Vivaldi als Opernkomponist
Das Theater Heidelberg zeigt Vivaldis Oper im Rahmen des Festivals "Winter in Schwetzingen" im Rokokotheater im Schwetzinger Schloss. "L´Olimpiade" erzählt von Liebe, Lust und Leidenschaften vor dem Hintergrund der antiken Olympischen Spiele. Die Musiker übten für die Aufführung unter anderem mit barocken Geigenbögen zu spielen.
An die barocken Heroen, an die Präsenz eines Georg Friedrich Händel in der internationalen Opernlandschaft, wird Antonio Vivaldi sicherlich nie heranreichen können, aber er gewinnt doch an Gewicht. Vivaldi hatte sich einst selbst damit gebrüstet, über 90 Opern geschrieben zu haben. Die meisten jedoch sind verschollen. Engagierte und arbeitswütige Pioniere sind daher nötig, ein wenig Licht ins Dunkel der Archive zu bringen, alte Manuskripte wieder aufzustöbern, die Werke wieder spielbar zu machen.
Die Universitätsbibliothek in Turin und das Institut Beni Musicali in Piemont haben zusammen mit einem Plattenlabel bereits angefangen, Vivaldis Opernschaffen auf CD zu dokumentieren. Und hierzulande hat sich vor allem das Theater Heidelberg hervorgetan. Die Begeisterung war groß, als im vergangenen Jahr die wieder aufgefundene Vivaldi-Oper "Motezuma" gezeigt wurde und Heidelbergs Operndirektor Bernd Feuchtner jetzt einen erneuten Ausflug ins Opernschaffen des "roten Priesters" unternahm:
" Vivaldi hat den Vorteil, dass er ein ganz ausgezeichneter Instrumentalkomponist war, sein Orchestersatz ist viel brillanter als der von Händel. Händel war vielleicht derjenige, der beseeltere Arien schreiben konnte, der tiefer in die menschliche Seele geblickt hat, aber die Reize, die gerade aus dem Orchester kommen, die sind bei Vivaldi größer. Und deshalb hat er da auch einen ungeheuren Variationsspielraum, in dem er gestalten kann. Und deswegen sind seine Opern auch unverwechselbar. Ihm ist ungeheuer viel eingefallen, er war der "Hit-Komponist" damals. "
In Michael Form, einem Blockflötisten, der sich aber in den letzten Jahren mehr und mehr aufs Dirigieren konzentriert hat, fand Feuchtner zudem einen engagierten Mitstreiter für die Oper "L´Olimpiade", einem neuerlichen Feuerwerk aus klangschönen Instrumentaleffekten und großartigen Bravourarien.
" Vivaldi hat gern Gleichnisarien vertont, dass heißt Arien, in denen es um Meeresstürme geht, um Gewitterszenen, Assoziationen, die man etwa aus den "Vier Jahreszeiten" kennt. Manchmal hat man gar den Eindruck, dass er viel lieber die Ritonelle und die Begleitung der Gesangsstimme elaboriert hat als die Vokalstimme selbst. Auf der anderen Seite aber findet er zu einem deklamatorischen Stil, der sehr einfach, sehr prägnant und auch sehr wirkungsvoll ist."
Allerdings müssen für solche barocken Opernaufführungen auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, da ein Theater der Größe Heidelbergs natürlich nicht in der Lage ist, ein Spezialensemble zu verpflichten. So ging Michael Form mit seinen Musikern in ein musikalisches Trainingslager:
" Ganz wichtig ist, das Orchester spielt auf Barockbögen, das ist schon mal die halbe Miete, denn im 18. Jahrhundert hieß es, die Seele der Geige ist der Bogen. Wir haben mittlerweile auch Naturhörner im Orchester, die tatsächlich auch dem Orchester gehören. Und ganz wichtig ist die Spielweise. Wir haben einen Workshop gemacht mit einer Barockgeigerin, die sehr intensiv mit den Streichern gearbeitet hat, und dann versuche ich natürlich in der Probenarbeit aufführungspraktische Prinzipien zu vermitteln, um ein Ergebnis zu erzielen, das doch möglichst nahe an ein Barockorchester kommt. Das ist ein Work in Progress, wird auch mit einem modernen Orchester immer ein Work in Progress bleiben, ist aber eine spannende Herausforderung."
So verdient denn auch gerade die musikalische Seite der Aufführung von "L´Olimpiade" im Schwetzinger Schlosstheater allen Respekt, auch wenn vielleicht noch ein wenig klangliches Feingefühl gefehlt hat, die Musiker wie auch das insgesamt befriedigende Sängerensemble mehr den direkten, dynamisch eher gradlinigen Zugriff auf Vivaldis Musik wählten.
Das Problem indes ist die Inszenierung. Nun wird die Story, angesiedelt vor dem Hintergrund der antiken Olympischen Spiele, nicht gerade mit einer ausgefeilten oder gar tiefsinnigen Dramaturgie unterfüttert, ist vielmehr eines des bekannten, hochkomplexen und intrigenreichen Verwirrspiele um Liebe, Lust und Leidenschaften, das, und mehr Details möchte ich Ihnen ersparen, in der Erkenntnis gipfelt, dass die Liebe von allen Unvollkommenheiten dieser Welt die größte ist.
