Villa Massimo in Berlin
Die Villa Massimo - die Deutsche Akademie Rom - kommt zum ersten Mal nach Deutschland. Im Martin Gropius Bau in Berlin präsentieren die Stipendiaten 2006 eine Auswahl ihre Werke. Auffällig dabei ist, dass viele Arbeiten die Multikulturalität Deutschlands betonen.
In den ersten Jahren nach ihrer Gründung 1910 war die Villa Massimo noch ganz der Bildenden Kunst vorbehalten, getreu der Begeisterung ihres Stifters Eduard Arnold für dieselbe und auch, weil Rom in den Jahrhunderten zuvor natürlich die Pilgerstadt schlechthin auch für deutsche Künstler gewesen war. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Besetzung der Stipendiatenplätze dann immer weiter aufgespalten, erst kamen so genannte Baukünstler, später auch Literaten und Komponisten hinzu, und manche munkeln heute, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis auch Filmschaffende und Modemacher hier Einzug halten.
In acht hintereinander liegenden kleinen Sälen des Martin-Gropius-Baus präsentiert sich nun der letzte Jahrgang. Die Künstlerin Parastou Forouhar, die aus Iran stammt, aber seit 1991 in Deutschland lebt, hat eine auffällige Installation mit schwebenden Luftballons aufgebaut, die zunächst wie eine Kinderwelt erscheint. Doch auf die Ballons sind Gewaltszenen gezeichnet, die die unbeschwerte Welt in eine trügerische Idylle verwandeln sollen.
"Villa Massimo ist so eine Art Paradies-Ghetto. Das bietet einem alle Möglichkeiten für sich zu denken und zu arbeiten, hat aber auch ein Stück Realitätsverlust. Und dazu kommt auch die Schönheit der Stadt Rom, mit dieser Schönheit umzugehen ist auch nicht so einfach mit soviel Schönheit war ich erst mal total überfordert,"
erinnert sich Forouhar.
Sie möchte diese Zeit in Rom nicht missen, schließlich ist das Stipendium mit 2500 Euro im Monat großzügig ausgestattet. Und doch war es ein etwas merkwürdiges Gefühl für sie, in einer Einrichtung zu logieren, die sich auf das Repräsentieren der Deutschen Kultur im Ausland verlegt.
"Das ist für mich natürlich eine superwitzige Situation gewesen, irgendwie zu denken, okay jetzt repräsentiere ich Deutschland, obwohl ich irgendwie überhaupt nichts damit zu tun habe. Ich repräsentiere gar nichts, ich repräsentier mich selbst… Ich finde sowieso die Aufgabe, Künstler als Stellvertreter zu sehen für eine Kultur, total absurd."
Ganz andere Sorgen hatte dagegen der Berliner Architekt Bernd Bess. Denn anders als die beruflich ungebundenen Bildenden Künstler muss er immer auch noch dem Tagesgeschäft nachgehen und kann seine Büroarbeit nicht einfach liegen lassen, Stipendium hin oder her.
"Ich hab ein Büro in Berlin, ein kleines und junges, und hatte so eine Art Workshop in Rom und hab eigentlich beide noch wahrgenommen in dem Jahr wobei der Schwerpunkt natürlich auf Rom war, und ich hatte das Glück, dass ich auch Projekte realisieren konnte in der Zeit, und ich sag mal, mit Hilfe von modernen Kommunikationsmitteln, war es durchaus möglich. Es war natürlich jetzt nicht diese klassische Kartause, die man sich vielleicht als Normalbürger vorstellt, sondern es war eher das Gegenteil, es war eher eine Situation, in der man ganz viele neue Dinge aufgenommen hat..."
Doch gerade bei Bess zeigt sich auch einer der großen, ganz praktischen Vorzüge dieses Stipendiums: Es ermöglicht auch viele neue Kontakte. Einigen Institutionen vor Ort kam es offenbar gerade recht, dass sie einen jungen Architekten aus Deutschland in der Nähe hatten, denn Bernd Bess wurden plötzlich von anderen deutschen Instituten in Rom und über Rom hinaus neue Aufträge angetragen:
"Zum Beispiel eine Ausstellungsgestaltung für das Deutsche Historische Institut in Rom oder ein Vorschlag für den German Room bei der IFAD, die der Welternährungsbehörde FAO zugeordnet ist, ne andere Ausstellungsgestaltung, die ich im Sommer in Berlin realisieren konnte im Kronprinzenpalais oder einen Vorschlag für die Erweiterung der Kunsthalle Bremen."
