Virtuelle Weltpolitik
Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, wie kompliziert und oft auch widersprüchlich die globalen Verhandlungen zum Schutz des Weltklimas sein können, der kann das auf spielerische Weise am PC nachempfinden. Bei dem kostenlosen Internetspiel "Keep Cool Online", das sich vor allem an Schulen richtet, geht es aber auch um Spaß.
Die Klimaverhandlungen stecken mal wieder in einer kritischen Phase. Die Entwicklungslänger sind auf Hilfe angewiesen. Klimaschonende Fabriken können sie nur mit Unterstützung der Industriestaaten bauen. Doch für ihre Bitte nach einem Kredit haben die USA aber nur einen Lacher übrig.
Entwicklungsländer: "Wir würden gerne einen Kredit aufnehmen. Gesamthöhe 25. Ist irgendjemand willig?"
USA: "Das ist ein Scherz?!"
Entwicklungsländer: "Oder wenn ihr Euch zusammentut? Oder 5?"
Europa: "Ich habe Euch jetzt 5 überwiesen."
Entwicklungsländer: "Und was sind die Konditionen ... Keine Konditionen ... Das ist sehr nett von Europa."
Neben den Entwicklungsländern, Europa und den USA feilschen noch die Schwellenländer, die OPEC und die ehemalige Sowjetunion hier um wirtschaftliches Wachstum und Klimastabilität. Verhandlungsführer der sechs Ländergruppen sind hier aber nicht die Staatschefs, sondern Schüler der Berufsfachschule AUCOTEAM in Berlin-Prenzlauer Berg. Ihr Klimagipfel ist virtuell. Er findet in dem Online-Spiel "Keep Cool" am PC statt.
Bisher gab es "Keep Cool" nur als Brettspiel. Es wurde ursprünglich von zwei Klimaexperten am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung entwickelt und wird seit fünf Jahren erfolgreich in Schulen eingesetzt. Nun hat der Verein "Schulen Ans Netz" "Keep Cool" als kostenlose Online-Version realisiert.
Die virtuellen Verhandlungen ziehen sich über mehrere Spielrunden und simulierte Jahrzehnte. Zu Beginn einer Runde müssen die Spieler strategisch investieren, erklären Daniel und Beatrice, die für Europa entscheiden.
"Wir müssen uns im ersten Schritt überlegen, wie wir schnellstmöglich an unser Ziel kommen und wie wir unsere Umwelt mit dem, was wir machen, nicht allzu sehr belasten."
Ziel jeder Ländergruppe ist es, eine vorgegebene Anzahl an Fabriken im eigenen Land sowie eine Gesamtzahl an Fabriken in der Welt durch Kooperation mit anderen Ländern zu errichten. In jeder Runde müssen sie neu entscheiden, ob sie mit billigen, schmutzigen Fabriken das schnelle Geld machen wollen oder ob sie die klimafreundlichen, dafür teuren grünen Fabriken kaufen.
"Unser wirtschaftliches Ziel war es, insgesamt 16 Fabriken zu errichten. Da sollten wir eine Mindestanzahl grüner und eine Mindestanzahl schwarzer Fabriken haben. Dann gab es noch das politische Ziel. Da sollten wir alle Spieler zusammen 62 Fabriken."
Gewinnen kann bei "Keep Cool" also nur, wer seine eigenen Interessen verfolgt, ohne das Gemeinwohl und vor allem das Klima aus den Augen zu verlieren. Tillmann vertritt die Schwellenländer.
"Ich könnte jetzt wieder auf Einkaufstour gehen mit den Fabriken ... Jetzt kann ich entweder in den Innovationsfonds einzahlen, das würde mir dann zugutekommen, wenn ich dann grüne Fabriken bauen will, weil die ja generell etwas teurer sind als schwarze. Wobei: Wenn man in den Fonds eingezahlt hat, werden sie finanziell attraktiver, weil sich einfach die Technik verbessert. Und da würde ich mir einfach eine von kaufen."
Wer aber nur blind in Ökotechnik investiert, steht schnell vor dem wirtschaftlichen Ruin. Das hat Toni schnell gelernt, der die ehemalige Sowjetunion vertritt.
"Ich habe am Anfang den Fehler gemacht, dass ich sofort meine schwarzen Kraftwerke verkauft habe, um in die Natur zu investieren. Aber ich bin klüger geworden!"
Die wenigsten Möglichkeiten haben die Entwicklungsländer.
"Wir brauchen noch 10 $, um uns wenigstens eine klimaschädliche Fabrik zu bauen, sodass wir noch eine Chance auf den Sieg wahren. Ohne Fabriken bekommen wir nicht genug Einnahmen, um in der nächsten Runde investieren zu können."
Wenn alle Entscheidungen gefällt, alle Allianzen getroffen und Kredite vergeben sind, dann kommt die Stunde der Wahrheit. Wer Pech hat, dem droht durch Naturkatastrophen schwerer Schaden.
