Völklingen im Saarland

Der lange Weg ins Paradies

Gleisanlagen des Bahnhofes im saarländischen Völklingen, im Hintergrund das alte Stahlwerk der Arbed Saarstahl GmbH am 04.12.1982.
Völklingen 1982 © picture alliance / dpa / Jörg Schmitt
Von Christa Schmidt |
Hundert Jahre war über der saarländischen Mittelstadt Völklingen keine Sonne zu sehen. Es roch nach Teer und Schwefel, in dröhnendem Lärm schlugen alle paar Stunden rote Flammen in den Himmel.
"Ich habe den Schalter umgelegt", sagt Manfred Baumgärtner. Der Industriemeister stellte im Juli 1986 den letzten Hochofen der einst reichsten Stadt Deutschlands ab. Nicht nur die Arbeitslosigkeit, auch die ungewohnte Stille machte viele Völklinger schlaflos.
Doch dann gelang ein Schildbürgerstreich: "Wir machen die Hütte zum Weltkulturerbe, zum Kumpel der Pyramiden - eine Wahnsinnsidee", sagt Hendrik Kersten. Der Kunsthistoriker führt einige der jährlich 200.000 Besucher durch die sechs Hektar große Industrieanlage. Das Stahlwerk liegt jetzt wie eine Riesenplastik im Saartal - ein begehbares Denkmal und eine grandiose Kulisse für Kunstausstellungen und Konzerte. Die Deutschlandrundfahrt erkundet die Magie eines Ortes, an dem ein paradoxes Kunststück gelingt: eine Flamme am Brennen zu halten, die längst gelöscht ist.
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