Der Kunsthistoriker und frühere Galerist Joachim Blüher leitet seit 2002 die Academia Tedesca, wie die Villa Massimo in Rom genannt wird, und hat ihr eine neue Programmatik verpasst, nachdem in den Jahrzehnten zuvor das Haus und seine Stipendiatenauswahl doch als ziemlich verstaubt galten und Direktoren Gutsherrenwirtschaft vorgeworfen worden war. Nach einer Renovierungspause hat Blüher sich daran gemacht, das Haus für die Stadt zu öffnen und einen ständigen Austausch mit Institutionen und Publikum in Rom in Gang zu setzen. Was aber nicht heißen soll, dass bei der Auswahl der Stipendiaten nun plötzlich Unterhaltungskünstler zum Zuge kämen. Qualität sei nach wie vor das oberste Kriterium, sagt Blüher.
"Das ist immer gleich geblieben. Man achtet einfach nur sehr darauf, dass die Stipendiaten eben nicht, und das gehört zu diesem etwas wabernden Mythos, der ja uns etwas negativ ausgeschlagen ist in den letzten Jahrzehnten: Man möchte nicht, dass die Leute da sind und dann müssen sie einfach selbst zurechtkommen. Ich denk, das ist das, was sich geändert hat, so dass mancher am Anfang schon gestöhnt hat: Herr Blüher, bei Ihnen kommt man ja gar nicht zum Arbeiten. Wir haben das korrigiert."
Nicht jedem Stipendiaten passt dieser Präsentierteller-Status, und die ursprüngliche Idee des Stifters und Mäzens Eduard Arnold, Deutschlands Kultur im Ausland leuchten zu lassen, verleiht dem Stipendienprogramm heute etwas Offiziöses und Staatskünstlerisches, für das sich eben auch nur eine ganz bestimmte Spezies von Künstlern eignet. Die Auswahl des letzten Jahres betont zum Beispiel auffallend die Multikulturalität Deutschlands, und diese Botschaft ist zweifellos gewollt. Erstaunlich viele Namen auf der langen Liste der Stipendiaten seit 1910 aber sind heute völlig in Vergessenheit geraten. Andererseits finden sich aber auch Ernst Wilhelm Nay, Uwe Johnson, Anselm Kiefer und Wolfgang Rihm darunter. Manchmal hat das komplizierte Auswahlverfahren, an dem nach wie vor viele deutsche Amtsstuben beteiligt sind, dann also doch die Richtigen getroffen.
In acht hintereinander liegenden kleinen Sälen des Martin-Gropius-Baus präsentiert sich nun der letzte Jahrgang. Die Künstlerin Parastou Forouhar, die aus Iran stammt, aber seit 1991 in Deutschland lebt, hat eine auffällige Installation mit schwebenden Luftballons aufgebaut, die zunächst wie eine Kinderwelt erscheint. Doch auf die Ballons sind Gewaltszenen gezeichnet, die die unbeschwerte Welt in eine trügerische Idylle verwandeln sollen.
"Villa Massimo ist so eine Art Paradies-Ghetto. Das bietet einem alle Möglichkeiten für sich zu denken und zu arbeiten, hat aber auch ein Stück Realitätsverlust. Und dazu kommt auch die Schönheit der Stadt Rom, mit dieser Schönheit umzugehen ist auch nicht so einfach mit soviel Schönheit war ich erst mal total überfordert,"
erinnert sich Forouhar.
Sie möchte diese Zeit in Rom nicht missen, schließlich ist das Stipendium mit 2500 Euro im Monat großzügig ausgestattet. Und doch war es ein etwas merkwürdiges Gefühl für sie, in einer Einrichtung zu logieren, die sich auf das Repräsentieren der Deutschen Kultur im Ausland verlegt.
"Das ist für mich natürlich eine superwitzige Situation gewesen, irgendwie zu denken, okay jetzt repräsentiere ich Deutschland, obwohl ich irgendwie überhaupt nichts damit zu tun habe. Ich repräsentiere gar nichts, ich repräsentier mich selbst… Ich finde sowieso die Aufgabe, Künstler als Stellvertreter zu sehen für eine Kultur, total absurd."
