Viele Pixel machen noch kein gutes Bild
Kurz vor Weihnachten brummt das Geschäft mit Digitalkameras. Gute Geräte sind schon für 200 Euro zu haben. Doch angesichts des breiten Angebots fällt die Entscheidung schwer. Beim Kauf sollte man nicht nur auf die Pixelzahl achten, sondern sich vor allem danach richten, wofür man die Kamera einsetzen will.
Die letzte Bastion der analogen Fotografie ist gefallen – die Spiegelreflex-Kamera. Viele Nutzer herkömmlicher Spiegelreflex-Kameras haben inzwischen auf eine "digitale SLR" umgesattelt; halbprofessionelle Einsteigermodelle gibt es schon für unter 500 Euro. Die Zehn-Megapixel-Schallmauer bei der Digitalkamera ist durchbrochen, und ab etwa 200 Euro kann man ordentliche digitale Kompaktkameras kaufen. Das Angebot ist inzwischen so vielschichtig, dass es immer schwieriger wird, die Spreu vom Weizen zu trennen.
"Das Objektiv ist natürlich das A und O. Was durch die Linse nicht durchkommt an Bild, das kann hinten auch keine Software und kein Chip mehr einfangen, also ganz entscheidend: Vorn muss eine ordentliche Linse drauf sitzen."
Peter Knaak und seine Kollegen von der Stiftung Warentest haben in diesem Jahr 93 digitale Kameras getestet und festgestellt: Teurer heißt nicht automatisch besser. Wer zu Weihnachten einen digitalen Fotoapparat kaufen möchte, ist gut beraten, sich im Fachhandel beraten lassen. Bei etwa 500 neuen Modellen, die in diesem Jahr neu auf dem Markt sind, sollte man wissen, was man will: soll die Kamera klein und leicht sein, ist sie für Schnappschüsse oder für den Urlaub gedacht, steht die Bildqualität ganz oben, legt man Wert auf manuelle Einstellmöglichkeiten oder ist der Preis entscheidend? Mit der Frage nach dem Einsatzbereich beginnt Kai Rinke fast jedes Kundengespräch, bevor der Fachverkäufer beim Berliner Händler Foto Meyer eine Digitalkamera verkauft:
"Objektiv steht ganz vorne, wichtig sind noch Funktionen wie Makro-Funktionen zum Beispiel, Panorama-Funktionen, also das sind Sachen, die kann man nutzen, die Video-Funktion ist ganz gut, also man kann mit normalen, kleinen Fotokameras auch schon richtig gute Videofilme machen mittlerweile, das sollte man nicht unterschätzen."
Die Qualität der beigelegten Software dagegen ist völlig unwichtig. Digitale Fotos lassen sich inzwischen von allen Kameras problemlos auf den PC kopieren, und dann ist es ohnehin Geschmackssache, ob überhaupt und wenn ja, mit welchem Programm man seine Bilder bearbeiten möchte.
Auch die Anzahl der Bildpunkte, ausgedrückt in Mega-Pixeln, ist weniger wichtig als die bunten Prospekte der Elektronik-Märkte uns einreden wollen. Andrea Herzog, Verkäuferin bei Foto Meyer:
"Es wird viel Werbung gemacht mit vielen Pixeln und viele Pixel allein machen eben noch nicht das gute Bild. Die Objektivqualität muss auch stimmen und die Verarbeitung innerhalb der Kamera. Man kann eigentlich sagen: Bei einem Markenhersteller ist man immer sehr gut aufgehoben."
Peter Knaak von der Stiftung Warentest warnt sogar regelrecht vor der Pixelmanie:
"Die Todsünde ist tatsächlich, nach Megapixeln oder nach dem billigsten Preis zu kaufen. Mehr Bildpunkte heißt nicht automatisch mehr Bildqualität. Oftmals geht die Bildqualität sogar zurück. Das lästige Rauschen, also grizzlige Farbflächen steigt, die Auflösung, die das Objektiv liefern kann, ist manchmal schon geringer als das, was dann der Zehn-Megapixel-Chip auffängt, und das ist also eher kontraproduktiv. Viel wichtiger ist es, ne Kamera zu erwischen, die ein gutes Bild liefert und das liefert eine Kamera nur, wenn sie ein gutes Objektiv hat, wenn sie einen ordentlichen Bildwandlerchip hat und eine vernünftige Software, die aus den Daten, die der Chip liefert, ein vernünftiges Bild macht. Das kann man eben an keinem technischen Merkmal erkennen, das muss man sich aus Testberichten heraus lesen."
