Allein unter Hulks und Sailor Moons
Cosplayer, Rollenspieler, Fans von Realfilmserien: Auf der Vienna Comic Con finden die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Selbst das klassische Comic ist mit Fix und Foxi vertreten - wenn auch in einer modernen Variante.
Als Journalist bin ich ja öfters auf Messen unterwegs. Aber diese hier ist anders. Sie beginnt an einem Schalter mit der Aufschrift: "Waffenkontrolle".
Vor mir hat gerade ein junger Mann in einer langen Kutte sein Samuraischwert überprüfen lassen.
"Ja, wurde genehmigt. Ich darf's nicht ziehen, aber sonst ist alles in Ordnung."
Der junge Mann in der Kutte stellt einen Totengott aus einem Anime dar, das sind japanische Zeichentrickfilme, die derzeit auch bei uns viele Fans finden.
Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass die Waffenkontrolle mein kleines Aufnahmegerät gar nicht sehen will, aber gegen Laserschwerter, Samuraiwaffen und Energiekanonen habe ich wenig Chancen.
Viele der Besucher sind Cosplayer
Die erste Comic Con in Wien ist ausverkauft: 15.000 Besucher, viele von ihnen sind Cosplayer, also Fans eines Comics oder einer Fernsehserie, die in die Rolle ihrer Stars schlüpfen. Mit aufwendig gebastelten Kostümen ziehen sie an mir vorbei, als Lara Crofts, Thors und Lokis oder die Simpsons.
Mich zieht es in eine Ecke der Messehalle: Dort ist ein mittelalterliches Dorf aufgebaut, in dem sich Live-Rollenspieler in ihren Verkleidungen tummeln. Rollenspielerin:
"Wenn du kämpfen möchtest, ist wohl ein Ritter-Page das Bessere. Interessiert dich Magie, dann Magielehrling. Als Taugenichts ist eher vielleicht so ein bisschen zwielichtig, in der Spelunke..."
Ich wähle den Taugenichts. Beim Würfelspiel in der Spelunke ergaunere ich mir vier Silberstücke, die ich aber gleich wieder an einen gierigen Priester loswerde – als Ablass.
Liverollenspiel, ein Star-Wars-Stand, eine Elektronikmarktkette – eine wilde Mischung aus Unterhaltung und Kommerz ist das hier. Und spätestens wenn sich ein Batman neben dem Auto aus Knight Rider auf einem Game-of-Thrones-Thron fotografieren lässt, fragt man sich schon, wo hier auf der Comic Con eigentlich das klassische Comic noch geblieben ist.
Etwas versteckt, aber da: das klassische Comic
Es ist da, wenn auch versteckt. Zum Beispiel in Form von Fix und Foxi, die sich hier auf ihre Zukunft vorbereiten: in 3D. Vielen alten Fans gefällt das nicht. Aber Fix-und-Foxi-Zeichner Bone Buddrus, ein Urgestein der Branche, hat damit keine Probleme:
"Wenn du etwas haben möchtest wie die alten Disney-Filme, Disney hat nicht umsonst eine 2D-Abteilung zugemacht, musst du eine unglaubliche Menge Geld auf den Tisch legen. Also es ist heutzutage einfacher, 3D zu produzieren, auch was die Sehgewohnheiten anbelangt. Wenn du jetzt heute sowas in die Kinos bringst wie Ritter Trenk, der jetzt in Deutschland angelaufen ist, das Ding ist nett, aber Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. So. Und dann hast du die Minions, wo du sagst: Hihihi, die sind doof. So, das funktioniert. Warum funktioniert das? Weil es total interessante Figuren sind."
3D, Kommerz und Realfilmserien, hier auf der Vienna Comic Con finden sie zusammen. So anders als bei den "hochkulturellen" Comicsalons in Erlangen und München. Mit dem "reinen", klassischen Comic hat das auf den ersten Blick nur wenig zu tun. Oder etwa doch? Gottfried Gusenbauer vom Karikaturenmuseum Krems:
"Früher hat man mit Comic nur lustige Geschichten. Also Mann, Bananenschale, ausrutschen, das ist Comic. Dass wir jetzt Comic nur mit Heft verbinden, das ist unsere Sozialisation. Vorher haben das die Leute mit Buster Keaton, das Witzige, einen Gag machen, verbunden. Man hat aber diesen alten Begriff weiterverwendet. Aber ich glaube, dass viel mehr als andere Genres wie Film oder so Comic die Möglichkeit hat, sich in sehr, sehr vielen Medien weiter durchzusetzen. Und wenn die Leute jetzt Roleplaying leben wollen oder Spiele damit entwickelt werden, dann hat das zwar vom Medium her nicht diese Gemeinsamkeit, aber vom Gedanken, vom Spirit ist es schon das geblieben."