"Jetzt kommt es zur Auswertung. Jetzt wird ermittelt, wen eine Klimakatastrophe trifft oder nicht. Dafür kann man sich spezielle Schutzvorrichtungen kaufen. Die haben das Symbol eines Regenschirms, damit kann man sich die Katastrophen von sich abwenden ... Jetzt kommt dieses Zufallsmenü. Zwei Chancen hat er und er hat es aber nicht so gut gemacht ... Und dann kommen die Auswirkungen der Katastrophe zum Tragen und die Überschwemmungen haben in seinem Bereich 10 $ Schaden angerichtet. Aber durch seinen Schutzschirm, den er sich da gekauft hat, wurden die halt abgewandt."
Das Ende des Spiels geschieht meist überraschend – nämlich wenn ein Länderblock seine Ziele erreicht hat, ohne dass das Weltklima bis dahin umgekippt ist ...
"Wer hat denn gewonnen? Wer war denn das? Europa! Unglaublich ... weil ich ein guter Geschäftsmann bin. Ich habe die Mindestanzahl an Kraftwerken gebaut, die ich brauch – acht Stück und ich habe neun. Und die Weltwirtschaft muss in Gang gehalten werden und zwar mit mindestens 62 Fabriken und es sind 63. Und somit habe ich zwei Ziele erfüllt und gewonnen."
Für Uwe Rotter, Projektleiter von "Keep Cool Online", ist das spielerische Lernen der Schlüssel, um die Grundzüge komplexen Themas Klimawandel erfahrbar zu machen.
"Für uns ist das Ziel ein Einstieg in das Thema Klimawandel. Das Spiel soll Spaß machen. Es soll einfach nur anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Worauf wir geachtet haben, ist, dass es nicht überfrachtet ist mit einem Riesenszenario, mit Riesentexten, die man vorher lesen muss. Man kann einfach mal loslegen, relativ schnell, und wenn man will, kann man die und die Themen hinterher vertiefen."
Die Mischung aus Einfachheit und Komplexität kommt jedenfalls bei den Jugendlichen an.
"Ja, es ist ein unterhaltsames Spiel. Hat mich zum Teil ein bisschen an 'Risiko' erinnert – das schöne Brettspiel. Von der Strategie oder dass man mal eine Runde aussetzen kann und mal ein paar Kredite geben kann und ein bisschen langfristig sich etwas überlegen kann. Ja, ist schon interessant."
"Es ist sicher nicht so komplex, um das real darzustellen. Aber es ist kompliziert, weil man sein eigenes Ziel erreichen muss und trotzdem noch aufpassen muss – auch wenn das eigene Ziel klimaschädlich ist – dass das Gesamtziel nicht kollabiert."
Entwicklungsländer: "Wir würden gerne einen Kredit aufnehmen. Gesamthöhe 25. Ist irgendjemand willig?"
USA: "Das ist ein Scherz?!"
Entwicklungsländer: "Oder wenn ihr Euch zusammentut? Oder 5?"
Europa: "Ich habe Euch jetzt 5 überwiesen."
Entwicklungsländer: "Und was sind die Konditionen ... Keine Konditionen ... Das ist sehr nett von Europa."
Neben den Entwicklungsländern, Europa und den USA feilschen noch die Schwellenländer, die OPEC und die ehemalige Sowjetunion hier um wirtschaftliches Wachstum und Klimastabilität. Verhandlungsführer der sechs Ländergruppen sind hier aber nicht die Staatschefs, sondern Schüler der Berufsfachschule AUCOTEAM in Berlin-Prenzlauer Berg. Ihr Klimagipfel ist virtuell. Er findet in dem Online-Spiel "Keep Cool" am PC statt.
Bisher gab es "Keep Cool" nur als Brettspiel. Es wurde ursprünglich von zwei Klimaexperten am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung entwickelt und wird seit fünf Jahren erfolgreich in Schulen eingesetzt. Nun hat der Verein "Schulen Ans Netz" "Keep Cool" als kostenlose Online-Version realisiert.
Die virtuellen Verhandlungen ziehen sich über mehrere Spielrunden und simulierte Jahrzehnte. Zu Beginn einer Runde müssen die Spieler strategisch investieren, erklären Daniel und Beatrice, die für Europa entscheiden.
"Wir müssen uns im ersten Schritt überlegen, wie wir schnellstmöglich an unser Ziel kommen und wie wir unsere Umwelt mit dem, was wir machen, nicht allzu sehr belasten."
Ziel jeder Ländergruppe ist es, eine vorgegebene Anzahl an Fabriken im eigenen Land sowie eine Gesamtzahl an Fabriken in der Welt durch Kooperation mit anderen Ländern zu errichten. In jeder Runde müssen sie neu entscheiden, ob sie mit billigen, schmutzigen Fabriken das schnelle Geld machen wollen oder ob sie die klimafreundlichen, dafür teuren grünen Fabriken kaufen.
