Viel Staub um wenig
Der Kölner spricht gerne von der Kölner Glocke, die sich nur zu oft sichtbar über die Stadt legt. Feinstaub und andere Schadsubstanzen setzen Umwelt und Bewohnern zu. Die Einführung der Umweltplakette für Autos sollte solche schädlichen Emissionen eindämmen. Gelungen ist das - teilweise.
So singt und denkt der Kölner nicht allein zu Karneval. Auch bei seiner Umweltzone machte er früh und fleißig mit. Am zweiten Tag der Plakettenpflicht hatten 84 Prozent der Domstädter den erforderlichen Aufkleber in Grün, Gelb oder Rot gekauft. Ein Start wie aus dem Bilderbuch. Ende des Jahres halten sich Enttäuschung und Enthusiasmus die Waage. Umfrage in der Kölner Umweltzone. An einer Roten Ampel am Clevischen Ring, einer sechsspurigen Verkehrsader in Köln-Mülheim: Wie finden die Autofahrer die Umweltzone?
"In Ordnung. Doch, finde ich echt in Ordnung, dass es so etwas gibt.
Fällt eigentlich nicht auf. Ich habe nicht festgestellt, dass hier weniger Verkehr ist oder so. Die Luft ist auch nicht besser geworden.
Bekloppt. Ich weiß gar nicht, was das für einen Sinn hat. Das ärgert einfach wiederum nur die Leute. Das ist nichts anderes."
Wenige Meter entfernt steht die Mess-Station, die in Köln die alarmierendsten Schadstoffwerte liefert. Ein schrankgroßer, hellgelber Metallkasten; auf dem Dach ein eiserner Miniatur-Schornstein. Über diesen Aufsatz wird die Luft ins Innere gesogen und dort maschinell ausgewertet. Heraus kommen Daten zur Feinstaub- und zur Stickoxyd-Belastung. Allesamt sind sie zu hoch. Aber nicht mehr ganz so hoch, wie sie mal waren. Für die Stickoxyde gibt es noch keine Zahlen, immerhin aber positive Signale aus dem nordrhein-westfälischen Landesumweltamt. Der Feinstaub-Grenzwert darf an 35 Tagen pro Jahr überschritten werden.
"Letztes Jahr hatten wir Ende des Jahres 63 Überschreitungstage. Dieses Jahr werden wir, selbst wenn wir jetzt die Wetterlage noch eine Woche fortschreiben, irgendwo bei 50 oder so bleiben. Das heißt wir haben eine deutliche Reduzierung gegenüber dem letzten Jahr. Positiv,"
freut sich Ludwig Arentz, der den Kölner Luftreinhalteplan koordiniert. Vorsorglich macht er auf ein spezifisch Kölsches Problem aufmerksam: die berüchtigte Inversionswetterlage:
"Das heißt, irgendwelche Luftpartikel oder Gaspartikel vom Boden können nicht nach oben aufsteigen. Das ist richtig wie so ein Deckel über der Stadt. Und gerade hier in der Kölner Bucht haben wir diese Situation leider sehr häufig. Das ist ein Handicap für Köln. Und derzeit ist das wieder so. Und deshalb rechne ich im Moment täglich mit einem Überschreitungstag."
Trotzdem hält Ludwig Arentz das erste Kölner Umweltzonen-Jahr für eine Erfolgsgeschichte. Und genau so sieht das auch Marlis Bredehorst, die grüne Umweltdezernentin der Stadt.
"Ja, und zwar jetzt schon. Ich hätte gar nicht erwartet, dass wir dieses Jahr schon erfolgreich sind, weil wir ja viele Übergangs- und Ausnahmeregelungen gemacht haben. Aber wir haben jetzt Anzeichen, dass wir sowohl bei Feinstaub als auch bei Stickoxyden tatsächlich signifikante Unterschiede haben."
Thomas Puls, Verkehrsexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft, ist nicht so enthusiastisch. Die erfreulichen Daten bezweifelt er nicht, wohl aber, dass sie auf die Umweltzone zurückzuführen sind. Wieder ist vom Wetter die Rede. Das, ist Puls überzeugt, war 2008 günstig. Jedenfalls, was den Feinstaub angeht. Den gibt es nämlich immer und überall. In Köln kommt er vor allem vom Massenverkehr auf den Autobahnen, aus der Industrie und von den Rheinschiffen. Alles Emittenten, die mit der Umweltzone nicht erfasst werden. Was sie erfasst bzw. ausschließt, sind alte Diesel-Fahrzeuge – die einzigen Feinstaub-Emittenten im städtischen Straßenverkehr. Und die machen nicht einmal fünf Prozent des in Köln gemeldeten Fahrzeugbestandes aus.
