Visuelle Netzbotschaften

Die Macht der Bilder

54:58 Minuten
Model Petite Meller während der Mailander Fashion-Week 2019.
Von der Straße auf die Straße: Die Mailänder Fashion-Week 2019 fand auch draußen statt. © picture alliance / Pacific Press
Moderation: Katja Bigalke |
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Sie sind aus den sozialen Medien nicht mehr wegzudenken und haben eigene Regeln: Fotos, GIFs und Memes. Ein Gespräch über ihren Einfluss in der Mode und der digitalen Welt – und ihr gefährliches Eigenleben.
Wie verändern Bilder im Netz unsere politische Kultur? Wie beeinflussen sie Ästhetik und Modetrends? In der Reihe "Digitale Bildkulturen" (Wagenbach Verlag) sind zwei neue Bände zu diesen Fragen erschienen: "Hassbilder", geschrieben von Kulturwissenschaftler Daniel Hornuff und "Modebilder" der Modetheoretikerin Diana Weis. Bei einer öffentlichen Veranstaltung im "Kindl-Zentrum für zeitgenössische Kunst" in Berlin diskutierten die beiden über die Wirkmacht digitaler Bilder und stellten Beispiele dazu aus ihren Forschungsgebieten vor.

Hassbilder zum "Schmunzeln"

Daniel Hornuff analysiert den Gebrauch von Bildern in Hasskommentaren. Oft, sagt er, würden Hasspostings zusammen mit scheinbar harmlosen GIFs und Memes in Umlauf gebracht – seiner Ansicht nach eine unterschätzte Gefahr. Denn viele der vermeintlich humorvollen Bildinhalte seien Teil einer medialen Strategie:
"Nämlich die Bilder so einzusetzen, dass sie der Löschpraxis der Plattformbetreiber entgehen. Im Rechtsextremismus etwa gibt es eine ganz elaborierte Art und Weise, die Diffamierung gegenüber Personen in Bilder zu packen, die auf den ersten Blick erst mal gar nicht diffamierend und abwertend wirken."
Wichtig sei, sagt Hornuff, möglichst genau hinzuschauen, um die subtilen Techniken von Hate Speech zu erkennen. Passende Antworten darauf könne man aber mittlerweile ebenfalls im Netz finden:
"Es gibt Portale im Internet, da werden Konter-Memes bereitgestellt. Man kann da wie in so einen Meme-Fundus greifen und sich Bildbeispiele nehmen, um auf bestimmte Übergriffigkeiten zu reagieren."

Handyfotos stellen die Modewelt auf den Kopf

Diana Weis untersucht, inwieweit Mode durch neue Bilder im Netz "demokratischer" geworden ist. Der Einfluss von Blogger- und InfluencerInnen habe viel verändert. So auch die Modefotografie – ein belebender Schock für die Branche:
"Vorher gab es nur eine kleine Clique, die Mode bewertet hat. Dann begannen die Blogger, Fotos mit dem Smartphone aufzunehmen und direkt ins Netz zu stellen. Und plötzlich goutierte man Modefotos nicht mehr nur in Hochglanz-Modemagazinen – sondern konnte sich Hunderte von Fotos beim Scrollen nebenbei anschauen."
Modepäpste taten die schnellen Bilder "von der Straße" anfangs als amateurhaftes Geknipse ab, das der Fashion-Welt nur schaden würde. Doch das war nicht der Fall, sagt Diana Weis:
"Blogger-Style und Street-Style-Fotografie wurden zu einer eigenen Konvention. Und bald waren all diese Sachen dann auch auf den Laufstegen zu sehen."
(tif)

Daniel Hornuff: "Hassbilder. Digitale Bildkulturen"
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2020
80 Seiten, 10 Euro

Diana Weis: "Modebilder. Digitale Bildkulturen"
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2020
80 Seiten, 10 Euro

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