Viel Aufregung
Schon vor der Uraufführung im Wiener Theater in der Josefstadt schlug das Stück "Moser oder die Passion des Wochenend-Wohnzimmergottes" des Schriftstellers Franzobel Wellen. Im Zentrum der Kritik stand das opportunistische Verhalten des Künstlers im Dritten Reich.
Im Vorfeld gab es viel Aufregung. Die rechtslastige FPÖ wollte nicht hinnehmen, dass der Volksschauspieler Hans Moser in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt würde und schlimmer noch: Adolf Hitler als Himmelsvater verulkt würde. Es ist Wahlkampf in Wien.
Das Ergebnis ist harmlos. Selbst in dem als recht konservativ eingeschätzten Publikum des Theaters in der Josefstadt gab es keine Proteste. Franzobels Stück stellt bei "Moser" eine Frage, die auch die österreichische Identität berührt: War der grantelnde Moser Mitläufer oder heimlicher Widerständler? Franzobel belässt diese Frage in der Schwebe.
Hat also Hans Moser, der bestbezahlte Schauspieler der Nationalsozialisten, im Sinne der Nationalsozialisten die grantelnden alten Österreicher als von der Zeit überholte Witzfiguren karikiert oder hat er sie insgeheim verklärt und ihnen Würde gegeben. Franzobel splittet dabei die Figur in zwei "Hans-Mosers" auf (ein Verfahren aus dem österreichischen Volksstück, etwa dem "Alpenkönig und dem Menschenfeind), die sich gegenseitig bekämpfen: in den jungen Moser und in den alten Moser.
Das macht biografisch Sinn: Moser war nämlich im Gegensatz zu seinen immensen Erfolgen ab seinem fünfzigsten Lebensjahr zuvor geradezu extrem erfolglos als jugendlicher Schauspieler. Beide Moser, der junge und der alte, kommen gleich zu Beginn des Stückes in den Himmel, wo sie ein Schrammelquartett, die Extremschrammeln von Roland Neuwirth, in Engelskostüm und goldenem Heiligenschein begrüßt. Das Wiener- und Heurigenlied, das Hans Moser auch populär machte, führt ja immer schnell ins Jenseits ("Verkauft's mein Gewand, ich fahr in Himmel" zum Beispiel).
Überraschenderweise ist im Himmel der Himmelsvater Hitler, nicht ganz unsympathisch, sein Antisemitismus ist ihm etwas peinlich und er macht auch der jüdischen Gattin Mosers, als sie ebenfalls im Himmel auftaucht, gleich den Hof. Das 1000-jährige Reich ist in den Himmel umgezogen. Moser soll Hitler nun zeigen, dass er arisch spielen kann. Franzobels Theaterstück ist somit ein Wettkampf der Imitatoren, den Hans-Moser-Imitatoren (Erwin Steinhauer und Florian Teichmeister) steht in der Josefstadt der bekannte Hitler-Imitator Hubsi Kramer, Kramer übrigens auch ein Feindbild der FPÖ, gegenüber.
Dass man den Nationalsozialismus als Trash-Komödie vorführen kann, stört nicht, doch trotz der grellen Einfälle bleibt die Aufführung bieder. An Taboris Stück "Mein Kampf" reicht Franzobel nicht heran, auch wenn er wie Tabori den verkrachten Künstler Hitler vorführt, auch nicht an die abgründigen Wortvehedderungen Elfriede Jelineks, die in "Burgtheater" und "Macht nix" viel unheimlicher die Rolle der "Volksschauspieler" im Nationalsozialismus zum Thema zu machen wusste. Nicht einmal die meist sehr destruktive Boshaftigkeit Mosers in seinen scheinbar harmlosen Heimatfilmen wird sichtbar.