"Es gibt einfach wenig Dieselfahrzeuge, Diesel-PKW, die so alt sind, dass sie im Moment betroffen wären. Gut, die Hälfte der jetzt ausgesperrten Fahrzeuge sind Benziner. Und Benziner emittieren keinen Feinstaub."
Die wenigen Stinker, die unheimlich viel ausstoßen, sind jetzt verboten. Die Masse der Fahrzeuge, die fast nichts ausstößt, ist erlaubt. Und so kommt das hin,
widerspricht Marlis Bredehorst. – Bei den Stickoxyden ist man sich aber einig: Sie sind die schlimmeren Schadstoffe. Und gegen sie kann mit der Umweltzone durchaus etwas ausgerichtet werden.
"Da wird die Umweltzone meiner Ansicht nach sehr viel mehr bringen. Einfach weil der Anteil des Straßenverkehrs an den Emissionen, also an dem, was in die Luft gepustet wird, viel höher ist als beim Feinstaub. Und weil dieser Stoff nicht so regional mobil ist."
… sagt Thomas Puls und folgert:
"Ich sehe den Erfolg hauptsächlich darin, dass das System steht. Es wird befolgt. Und jetzt kann man etwas daraus machen."
Das System steht. Die Kölner machen mit. Ihre Gäste auch. Vor allem Niederländer kommen gern und oft in die grenznahe Domstadt. Um sie hat die Kölner Umweltdezernentin sich besonders intensiv gekümmert.
"Wir sind an alle großen Reise-Veranstalter herangegangen, an die Reisebus-Veranstalter. Zum Teil konnten die Gäste über den Hotel- und Gaststätten-Verband ihre Plakette bestellen, die lag dann auf dem Kopfkissen, wenn sie hier ankamen. Bis hin, dass in Holland die Plakette verkauft worden ist."
Um die Einheimischen mitzunehmen in die Umweltzone, ließ die Stadt viele Ausnahmen zu: So wurde, wer im ersten Quartal ohne Plakette in der Umweltzone erwischt wurde, nicht bestraft. Es gab lange Übergangsfristen für Anwohner, Handwerker und Bürger, die soziale oder wirtschaftliche Härten nachweisen konnten. Nächstes Jahr gelten die meisten dieser Ausnahmen nicht mehr. Und das, freut sich Marlis Bredehorst, wird die Statistik weiter verbessern. In Köln hoffen sie deshalb sogar, auf den nächsten Schritt - das Fahrverbot mit roter Umweltplakette-, verzichten zu können.
"In Ordnung. Doch, finde ich echt in Ordnung, dass es so etwas gibt.
Fällt eigentlich nicht auf. Ich habe nicht festgestellt, dass hier weniger Verkehr ist oder so. Die Luft ist auch nicht besser geworden.
Bekloppt. Ich weiß gar nicht, was das für einen Sinn hat. Das ärgert einfach wiederum nur die Leute. Das ist nichts anderes."
Wenige Meter entfernt steht die Mess-Station, die in Köln die alarmierendsten Schadstoffwerte liefert. Ein schrankgroßer, hellgelber Metallkasten; auf dem Dach ein eiserner Miniatur-Schornstein. Über diesen Aufsatz wird die Luft ins Innere gesogen und dort maschinell ausgewertet. Heraus kommen Daten zur Feinstaub- und zur Stickoxyd-Belastung. Allesamt sind sie zu hoch. Aber nicht mehr ganz so hoch, wie sie mal waren. Für die Stickoxyde gibt es noch keine Zahlen, immerhin aber positive Signale aus dem nordrhein-westfälischen Landesumweltamt. Der Feinstaub-Grenzwert darf an 35 Tagen pro Jahr überschritten werden.
"Letztes Jahr hatten wir Ende des Jahres 63 Überschreitungstage. Dieses Jahr werden wir, selbst wenn wir jetzt die Wetterlage noch eine Woche fortschreiben, irgendwo bei 50 oder so bleiben. Das heißt wir haben eine deutliche Reduzierung gegenüber dem letzten Jahr. Positiv,"
freut sich Ludwig Arentz, der den Kölner Luftreinhalteplan koordiniert. Vorsorglich macht er auf ein spezifisch Kölsches Problem aufmerksam: die berüchtigte Inversionswetterlage:
"Das heißt, irgendwelche Luftpartikel oder Gaspartikel vom Boden können nicht nach oben aufsteigen. Das ist richtig wie so ein Deckel über der Stadt. Und gerade hier in der Kölner Bucht haben wir diese Situation leider sehr häufig. Das ist ein Handicap für Köln. Und derzeit ist das wieder so. Und deshalb rechne ich im Moment täglich mit einem Überschreitungstag."