Was hätte man daraus doch für szenische Funken schlagen können. Regisseur Werner Pichler jedoch ließ, in grässlich antiker Kostümierung, ein biederes Historienspiel ablaufen, mit oft überzogener Gestik, und alle Wege der Sänger stets an der Rampe enden. Für die sportive Garnierung sorgen zudem einige Sportler-Statisten, die als Läufer, Werfer, Tennisspieler oder Ruderer ein wenig olympischen Geist über Schwetzingens Bühne wehen lassen. Da ist denn doch der Abstand zu den wirklich versierten Barockinszenierungen in der deutschen Opernlandschaft recht groß geraten.
Die Universitätsbibliothek in Turin und das Institut Beni Musicali in Piemont haben zusammen mit einem Plattenlabel bereits angefangen, Vivaldis Opernschaffen auf CD zu dokumentieren. Und hierzulande hat sich vor allem das Theater Heidelberg hervorgetan. Die Begeisterung war groß, als im vergangenen Jahr die wieder aufgefundene Vivaldi-Oper "Motezuma" gezeigt wurde und Heidelbergs Operndirektor Bernd Feuchtner jetzt einen erneuten Ausflug ins Opernschaffen des "roten Priesters" unternahm:
" Vivaldi hat den Vorteil, dass er ein ganz ausgezeichneter Instrumentalkomponist war, sein Orchestersatz ist viel brillanter als der von Händel. Händel war vielleicht derjenige, der beseeltere Arien schreiben konnte, der tiefer in die menschliche Seele geblickt hat, aber die Reize, die gerade aus dem Orchester kommen, die sind bei Vivaldi größer. Und deshalb hat er da auch einen ungeheuren Variationsspielraum, in dem er gestalten kann. Und deswegen sind seine Opern auch unverwechselbar. Ihm ist ungeheuer viel eingefallen, er war der "Hit-Komponist" damals. "
In Michael Form, einem Blockflötisten, der sich aber in den letzten Jahren mehr und mehr aufs Dirigieren konzentriert hat, fand Feuchtner zudem einen engagierten Mitstreiter für die Oper "L´Olimpiade", einem neuerlichen Feuerwerk aus klangschönen Instrumentaleffekten und großartigen Bravourarien.
" Vivaldi hat gern Gleichnisarien vertont, dass heißt Arien, in denen es um Meeresstürme geht, um Gewitterszenen, Assoziationen, die man etwa aus den "Vier Jahreszeiten" kennt. Manchmal hat man gar den Eindruck, dass er viel lieber die Ritonelle und die Begleitung der Gesangsstimme elaboriert hat als die Vokalstimme selbst. Auf der anderen Seite aber findet er zu einem deklamatorischen Stil, der sehr einfach, sehr prägnant und auch sehr wirkungsvoll ist."
Allerdings müssen für solche barocken Opernaufführungen auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, da ein Theater der Größe Heidelbergs natürlich nicht in der Lage ist, ein Spezialensemble zu verpflichten. So ging Michael Form mit seinen Musikern in ein musikalisches Trainingslager:
" Ganz wichtig ist, das Orchester spielt auf Barockbögen, das ist schon mal die halbe Miete, denn im 18. Jahrhundert hieß es, die Seele der Geige ist der Bogen. Wir haben mittlerweile auch Naturhörner im Orchester, die tatsächlich auch dem Orchester gehören. Und ganz wichtig ist die Spielweise. Wir haben einen Workshop gemacht mit einer Barockgeigerin, die sehr intensiv mit den Streichern gearbeitet hat, und dann versuche ich natürlich in der Probenarbeit aufführungspraktische Prinzipien zu vermitteln, um ein Ergebnis zu erzielen, das doch möglichst nahe an ein Barockorchester kommt. Das ist ein Work in Progress, wird auch mit einem modernen Orchester immer ein Work in Progress bleiben, ist aber eine spannende Herausforderung."
So verdient denn auch gerade die musikalische Seite der Aufführung von "L´Olimpiade" im Schwetzinger Schlosstheater allen Respekt, auch wenn vielleicht noch ein wenig klangliches Feingefühl gefehlt hat, die Musiker wie auch das insgesamt befriedigende Sängerensemble mehr den direkten, dynamisch eher gradlinigen Zugriff auf Vivaldis Musik wählten.
Das Problem indes ist die Inszenierung. Nun wird die Story, angesiedelt vor dem Hintergrund der antiken Olympischen Spiele, nicht gerade mit einer ausgefeilten oder gar tiefsinnigen Dramaturgie unterfüttert, ist vielmehr eines des bekannten, hochkomplexen und intrigenreichen Verwirrspiele um Liebe, Lust und Leidenschaften, das, und mehr Details möchte ich Ihnen ersparen, in der Erkenntnis gipfelt, dass die Liebe von allen Unvollkommenheiten dieser Welt die größte ist.
Was hätte man daraus doch für szenische Funken schlagen können. Regisseur Werner Pichler jedoch ließ, in grässlich antiker Kostümierung, ein biederes Historienspiel ablaufen, mit oft überzogener Gestik, und alle Wege der Sänger stets an der Rampe enden. Für die sportive Garnierung sorgen zudem einige Sportler-Statisten, die als Läufer, Werfer, Tennisspieler oder Ruderer ein wenig olympischen Geist über Schwetzingens Bühne wehen lassen. Da ist denn doch der Abstand zu den wirklich versierten Barockinszenierungen in der deutschen Opernlandschaft recht groß geraten.