Regisseur Peter Wittenbrink macht das Beste daraus, er lässt einfallsreich "das Theater im Himmelstheater" in einem riesengroßen Radio "Volksempfänger" (Bühne: Florian Pabs) spielen, der Vorhang ist die Lautsprecherwand. Möglicherweise entfaltet Franzobels Stück außerhalb Wiens mehr Schärfe; in Wien wurde es eher als nettes Kabarett aufgenommen. Und der Verweis auf die österreichische Mehrdeutigkeit - Widerstand und gleichzeitig Mitläufertum - wirkte in Österreich nämlich dann doch ein wenig kokett.
Das Ergebnis ist harmlos. Selbst in dem als recht konservativ eingeschätzten Publikum des Theaters in der Josefstadt gab es keine Proteste. Franzobels Stück stellt bei "Moser" eine Frage, die auch die österreichische Identität berührt: War der grantelnde Moser Mitläufer oder heimlicher Widerständler? Franzobel belässt diese Frage in der Schwebe.
Hat also Hans Moser, der bestbezahlte Schauspieler der Nationalsozialisten, im Sinne der Nationalsozialisten die grantelnden alten Österreicher als von der Zeit überholte Witzfiguren karikiert oder hat er sie insgeheim verklärt und ihnen Würde gegeben. Franzobel splittet dabei die Figur in zwei "Hans-Mosers" auf (ein Verfahren aus dem österreichischen Volksstück, etwa dem "Alpenkönig und dem Menschenfeind), die sich gegenseitig bekämpfen: in den jungen Moser und in den alten Moser.
Das macht biografisch Sinn: Moser war nämlich im Gegensatz zu seinen immensen Erfolgen ab seinem fünfzigsten Lebensjahr zuvor geradezu extrem erfolglos als jugendlicher Schauspieler. Beide Moser, der junge und der alte, kommen gleich zu Beginn des Stückes in den Himmel, wo sie ein Schrammelquartett, die Extremschrammeln von Roland Neuwirth, in Engelskostüm und goldenem Heiligenschein begrüßt. Das Wiener- und Heurigenlied, das Hans Moser auch populär machte, führt ja immer schnell ins Jenseits ("Verkauft's mein Gewand, ich fahr in Himmel" zum Beispiel).
Überraschenderweise ist im Himmel der Himmelsvater Hitler, nicht ganz unsympathisch, sein Antisemitismus ist ihm etwas peinlich und er macht auch der jüdischen Gattin Mosers, als sie ebenfalls im Himmel auftaucht, gleich den Hof. Das 1000-jährige Reich ist in den Himmel umgezogen. Moser soll Hitler nun zeigen, dass er arisch spielen kann. Franzobels Theaterstück ist somit ein Wettkampf der Imitatoren, den Hans-Moser-Imitatoren (Erwin Steinhauer und Florian Teichmeister) steht in der Josefstadt der bekannte Hitler-Imitator Hubsi Kramer, Kramer übrigens auch ein Feindbild der FPÖ, gegenüber.
Dass man den Nationalsozialismus als Trash-Komödie vorführen kann, stört nicht, doch trotz der grellen Einfälle bleibt die Aufführung bieder. An Taboris Stück "Mein Kampf" reicht Franzobel nicht heran, auch wenn er wie Tabori den verkrachten Künstler Hitler vorführt, auch nicht an die abgründigen Wortvehedderungen Elfriede Jelineks, die in "Burgtheater" und "Macht nix" viel unheimlicher die Rolle der "Volksschauspieler" im Nationalsozialismus zum Thema zu machen wusste. Nicht einmal die meist sehr destruktive Boshaftigkeit Mosers in seinen scheinbar harmlosen Heimatfilmen wird sichtbar.
Regisseur Peter Wittenbrink macht das Beste daraus, er lässt einfallsreich "das Theater im Himmelstheater" in einem riesengroßen Radio "Volksempfänger" (Bühne: Florian Pabs) spielen, der Vorhang ist die Lautsprecherwand. Möglicherweise entfaltet Franzobels Stück außerhalb Wiens mehr Schärfe; in Wien wurde es eher als nettes Kabarett aufgenommen. Und der Verweis auf die österreichische Mehrdeutigkeit - Widerstand und gleichzeitig Mitläufertum - wirkte in Österreich nämlich dann doch ein wenig kokett.