Trotzdem hält Ludwig Arentz das erste Kölner Umweltzonen-Jahr für eine Erfolgsgeschichte. Und genau so sieht das auch Marlis Bredehorst, die grüne Umweltdezernentin der Stadt.
"Ja, und zwar jetzt schon. Ich hätte gar nicht erwartet, dass wir dieses Jahr schon erfolgreich sind, weil wir ja viele Übergangs- und Ausnahmeregelungen gemacht haben. Aber wir haben jetzt Anzeichen, dass wir sowohl bei Feinstaub als auch bei Stickoxyden tatsächlich signifikante Unterschiede haben."
Thomas Puls, Verkehrsexperte beim Institut der Deutschen Wirtschaft, ist nicht so enthusiastisch. Die erfreulichen Daten bezweifelt er nicht, wohl aber, dass sie auf die Umweltzone zurückzuführen sind. Wieder ist vom Wetter die Rede. Das, ist Puls überzeugt, war 2008 günstig. Jedenfalls, was den Feinstaub angeht. Den gibt es nämlich immer und überall. In Köln kommt er vor allem vom Massenverkehr auf den Autobahnen, aus der Industrie und von den Rheinschiffen. Alles Emittenten, die mit der Umweltzone nicht erfasst werden. Was sie erfasst bzw. ausschließt, sind alte Diesel-Fahrzeuge – die einzigen Feinstaub-Emittenten im städtischen Straßenverkehr. Und die machen nicht einmal fünf Prozent des in Köln gemeldeten Fahrzeugbestandes aus.
"Es gibt einfach wenig Dieselfahrzeuge, Diesel-PKW, die so alt sind, dass sie im Moment betroffen wären. Gut, die Hälfte der jetzt ausgesperrten Fahrzeuge sind Benziner. Und Benziner emittieren keinen Feinstaub."
Die wenigen Stinker, die unheimlich viel ausstoßen, sind jetzt verboten. Die Masse der Fahrzeuge, die fast nichts ausstößt, ist erlaubt. Und so kommt das hin,
widerspricht Marlis Bredehorst. – Bei den Stickoxyden ist man sich aber einig: Sie sind die schlimmeren Schadstoffe. Und gegen sie kann mit der Umweltzone durchaus etwas ausgerichtet werden.
"Da wird die Umweltzone meiner Ansicht nach sehr viel mehr bringen. Einfach weil der Anteil des Straßenverkehrs an den Emissionen, also an dem, was in die Luft gepustet wird, viel höher ist als beim Feinstaub. Und weil dieser Stoff nicht so regional mobil ist."
… sagt Thomas Puls und folgert:
"Ich sehe den Erfolg hauptsächlich darin, dass das System steht. Es wird befolgt. Und jetzt kann man etwas daraus machen."
Das System steht. Die Kölner machen mit. Ihre Gäste auch. Vor allem Niederländer kommen gern und oft in die grenznahe Domstadt. Um sie hat die Kölner Umweltdezernentin sich besonders intensiv gekümmert.
"Wir sind an alle großen Reise-Veranstalter herangegangen, an die Reisebus-Veranstalter. Zum Teil konnten die Gäste über den Hotel- und Gaststätten-Verband ihre Plakette bestellen, die lag dann auf dem Kopfkissen, wenn sie hier ankamen. Bis hin, dass in Holland die Plakette verkauft worden ist."
Um die Einheimischen mitzunehmen in die Umweltzone, ließ die Stadt viele Ausnahmen zu: So wurde, wer im ersten Quartal ohne Plakette in der Umweltzone erwischt wurde, nicht bestraft. Es gab lange Übergangsfristen für Anwohner, Handwerker und Bürger, die soziale oder wirtschaftliche Härten nachweisen konnten. Nächstes Jahr gelten die meisten dieser Ausnahmen nicht mehr. Und das, freut sich Marlis Bredehorst, wird die Statistik weiter verbessern. In Köln hoffen sie deshalb sogar, auf den nächsten Schritt - das Fahrverbot mit roter Umweltplakette-, verzichten zu können.