Vivaldi pur
Nur noch selten findet sich Antonio Vivaldi ist auf den Programmen der großen Sinfonieorchester. Nun wagen die Berliner Philharmoniker gleich einen ganzen Vivaldi-Abend – am Pult steht Andrea Marcon, ein ausgewiesener Experte für venezianische Barockmusik.
Bruckner, Mahler, Strawinsky: Die großen Sinfonieorchester präsentieren ihre Kräfte lieber gebündelt und wagen sich nurmehr selten auf das Gebiet der vorklassischen Musik – wann hört man beispielsweise einen ganzen Vivaldi-Abend mit einem Orchester wie den Berliner Philharmonikern? Ach ja, und hat Strawinsky nicht gesagt, dass Vivaldi sehr langweilig sei, weil der ein und dasselbe Konzert ein paar hundertmal komponiert habe?
Nicht 400, aber immerhin vier Vivaldi-Konzerte präsentieren uns die Berliner Philharmoniker an diesem Abend – zugleich eine glänzende Gelegenheit, die philharmonischen Stars aus dem Kollektiv heraustreten zu sehen. Andreas Buschatz, seit zwei Jahren Konzertmeister des Orchesters, ist in gleich drei Stücken solistisch zu erleben – kein Wunder, wenn man an die Bedeutung der Violine in der Barockmusik denkt. In den beiden g-Moll-Werken wird Buschatz flankiert von Bläsersolisten: dem Oboisten Albrecht Mayer und dem Flötisten Emmanuel Pahud.
Nach der Pause erklingt mit dem "Gloria" ein großes Werk, das viele als eher untypisch für Vivaldi empfinden dürften. Vivaldi, von seinen Zeitgenossen "rothaariger Priester" ("prete rosso") genannt, schrieb es für seine Wirkungsstätte, das Ospedale della Pietà. Neben vielen anderen Vokalwerken wurde dieses "Gloria" erst in den 1930er Jahren wiederentdeckt – und im Lichte neuerer Funde bleibt es offen, ob wir unser Vivaldi-Bild nicht noch mehrfach korrigieren müssen.
Dazu haben in den vergangenen Jahren auch viele Musiker beigetragen, die der historisierenden Aufführungspraxis verpflichtet sind. Nach einer Zeit der Stagnation, in der Vivaldi eher gepflegt als neu befragt wurde, ist viel Bewegung in die Szene gekommen: Andrea Marcon und sein ganz unitalienisch benanntes "Venice Baroque Orchestra" sind in die Spitzenklasse der Alten Musik aufgestiegen, versehen mit dem Exklusivvertrag einer großen Plattenfirma und dekoriert mit Preisen. Nun bringt Marcon die Predigten des "roten Priesters" auch den Berliner Philharmonikern in der quellennahen Lesart bei: ein spannendes Debüt.
berliner-philharmoniker.de
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 11.10.2012
Antonio Vivaldi
Concerto grosso für Violine, Bläser, Pauken, Streicher
und Basso continuo D-Dur RV 562a
Concerto für Violine, Oboe, zwei Blockflöten,
Bläser, Streicher und Basso continuo g-Moll RV 576
("per Sua Altezza Reale di Sassonia")
Concerto für Flöte, Streicher und Basso continuo
g-Moll RV 439 ("La notte")
Concerto für Violine, Bläser, Streicher
und Basso continuo F-Dur RV 569
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Olaf Wilhelmer im Gespräch mit Andrea Marcon
anschl. Philharmonische Porträts (1)
Von Eva Blaskewitz
Antonio Vivaldi
Gloria für Soli, Chor, Oboe und Orchester D-Dur RV 589
Anna Fusek, Blockflöte
Giulia Genini, Blockflöte
Emmanuel Pahud, Flöte
Albrecht Mayer, Oboe
Andreas Buschatz, Violine
Lisa Larsson, Sopran
Marina Prudenskaja, Mezzosopran
RIAS Kammerchor
Berliner Philharmoniker
Cembalo und Leitung: Andrea Marcon
Nicht 400, aber immerhin vier Vivaldi-Konzerte präsentieren uns die Berliner Philharmoniker an diesem Abend – zugleich eine glänzende Gelegenheit, die philharmonischen Stars aus dem Kollektiv heraustreten zu sehen. Andreas Buschatz, seit zwei Jahren Konzertmeister des Orchesters, ist in gleich drei Stücken solistisch zu erleben – kein Wunder, wenn man an die Bedeutung der Violine in der Barockmusik denkt. In den beiden g-Moll-Werken wird Buschatz flankiert von Bläsersolisten: dem Oboisten Albrecht Mayer und dem Flötisten Emmanuel Pahud.
Nach der Pause erklingt mit dem "Gloria" ein großes Werk, das viele als eher untypisch für Vivaldi empfinden dürften. Vivaldi, von seinen Zeitgenossen "rothaariger Priester" ("prete rosso") genannt, schrieb es für seine Wirkungsstätte, das Ospedale della Pietà. Neben vielen anderen Vokalwerken wurde dieses "Gloria" erst in den 1930er Jahren wiederentdeckt – und im Lichte neuerer Funde bleibt es offen, ob wir unser Vivaldi-Bild nicht noch mehrfach korrigieren müssen.
Dazu haben in den vergangenen Jahren auch viele Musiker beigetragen, die der historisierenden Aufführungspraxis verpflichtet sind. Nach einer Zeit der Stagnation, in der Vivaldi eher gepflegt als neu befragt wurde, ist viel Bewegung in die Szene gekommen: Andrea Marcon und sein ganz unitalienisch benanntes "Venice Baroque Orchestra" sind in die Spitzenklasse der Alten Musik aufgestiegen, versehen mit dem Exklusivvertrag einer großen Plattenfirma und dekoriert mit Preisen. Nun bringt Marcon die Predigten des "roten Priesters" auch den Berliner Philharmonikern in der quellennahen Lesart bei: ein spannendes Debüt.
berliner-philharmoniker.de
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 11.10.2012
Antonio Vivaldi
Concerto grosso für Violine, Bläser, Pauken, Streicher
und Basso continuo D-Dur RV 562a
Concerto für Violine, Oboe, zwei Blockflöten,
Bläser, Streicher und Basso continuo g-Moll RV 576
("per Sua Altezza Reale di Sassonia")
Concerto für Flöte, Streicher und Basso continuo
g-Moll RV 439 ("La notte")
Concerto für Violine, Bläser, Streicher
und Basso continuo F-Dur RV 569
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Olaf Wilhelmer im Gespräch mit Andrea Marcon
anschl. Philharmonische Porträts (1)
Von Eva Blaskewitz
Antonio Vivaldi
Gloria für Soli, Chor, Oboe und Orchester D-Dur RV 589
Anna Fusek, Blockflöte
Giulia Genini, Blockflöte
Emmanuel Pahud, Flöte
Albrecht Mayer, Oboe
Andreas Buschatz, Violine
Lisa Larsson, Sopran
Marina Prudenskaja, Mezzosopran
RIAS Kammerchor
Berliner Philharmoniker
Cembalo und Leitung: Andrea Marcon