Virtuose Auseinandersetzung mit Filmen
Der israelische Künstler Omer Fast hat den Preis der Nationalgalerie für Junge Kunst gewonnen - mit 50.000 Euro eine der höchstdotierten Auszeichnungen für Gegenwartskunst in Deutschland.
Omer Fasts Filmprojekte, so die Jury in ihrer Begründung, zeichnen sich durch eine virtuose Auseinandersetzung mit dem Medium Film aus. Durch eine raffinierte Dramaturgie, psychologische Dichte und Vielschichtigkeit.
Eine treffende Beschreibung für das Werk des frisch gekürten Preisträgers - auch für seine für die Ausstellung im Hamburger Bahnhof neu geschaffene Videoarbeit Nostalgia. Diese ist nur auf den ersten Blick eine auf Interviews basierende Dokumentation. Beim genaueren Hinsehen entführt Fast den Betrachter mit feinen, komplexen Schnitten, mit bildlichen Überlagerungen in eine Welt zwischen Realität und Fiktion.
So sieht man zunächst mal einen weißen Journalisten, der einen afroamerikanischen Asylsuchenden in London interviewt. Doch im Laufe des Gesprächs dreht Fast den Spieß um. Anstatt über seine Probleme zu reden, beginnt der Asylsuchende Fragen zu stellen. Er möchte wissen, was sein Gegenüber über sein Herkunftsland weiß, verliert sich, als dieser nicht viel erwidern kann, in Erinnerungen - schwärmt von seiner eigentlich aus der Not heraus verlassenen Heimat als touristischem Traumziel. Diese verdrehte Geschichte flimmert dann vertrackt geschnitten und ineinander verschoben über mehrere Bildschirme und Projektionsflächen hinweg, sodass sich Dialoge und Bildebenen verwirrend vermengen.
"Ich glaube, dass es immer interessant war, nicht bei einer Geschichte, einem Sprecher zu bleiben. Ich finde es spannender, wenn man zwei Geschichten gegeneinanderbildet. Und die Spannung führt nicht zu einem Bild, wo man eine klare Aussage hat, aber man eher ein Verständnis für eine Situation, die zweideutig oder mehrdeutig oder ambivalent ist."
Solche mehrdeutigen Situationen schafft der in Berlin lebende Fast auch bei anderen Projekten. Er zerschneidet, lässt Lücken, wiederholt. Bearbeitet immer wieder auch politische Themen auf diese Weise. Und wenn er einzelne Worte aus den CNN-Nachrichten zu neuen News zusammenmontiert oder eigene Tonspuren in ausgeliehene Videos hineinschneidet, dann stellt er durchaus die Frage nach der medialen Manipulation von Wirklichkeit.
"Ich mag das Wort Manipulation nicht so sehr. Das klingt wie ein Staatsorgan. Ich schneide Material, das macht man auch, wenn man Fernsehen macht, Interviews schneidet. Ich glaube auch, dass das den Zuschauern total bewusst ist, sodass es eher nicht um eine Manipulation geht, sondern eher um eine gewisse Freude, die man sehen und ergreifen kann. Dass eine Geschichte so eine Art Künstlichkeit hat. Und diese Künstlichkeit ist eine Art Kunst."
Es ist diese Künstlichkeit in seiner Kunst, die für Omer Fast vielleicht die nötige Distanz schafft. Distanz auch zu seiner eigenen Geschichte. So greift der 1972 in Jerusalem geborene Omer Fast zwar das Thema Terror in seiner Heimat in einem Film über die Augenzeugen eines Attentats auf. Aber er vermengt auch das mit anderen Erzählebenen. Es ist eine Distanz, die zu der reflektierten Art und Weise passt, mit der der junge Mann über seine Kunst spricht. Er ist eher ein bedachter Intellektueller als ein schillernder Popstar der Kunstszene.
Ein Tüftler, der den Betrachter an die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie heranführt und darüber hinaus. Und der damit klarmacht, dass es viele verschiedene Wahrheiten gibt.
Eine treffende Beschreibung für das Werk des frisch gekürten Preisträgers - auch für seine für die Ausstellung im Hamburger Bahnhof neu geschaffene Videoarbeit Nostalgia. Diese ist nur auf den ersten Blick eine auf Interviews basierende Dokumentation. Beim genaueren Hinsehen entführt Fast den Betrachter mit feinen, komplexen Schnitten, mit bildlichen Überlagerungen in eine Welt zwischen Realität und Fiktion.
So sieht man zunächst mal einen weißen Journalisten, der einen afroamerikanischen Asylsuchenden in London interviewt. Doch im Laufe des Gesprächs dreht Fast den Spieß um. Anstatt über seine Probleme zu reden, beginnt der Asylsuchende Fragen zu stellen. Er möchte wissen, was sein Gegenüber über sein Herkunftsland weiß, verliert sich, als dieser nicht viel erwidern kann, in Erinnerungen - schwärmt von seiner eigentlich aus der Not heraus verlassenen Heimat als touristischem Traumziel. Diese verdrehte Geschichte flimmert dann vertrackt geschnitten und ineinander verschoben über mehrere Bildschirme und Projektionsflächen hinweg, sodass sich Dialoge und Bildebenen verwirrend vermengen.
"Ich glaube, dass es immer interessant war, nicht bei einer Geschichte, einem Sprecher zu bleiben. Ich finde es spannender, wenn man zwei Geschichten gegeneinanderbildet. Und die Spannung führt nicht zu einem Bild, wo man eine klare Aussage hat, aber man eher ein Verständnis für eine Situation, die zweideutig oder mehrdeutig oder ambivalent ist."
Solche mehrdeutigen Situationen schafft der in Berlin lebende Fast auch bei anderen Projekten. Er zerschneidet, lässt Lücken, wiederholt. Bearbeitet immer wieder auch politische Themen auf diese Weise. Und wenn er einzelne Worte aus den CNN-Nachrichten zu neuen News zusammenmontiert oder eigene Tonspuren in ausgeliehene Videos hineinschneidet, dann stellt er durchaus die Frage nach der medialen Manipulation von Wirklichkeit.
"Ich mag das Wort Manipulation nicht so sehr. Das klingt wie ein Staatsorgan. Ich schneide Material, das macht man auch, wenn man Fernsehen macht, Interviews schneidet. Ich glaube auch, dass das den Zuschauern total bewusst ist, sodass es eher nicht um eine Manipulation geht, sondern eher um eine gewisse Freude, die man sehen und ergreifen kann. Dass eine Geschichte so eine Art Künstlichkeit hat. Und diese Künstlichkeit ist eine Art Kunst."
Es ist diese Künstlichkeit in seiner Kunst, die für Omer Fast vielleicht die nötige Distanz schafft. Distanz auch zu seiner eigenen Geschichte. So greift der 1972 in Jerusalem geborene Omer Fast zwar das Thema Terror in seiner Heimat in einem Film über die Augenzeugen eines Attentats auf. Aber er vermengt auch das mit anderen Erzählebenen. Es ist eine Distanz, die zu der reflektierten Art und Weise passt, mit der der junge Mann über seine Kunst spricht. Er ist eher ein bedachter Intellektueller als ein schillernder Popstar der Kunstszene.
Ein Tüftler, der den Betrachter an die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie heranführt und darüber hinaus. Und der damit klarmacht, dass es viele verschiedene Wahrheiten gibt.