Nikolaus Blome leitet das Ressort "Politik und Gesellschaft" bei RTL und n-tv und ist Kolumnist beim Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Bis Oktober 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei der "Bild"-Zeitung und verantwortlich für das Politik- und Wirtschaftsressort. Zuvor hatte er das Hauptstadtbüro des "Spiegel" geleitet und war dort ebenfalls Mitglied der Chefredaktion.
Hasserfüllt, aggressiv, männerdominiert
07:22 Minuten
Seit ihrem Einzug in den Bundestag 2017 führt die AfD Debatten mit aggressivem Ton. Sie zeigt Verachtung gegenüber allen anderen Parteien. Nützt ihr das? Ihren Zenit habe sie überschritten, sagt der Journalist Nikolaus Blome.
Als der damalige AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland nach der Bundestagswahl 2017 ankündigte, seine Partei werde die Regierung "jagen", setzte er den Grundton für die folgenden vier Jahre. Eine "ungeheure Aggressivität" und eine männlich dominierte Fraktion, bei deren Applaus "der Saal bebt" - so erlebt der Journalist Nikolaus Blome die AfD im Bundestag:
"Nichts gegen streitbare Debatten, und manchmal war der Deutsche Bundestag auch zu sehr eingeschlafen. Das muss man auch ganz ehrlich sagen. Aber die AfD hat es in vielen Momenten wirklich übertrieben und ganz hasserfüllt gesprochen."
Die Partei richte "Beschimpfungen vom Pult" an alle anderen Parteien. So sei ein "Graben im Parlament" entstanden, aus Blomes Sicht eine Gefahr für die "Gemeinsamkeit der Demokraten" dort. "Die AfD hat sich selber im Bundestag isoliert, wie das für eine Partei ganz selten ist. Das wollte sie auch", betont der RTL-Politikchef und Spiegel-Kolumnist.
Sinkflug in Westdeutschland
In Umfragen liegt die AfD derzeit bei neun bis zehn Prozent. So hoch schätzt Blome auch ihre Kernwählerschaft ein. "In Westdeutschland, muss man allerdings sagen, ist die Partei offenkundig über ihren Zenit hinaus und in einem Sinkflug begriffen. Es würde mich nicht wundern, in den nächsten Jahren Landtage zu sehen, aus denen die AfD dann auch wieder rausfliegt."
(bth)