"Unser wirtschaftliches Ziel war es, insgesamt 16 Fabriken zu errichten. Da sollten wir eine Mindestanzahl grüner und eine Mindestanzahl schwarzer Fabriken haben. Dann gab es noch das politische Ziel. Da sollten wir alle Spieler zusammen 62 Fabriken."
Gewinnen kann bei "Keep Cool" also nur, wer seine eigenen Interessen verfolgt, ohne das Gemeinwohl und vor allem das Klima aus den Augen zu verlieren. Tillmann vertritt die Schwellenländer.
"Ich könnte jetzt wieder auf Einkaufstour gehen mit den Fabriken ... Jetzt kann ich entweder in den Innovationsfonds einzahlen, das würde mir dann zugutekommen, wenn ich dann grüne Fabriken bauen will, weil die ja generell etwas teurer sind als schwarze. Wobei: Wenn man in den Fonds eingezahlt hat, werden sie finanziell attraktiver, weil sich einfach die Technik verbessert. Und da würde ich mir einfach eine von kaufen."
Wer aber nur blind in Ökotechnik investiert, steht schnell vor dem wirtschaftlichen Ruin. Das hat Toni schnell gelernt, der die ehemalige Sowjetunion vertritt.
"Ich habe am Anfang den Fehler gemacht, dass ich sofort meine schwarzen Kraftwerke verkauft habe, um in die Natur zu investieren. Aber ich bin klüger geworden!"
Die wenigsten Möglichkeiten haben die Entwicklungsländer.
"Wir brauchen noch 10 $, um uns wenigstens eine klimaschädliche Fabrik zu bauen, sodass wir noch eine Chance auf den Sieg wahren. Ohne Fabriken bekommen wir nicht genug Einnahmen, um in der nächsten Runde investieren zu können."
Wenn alle Entscheidungen gefällt, alle Allianzen getroffen und Kredite vergeben sind, dann kommt die Stunde der Wahrheit. Wer Pech hat, dem droht durch Naturkatastrophen schwerer Schaden.
"Jetzt kommt es zur Auswertung. Jetzt wird ermittelt, wen eine Klimakatastrophe trifft oder nicht. Dafür kann man sich spezielle Schutzvorrichtungen kaufen. Die haben das Symbol eines Regenschirms, damit kann man sich die Katastrophen von sich abwenden ... Jetzt kommt dieses Zufallsmenü. Zwei Chancen hat er und er hat es aber nicht so gut gemacht ... Und dann kommen die Auswirkungen der Katastrophe zum Tragen und die Überschwemmungen haben in seinem Bereich 10 $ Schaden angerichtet. Aber durch seinen Schutzschirm, den er sich da gekauft hat, wurden die halt abgewandt."
Das Ende des Spiels geschieht meist überraschend – nämlich wenn ein Länderblock seine Ziele erreicht hat, ohne dass das Weltklima bis dahin umgekippt ist ...
"Wer hat denn gewonnen? Wer war denn das? Europa! Unglaublich ... weil ich ein guter Geschäftsmann bin. Ich habe die Mindestanzahl an Kraftwerken gebaut, die ich brauch – acht Stück und ich habe neun. Und die Weltwirtschaft muss in Gang gehalten werden und zwar mit mindestens 62 Fabriken und es sind 63. Und somit habe ich zwei Ziele erfüllt und gewonnen."
Für Uwe Rotter, Projektleiter von "Keep Cool Online", ist das spielerische Lernen der Schlüssel, um die Grundzüge komplexen Themas Klimawandel erfahrbar zu machen.
"Für uns ist das Ziel ein Einstieg in das Thema Klimawandel. Das Spiel soll Spaß machen. Es soll einfach nur anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Worauf wir geachtet haben, ist, dass es nicht überfrachtet ist mit einem Riesenszenario, mit Riesentexten, die man vorher lesen muss. Man kann einfach mal loslegen, relativ schnell, und wenn man will, kann man die und die Themen hinterher vertiefen."
Die Mischung aus Einfachheit und Komplexität kommt jedenfalls bei den Jugendlichen an.
"Ja, es ist ein unterhaltsames Spiel. Hat mich zum Teil ein bisschen an 'Risiko' erinnert – das schöne Brettspiel. Von der Strategie oder dass man mal eine Runde aussetzen kann und mal ein paar Kredite geben kann und ein bisschen langfristig sich etwas überlegen kann. Ja, ist schon interessant."
"Es ist sicher nicht so komplex, um das real darzustellen. Aber es ist kompliziert, weil man sein eigenes Ziel erreichen muss und trotzdem noch aufpassen muss – auch wenn das eigene Ziel klimaschädlich ist – dass das Gesamtziel nicht kollabiert."