Vogelbeobachtung im Computerspiel "Red Dead Redemption"

Der verschwundenen Wirklichkeit so nah

05:41 Minuten
Youtube-Screenshot des Trailers zu "Red Dead Redemption 2"
Youtube-Screenshot des Trailers zu "Red Dead Redemption 2" © Youtube.com
Von Dennis Kogel |
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In dem Computerspiel "Red Dead Redemption 2" wird eigentlich eine Westerngeschichte erzählt. Die Spielemacher haben sich bei der Darstellung der Vogelwelt aber so viel Mühe gegeben, dass Ornithologen ganz begeistert sind.
Eine Bande aus Outlaws kämpft sich durch die letzten Tage des Wilden Westens, nur um zu erkennen, dass ihre Zeit vorbei ist. Ein tragisches Cowboy-Epos in der Tradition des Anti-Westerns. Für die meisten Spieler klingt das so.
"Ladies and Gentlemen, this is a robbery…"

"Die Vögel in Film und Fernsehen sind meistens falsch. Falscher Kontinent, sollten gar nicht da sein."
Doch Red Dead Redemption 2 ist anders.
"Es ist voll mit Dutzenden realen Spezies, die es korrekt repräsentiert. Ein absolut neues Level der Darstellung der Tierwelt."
Nachts hört man das sanfte "Huhu" der Eulen im Wald. In den sumpfigen Bayous krächzen die Reiher und Adler jagen im Flachland nach Schlangen und Hasen. Nick Lund beobachtet sie alle durch ein Fernglas. Die meisten Spieler kommen aber anders in Kontakt mit der Vogelwelt.

In Foren werden Jagdtipps ausgetauscht

Sie jagen die Vögel. Für ihr Fleisch und ihre Federn. In Foren tauschen sie Jagdtipps aus oder fragen nach dem Habitat seltener Arten. Besonders Reiherfedern sind wertvoll. Im Online-Multiplayer-Modus sind sie eine gute Einkommensquelle. Auch das ist realistisch."
"Die Vögel wurden im 19. Jahrhundert für Mode gejagt. Und unsere Audobon Society wurde damals gegründet, um sie zu beschützen. Und das ist interessant, denn Red Dead Redemption spielt ja genau in dieser Zeit. Die Jagd nach Reiherfedern ist sogar eine Mission im Spiel."


2,50 Dollar gibt es für besonders seltene Reiher. Gedanken über die Tiere machen sich die Spielfiguren nicht. Sie sind ja im Überfluss vorhanden. Genau diese Denkmuster führten in der echten Welt zur Ausrottung von Vogelarten wie dem Karolinasittich, einer Papageiart. Mit diesem Wissen wirkt die Jagd im Spiel ganz schön makaber. Das könnte Absicht sein.
Illustration des Karolinasittich (Conuropsis carolinensis), der seit Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgestorben gilt. 
Illustration des Karolinasittich (Conuropsis carolinensis), der seit Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgestorben gilt. © picture alliance/dpa/Foto: P.Barruel
"Wenn du nach einer Reise durch die Berge und die Prärie in die engen, verschmutzen Straßen einer Stadt kommst... du spürst einfach, dass etwas verloren gegangen ist."


Und genau das ist auch das große Thema des Spiels. Die zerstörerische Kraft des Menschen, die die Natur zurückdrängt. Der brutale Fortschritt, der ein Land umpflügt. Aber auch die Gedankenlosigkeit der Cowboys, die nicht verstehen, was sie gerade verlieren, was sie selbst ausrotten. Gejagt hat Nick Lund trotzdem.
"Oh ja! Ich glaube, jeder Birder hofft insgeheim, so nah an die Tiere zu kommen."
Und so lässt Red Dead Redemption 2 selbst Hobby-Ornithologen spüren, worum es im Spiel wirklich geht – das zu erfahren, was die Realität nicht bietet oder vielleicht nicht mehr bieten kann. Ein schöner Kunstgriff.
Vogelbeobachter beobachten den Flug der Schneegänse im Morgengrauen in New Mexiko.
Vogelbeobachter beobachten den Flug der Schneegänse im Morgengrauen in New Mexiko.© picture alliance/dpa/Foto: david tipling
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