Die Kamera mit der besten Bildqualität im aktuellen Test kommt übrigens mit 5,9 Megapixeln aus – hier sind die Bauteile offenbar besonders gut aufeinander abgestimmt.
Ein Kapitel für sich sind digitale Spiegelreflexkameras. Für ambitionierte Fotografen sowieso erste Wahl. Denn sie haben einen ganz großen Vorteil. Kai Rinke:
"Eine digitale Spiegelreflexkamera ist in der Hinsicht lohnenswert, weil die Chipgröße größer ist. Die Qualität ist auf alle Fälle besser als bei kleinen Sucherkameras und in der Geschwindigkeit wie die Kamera Daten verarbeitet und Fotos macht, ist sie viel höher."
Noch ein ganz praktischer Grund spricht für die Spiegelreflex. Der hat gar nichts mit digitaler Technik zu tun sondern gilt ganz generell in der Fotografie. Kunden, die Wert auf Bildgestaltung und auf Flexibilität legen, empfiehlt Andrea Herzog deshalb Spiegelreflexkameras,
"Weil sie die Objektive wechseln können. Also alle Brennweiten von extremem Weitwinkel bis langem Tele können sie ohne weiteres ansetzen."
Kirsten Breustedt ist Fotografin in Berlin. Menschen, Produkte und Kunst sind ihre häufigsten Motive. Da ist sogar ihre erste digitale Spiegelreflex an ihre Grenzen gestoßen:
"Die Auslösefunktion beziehungsweise die Häufigkeit der Auslösung muss ziemlich hoch sein, weil, im professionellen Bereich, also ich mach viel Food-Fotografie, da sind Belichtungsreihen angesagt und dadurch muss man einfach häufiger auslösen, das ist wichtig, Farbwiedergabe ist wichtig."
480 Mal im Jahr drücken Besitzer einer Digitalkamera im Durchschnitt auf den Auslöser. Kompaktkameras sind inzwischen so klein, dass zwei von ihnen in die Hosentasche passen würden. Geringe Abmessungen gehen aber oft zu Lasten der einfachen Bedienbarkeit, weil die Knöpfe zu eng beieinander liegen oder immer ein Finger vor dem Blitzgerät ist. Auch deshalb sollte man die Kamera vor dem Kauf mal in die Hände genommen haben.
Im vergangenen Jahr wurden etwa acht Millionen Kameras in Deutschland verkauft – sieben Millionen davon waren digitale Modelle. Nur noch ein achtel der verkauften Modelle also sind analog. Aber es gibt sie noch, und mancher Kunde will auch im neuen Jahr bei seinem Analog-Modell bleiben. Gründe gibt’s durchaus:
"Ich hab die Objektive dafür, und wenn ich jetzt umsteigen würde, dann müsste ich die Objektivbrennweite multiplizieren, das heißt, ich muss mir wieder Weitwinkel oder was Entsprechendes zulegen. Und da ich auch die Objektive für die Nahaufnahme alle habe, sehe ich noch keinen Grund, umzusteigen."
Gute Fotos macht nicht allein die Kamera, gute Fotos macht vor allem der Fotograf. Bevor eine neue Kamera angeschafft werden soll, muss klar sein, wo man sie einsetzen möchte. Keine Kamera kann alles, sagt Warentester Peter Knaak:
"Es gibt die ideale Kamera nicht. Wir haben im Moment im Ausverkauf so etwas wie die Nikon Coolpix S 6, wird für 129 Euro verramscht. Die liefert gute Bilder, hat kein Bildrauschen, ist auch gut als Schnappschuss-Kamera geeignet und kompakt, passt in die Tasche. Ein idealer Begleiter, aber kein idealer Begleiter für den Urlaub, da kommt es doch vielleicht drauf an, dass die Kamera mit Batterien betrieben wird, wann kann ich den Akku nachladen? Batterien kann ich mir immer kaufen."
