Viel Energie

Von Ruth Kirchner · 19.09.2012
Mit der wirtschaftlichen Entwicklung wächst in China der Hunger nach Rohstoffen, der wohl auch hinter den derzeitigen Auseinandersetzungen mit Japan steht. Jetzt hat China auch Interesse an den Bodenschätzen von Grönland signalisiert, wie auch an denen in anderen Teilen der Arktis.
Bei der Jagd auf die Bodenschätze des Nordens spielt Grönland eine wichtige Rolle. Denn das dänische Territorium ist für China das Tor zur Arktis. Außerdem ist Grönland selbst reich an Mineralien, vor allem Seltene Erden. Doch es braucht für die Erschließung ausländisches Kapital - und das könnte aus der Volksrepublik kommen. Ähnliche wie in Afrika könnten chinesische Firmen im Gegenzug für den Zugang zu Rohstoffen in die Infrastruktur Grönlands investieren. Schon wird in Medienberichten über chinesische Arbeiter spekuliert, die demnächst in Grönland Straßen und Kraftwerke bauen. Doch offiziell klingt das ganz anders:
"Dänemark und andere arktische Staaten in der Region spielen beim Umweltschutz eine wichtige Rolle, sagt Vize-Außenminister Song Tao. Als großes Land in der nördlichen Hemisphäre betreffen uns Klimawandel und die Umwelt in der Arktis ganz direkt. Wir sind daher interessiert an einer Zusammenarbeit für eine nachhaltige Entwicklung der Region."
Noch stehe die Zusammenarbeit zwischen Grönland und China ganz am Anfang, heißt es in Medienberichten. Eine grönländische Regierungsdelegation war im letzten Winter zu Verhandlungen in China. Verträge seien allerdings nicht abgeschlossen, heißt es im Online-Magazin Caixin. Andere sind schon weiter: so will die britische Firma London Mining zusammen mit zwei chinesischen Partnern in Grönland in wenigen Jahren im großen Stil Eisenerz abbauen. Geplantes Investitionsvolumen: über zwei Milliarden US-Dollar.

Wichtig sind Grönland und die Arktis aber auch aus einem anderen Grund: Mit dem Abschmelzen des Polar-Eises im Zuge des Klimawandels eröffnen sich für die Exportnation China ganz neue Handelsrouten. So ist die Seestrecke von Shanghai nach Hamburg durch das Nordpolarmeer um 6400-Kilometer kürzer als die derzeit übliche Strecke durch die Straße von Malakka und den Suez-Kanal.
"Ein Drittel unseres Brutto-Inlandsprodukts hängt vom Außenhandel ab. Daher ist es normal, dass China Interesse an neuen Schiffsrouten hat, sagt Professor Lin."
Von einer eigenen Arktis-Strategie wollen Chinas Politiker öffentlich allerdings nicht sprechen, obwohl die Volksrepublik sogar ein eigenes Polar-Forschungsinstitut hat. Doch die Parteikader wissen nur zu gut, dass lautstarke wirtschaftliche oder strategische Ansprüche im Ausland Ängste hervorrufen. Aber dass die Veränderungen im hohen Norden für China neue Chancen eröffnen, hat Peking längst erkannt.
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