Ganz andere Sorgen hatte dagegen der Berliner Architekt Bernd Bess. Denn anders als die beruflich ungebundenen Bildenden Künstler muss er immer auch noch dem Tagesgeschäft nachgehen und kann seine Büroarbeit nicht einfach liegen lassen, Stipendium hin oder her.
"Ich hab ein Büro in Berlin, ein kleines und junges, und hatte so eine Art Workshop in Rom und hab eigentlich beide noch wahrgenommen in dem Jahr wobei der Schwerpunkt natürlich auf Rom war, und ich hatte das Glück, dass ich auch Projekte realisieren konnte in der Zeit, und ich sag mal, mit Hilfe von modernen Kommunikationsmitteln, war es durchaus möglich. Es war natürlich jetzt nicht diese klassische Kartause, die man sich vielleicht als Normalbürger vorstellt, sondern es war eher das Gegenteil, es war eher eine Situation, in der man ganz viele neue Dinge aufgenommen hat..."
Doch gerade bei Bess zeigt sich auch einer der großen, ganz praktischen Vorzüge dieses Stipendiums: Es ermöglicht auch viele neue Kontakte. Einigen Institutionen vor Ort kam es offenbar gerade recht, dass sie einen jungen Architekten aus Deutschland in der Nähe hatten, denn Bernd Bess wurden plötzlich von anderen deutschen Instituten in Rom und über Rom hinaus neue Aufträge angetragen:
"Zum Beispiel eine Ausstellungsgestaltung für das Deutsche Historische Institut in Rom oder ein Vorschlag für den German Room bei der IFAD, die der Welternährungsbehörde FAO zugeordnet ist, ne andere Ausstellungsgestaltung, die ich im Sommer in Berlin realisieren konnte im Kronprinzenpalais oder einen Vorschlag für die Erweiterung der Kunsthalle Bremen."
Der Kunsthistoriker und frühere Galerist Joachim Blüher leitet seit 2002 die Academia Tedesca, wie die Villa Massimo in Rom genannt wird, und hat ihr eine neue Programmatik verpasst, nachdem in den Jahrzehnten zuvor das Haus und seine Stipendiatenauswahl doch als ziemlich verstaubt galten und Direktoren Gutsherrenwirtschaft vorgeworfen worden war. Nach einer Renovierungspause hat Blüher sich daran gemacht, das Haus für die Stadt zu öffnen und einen ständigen Austausch mit Institutionen und Publikum in Rom in Gang zu setzen. Was aber nicht heißen soll, dass bei der Auswahl der Stipendiaten nun plötzlich Unterhaltungskünstler zum Zuge kämen. Qualität sei nach wie vor das oberste Kriterium, sagt Blüher.
"Das ist immer gleich geblieben. Man achtet einfach nur sehr darauf, dass die Stipendiaten eben nicht, und das gehört zu diesem etwas wabernden Mythos, der ja uns etwas negativ ausgeschlagen ist in den letzten Jahrzehnten: Man möchte nicht, dass die Leute da sind und dann müssen sie einfach selbst zurechtkommen. Ich denk, das ist das, was sich geändert hat, so dass mancher am Anfang schon gestöhnt hat: Herr Blüher, bei Ihnen kommt man ja gar nicht zum Arbeiten. Wir haben das korrigiert."
Nicht jedem Stipendiaten passt dieser Präsentierteller-Status, und die ursprüngliche Idee des Stifters und Mäzens Eduard Arnold, Deutschlands Kultur im Ausland leuchten zu lassen, verleiht dem Stipendienprogramm heute etwas Offiziöses und Staatskünstlerisches, für das sich eben auch nur eine ganz bestimmte Spezies von Künstlern eignet. Die Auswahl des letzten Jahres betont zum Beispiel auffallend die Multikulturalität Deutschlands, und diese Botschaft ist zweifellos gewollt. Erstaunlich viele Namen auf der langen Liste der Stipendiaten seit 1910 aber sind heute völlig in Vergessenheit geraten. Andererseits finden sich aber auch Ernst Wilhelm Nay, Uwe Johnson, Anselm Kiefer und Wolfgang Rihm darunter. Manchmal hat das komplizierte Auswahlverfahren, an dem nach wie vor viele deutsche Amtsstuben beteiligt sind, dann also doch die Richtigen getroffen.