gezeigt wird. Dabei wird zum einen Bikilas Gold-Lauf nachgestellt, gemischt mit Originalbildern von 1960. Zum anderen geht es um eine Auseinandersetzung mit der in Rom noch reichlich vorhandenen faschistischen Architektur: etwa im von Mussolini errichteten Viertel Esposizione Universale di Roma, das der Diktator als Blaupause für die Hauptstadt einer Kolonialmacht betrachtete.
Diese Gebäude seien in der Amtszeit Silvio Berlusconis renoviert worden und würden inzwischen wieder auch für Repräsentationsaufgaben genutzt. Insofern thematisiert die Installation auch die Frage, wie man heute mit diesen alten faschistischen Architekturen umgehen soll.
Darsteller aus verschiedenen afrikanischen Ländern
Noch in weiterer Hinsicht ist "Freedom of Movement" sehr aktuell: Denn die Darsteller sind Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern. Denen Bikilas Geschichte natürlich bekannt war. "Er ist auch ein Held in Afrika. Deswegen war denen das schon klar", sagt Co-Autor Maroan El Sani. "Sie fanden das natürlich toll, dass wir diesen Lauf reinszenieren wollten, auf die aktuelle Thematik irgendwie, dass man das verknüpft mit der Geschichte und auch mit der derzeitigen Situation in Italien oder mit ihrer eigenen Situation."
(uko)