Viel gesucht - wenig gefunden

Von Roger Cahn |
Ein Stück über die "Suche nach dem Höchsten und der Sehnsucht nach der Erfüllung aller Wünsche" sollte das Auftragswerk des kleinen Zürcher Neumarkt Theaters an den als vermutlich "letzten grossen Exzentriker der deutschen Punk-Szene" angekündigten Autor und Musiker Jens Rachut werden. Es ist beim Suchen geblieben und das im kleinen Raum schwitzende Publikum hat sich nach frischer Luft gesehnt.
Vier Personen suchen nach den Scherben von Gottes zerbrochenem Lieblingsspiegel: der Griechenkönig Agamemnon, eine Neandertalerin, ein Swingerclubbesitzer und eine Schwangere. Sie sitzen in einem Wartesaal, Gott ist in der Figur "Von Beruf Gott", gespielt vom Autor persönlich, omnipräsent. Gelingt die Suche, darf sich jeder von Gott seinen Wunsch erfüllen lassen. Doch sie scheitert, weil die Schwangere – sie ist bereits seit elf Jahren in diesem Zustand – die Scherbe trotz massiver Wehen nicht gebären kann.

Es wird eine Stunde lang viel geredet, im temporeichen Wortschwall und der allgemeinen Hektik geht vieles unter. Auch Sätze mit scharfer Ironie und tieferem Sinn. Den Video-Einspielungen auf kleinen Monitoren fehlt die Qualität zur Wirkung, die Musik verpufft, die Auftritte Gottes helfen der allgemeinen Aktionitis auch nicht weiter. Einzig die stimmigen Songs der vier Wartenden über sich selbst bringen Momente der Reflexion, lassen auch das Publikum kurz durchatmen in der stickigen Luft.

Dem Regieteam um Ko-Direktor Rafael Sanchez gelingt es, das Stück nicht ins Uferlose – es war auf 80 Minuten geplant und wurde dann auf 60 gekürzt – abgleiten zu lassen. Eine klare Personenführung bringt vor allem die beiden Frauen in eine vom Text nicht gegebene Beziehung. Da wird der Abend für Augenblicke sogar echt spannend. Sonst wird viel gefaselt und monologisiert.

Fazit: Eine Produktion wie eine Stunde Rumzappen am TV. Man schaut überall rein und sieht trotzdem nichts.