Fazit: Wer später gute Bilder machen möchte, muss sich vorher ein umfassendes Bild über das Angebot machen. Tests gibt es in vielen Fachzeitschriften für digitale Fotografie. Die Stiftung Warentest hat sogar ein Sonderheft auf den Markt gebracht: Test spezial – digitales Bild. Damit wird der Schnappschuss im kommenden Jahr ganz bestimmt kein Schuss in den Ofen.
"Das Objektiv ist natürlich das A und O. Was durch die Linse nicht durchkommt an Bild, das kann hinten auch keine Software und kein Chip mehr einfangen, also ganz entscheidend: Vorn muss eine ordentliche Linse drauf sitzen."
Peter Knaak und seine Kollegen von der Stiftung Warentest haben in diesem Jahr 93 digitale Kameras getestet und festgestellt: Teurer heißt nicht automatisch besser. Wer zu Weihnachten einen digitalen Fotoapparat kaufen möchte, ist gut beraten, sich im Fachhandel beraten lassen. Bei etwa 500 neuen Modellen, die in diesem Jahr neu auf dem Markt sind, sollte man wissen, was man will: soll die Kamera klein und leicht sein, ist sie für Schnappschüsse oder für den Urlaub gedacht, steht die Bildqualität ganz oben, legt man Wert auf manuelle Einstellmöglichkeiten oder ist der Preis entscheidend? Mit der Frage nach dem Einsatzbereich beginnt Kai Rinke fast jedes Kundengespräch, bevor der Fachverkäufer beim Berliner Händler Foto Meyer eine Digitalkamera verkauft:
"Objektiv steht ganz vorne, wichtig sind noch Funktionen wie Makro-Funktionen zum Beispiel, Panorama-Funktionen, also das sind Sachen, die kann man nutzen, die Video-Funktion ist ganz gut, also man kann mit normalen, kleinen Fotokameras auch schon richtig gute Videofilme machen mittlerweile, das sollte man nicht unterschätzen."
Die Qualität der beigelegten Software dagegen ist völlig unwichtig. Digitale Fotos lassen sich inzwischen von allen Kameras problemlos auf den PC kopieren, und dann ist es ohnehin Geschmackssache, ob überhaupt und wenn ja, mit welchem Programm man seine Bilder bearbeiten möchte.
Auch die Anzahl der Bildpunkte, ausgedrückt in Mega-Pixeln, ist weniger wichtig als die bunten Prospekte der Elektronik-Märkte uns einreden wollen. Andrea Herzog, Verkäuferin bei Foto Meyer:
"Es wird viel Werbung gemacht mit vielen Pixeln und viele Pixel allein machen eben noch nicht das gute Bild. Die Objektivqualität muss auch stimmen und die Verarbeitung innerhalb der Kamera. Man kann eigentlich sagen: Bei einem Markenhersteller ist man immer sehr gut aufgehoben."
Peter Knaak von der Stiftung Warentest warnt sogar regelrecht vor der Pixelmanie:
"Die Todsünde ist tatsächlich, nach Megapixeln oder nach dem billigsten Preis zu kaufen. Mehr Bildpunkte heißt nicht automatisch mehr Bildqualität. Oftmals geht die Bildqualität sogar zurück. Das lästige Rauschen, also grizzlige Farbflächen steigt, die Auflösung, die das Objektiv liefern kann, ist manchmal schon geringer als das, was dann der Zehn-Megapixel-Chip auffängt, und das ist also eher kontraproduktiv. Viel wichtiger ist es, ne Kamera zu erwischen, die ein gutes Bild liefert und das liefert eine Kamera nur, wenn sie ein gutes Objektiv hat, wenn sie einen ordentlichen Bildwandlerchip hat und eine vernünftige Software, die aus den Daten, die der Chip liefert, ein vernünftiges Bild macht. Das kann man eben an keinem technischen Merkmal erkennen, das muss man sich aus Testberichten heraus lesen."
Die Kamera mit der besten Bildqualität im aktuellen Test kommt übrigens mit 5,9 Megapixeln aus – hier sind die Bauteile offenbar besonders gut aufeinander abgestimmt.
Ein Kapitel für sich sind digitale Spiegelreflexkameras. Für ambitionierte Fotografen sowieso erste Wahl. Denn sie haben einen ganz großen Vorteil. Kai Rinke:
"Eine digitale Spiegelreflexkamera ist in der Hinsicht lohnenswert, weil die Chipgröße größer ist. Die Qualität ist auf alle Fälle besser als bei kleinen Sucherkameras und in der Geschwindigkeit wie die Kamera Daten verarbeitet und Fotos macht, ist sie viel höher."
Noch ein ganz praktischer Grund spricht für die Spiegelreflex. Der hat gar nichts mit digitaler Technik zu tun sondern gilt ganz generell in der Fotografie. Kunden, die Wert auf Bildgestaltung und auf Flexibilität legen, empfiehlt Andrea Herzog deshalb Spiegelreflexkameras,
"Weil sie die Objektive wechseln können. Also alle Brennweiten von extremem Weitwinkel bis langem Tele können sie ohne weiteres ansetzen."
Kirsten Breustedt ist Fotografin in Berlin. Menschen, Produkte und Kunst sind ihre häufigsten Motive. Da ist sogar ihre erste digitale Spiegelreflex an ihre Grenzen gestoßen:
"Die Auslösefunktion beziehungsweise die Häufigkeit der Auslösung muss ziemlich hoch sein, weil, im professionellen Bereich, also ich mach viel Food-Fotografie, da sind Belichtungsreihen angesagt und dadurch muss man einfach häufiger auslösen, das ist wichtig, Farbwiedergabe ist wichtig."
480 Mal im Jahr drücken Besitzer einer Digitalkamera im Durchschnitt auf den Auslöser. Kompaktkameras sind inzwischen so klein, dass zwei von ihnen in die Hosentasche passen würden. Geringe Abmessungen gehen aber oft zu Lasten der einfachen Bedienbarkeit, weil die Knöpfe zu eng beieinander liegen oder immer ein Finger vor dem Blitzgerät ist. Auch deshalb sollte man die Kamera vor dem Kauf mal in die Hände genommen haben.
Im vergangenen Jahr wurden etwa acht Millionen Kameras in Deutschland verkauft – sieben Millionen davon waren digitale Modelle. Nur noch ein achtel der verkauften Modelle also sind analog. Aber es gibt sie noch, und mancher Kunde will auch im neuen Jahr bei seinem Analog-Modell bleiben. Gründe gibt’s durchaus:
"Ich hab die Objektive dafür, und wenn ich jetzt umsteigen würde, dann müsste ich die Objektivbrennweite multiplizieren, das heißt, ich muss mir wieder Weitwinkel oder was Entsprechendes zulegen. Und da ich auch die Objektive für die Nahaufnahme alle habe, sehe ich noch keinen Grund, umzusteigen."
Gute Fotos macht nicht allein die Kamera, gute Fotos macht vor allem der Fotograf. Bevor eine neue Kamera angeschafft werden soll, muss klar sein, wo man sie einsetzen möchte. Keine Kamera kann alles, sagt Warentester Peter Knaak:
"Es gibt die ideale Kamera nicht. Wir haben im Moment im Ausverkauf so etwas wie die Nikon Coolpix S 6, wird für 129 Euro verramscht. Die liefert gute Bilder, hat kein Bildrauschen, ist auch gut als Schnappschuss-Kamera geeignet und kompakt, passt in die Tasche. Ein idealer Begleiter, aber kein idealer Begleiter für den Urlaub, da kommt es doch vielleicht drauf an, dass die Kamera mit Batterien betrieben wird, wann kann ich den Akku nachladen? Batterien kann ich mir immer kaufen."
Fazit: Wer später gute Bilder machen möchte, muss sich vorher ein umfassendes Bild über das Angebot machen. Tests gibt es in vielen Fachzeitschriften für digitale Fotografie. Die Stiftung Warentest hat sogar ein Sonderheft auf den Markt gebracht: Test spezial – digitales Bild. Damit wird der Schnappschuss im kommenden Jahr ganz bestimmt kein Schuss in den Ofen.