Sprachen auf Arbeit

Arbaytsbeşprehunk 1 – Voice Versa Folge 15

26:37 Minuten
Ein Mikrofon mit einer orangenen Collage
© Deutschlandradio
Von Seda Keskinkılıç & Ozan Zakariya Keskinkılıç |
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„Heute vergesse ich alles und widme mich den To-Do-Listen vom letzten Leben.“ In einem furiosen Hörstück auf Deutsch, Türkisch und Arabisch mit Exkursen ins Rundfunkarchiv arbeiten sich beiden Geschwister Keskinkılıç am Erbe der „Gastarbeit“ ab.
Seda Keskinkılıç und Ozan Zakariya Keskinkılıç über ihr Hörstück:
„Die türkische Sprache ist unsere Küchen-, Bade-, Schlaf- und Wohnzimmersprache, in der Schule war sie tabuisiert. Wir schrieben Klausuren in Deutsch, Englisch, Französisch; Sprachen, die wir stolz in unseren Lebensläufen aufführten, wenn wir uns für Studiengänge, Hospitanzen, für Praktika und Jobs bewarben, während das Türkische mit Scham und Stigma verbunden war. Englisch verhandlungssicher, Französisch fließend in Wort und Schrift, Anfängerkurse in Spanisch, Schwedisch, Dänisch, und Deutsch als „Muttersprache“; das Türkische verschwand vom CV. Es hätte sich merkwürdig angefühlt, diese intime Sprache in unseren Berufskontext zu stellen. Die Wörter verbanden wir mit Familientreffen, Sommerferien, mit Liebe, Streit, Versöhnung und dem Alltag zwischen TVSerien und Popsongs. Das Türkische schrumpfte zusammen, weil andere Sprachen den Arbeitsalltag in Wissenschaft, Kunst und Literatur dominierten.
In unserer zweiteiligen Podcast-Folge „Arbaytsbeşprehunk“ führen wir die Sprachen in einer imaginären Arbeitssitzung zusammen: Das Sprechen trifft auf das Arbeiten in Vergangenheit und Gegenwart, auf Familie, Geschichte und Migration zwischen 1961 und heute. Welche Sätze, Begriffe und Wörter wurden und werden verwendet, wann und wie, wo lassen sich Leerstellen identifizieren und wie werden sie gefüllt, was bedeutet mehrsprachiges Arbeiten, wenn die Grenzen sich aufheben und das zusammenkommt, was in der Regel nicht zusammenfindet?“

Ursendung
Voice Versa Staffel zwei – Sprachen auf Arbeit
Folge 15: Arbaytsbeşprehunk – Teil 1
Von Seda Keskinkılıç & Ozan Zakariya Keskinkılıç
Gastgeber: Dominik Djialeu
Produktion: Deutschlandfunk Kultur/Goethe-Institut 2023
Länge: 26‘32

Folge 16 im Anschluss
Folgen 17+18 am 2. Mai, um 22.03 Uhr

Seda Keskinkılıç ist freischaffende Autorin und Performancekünstlerin. Sie studierte im Master Literatur und Philosophie an der Universität Heidelberg. Während des Studiums hospitierte sie in der Spielzeit 2017/18 am Schauspielhaus Bochum in den Bereichen Regie und Dramaturgie. Nach ihrem Abschluss im Jahr 2019 war sie als Produktionsassistentin am Jungen Nationaltheater Mannheim tätig. Es folgte eine Beschäftigung am Kulturamt der Stadt Mannheim im Bereich Projektmanagement für das Theaterfestival Schwindelfrei 2020. In der Spielzeit 2021/22 war sie Co-Autorin für die Stückentwicklung „body“ am Nationaltheater Theater Mannheim und gibt seitdem regelmäßig Workshops für kreatives und literarisches Schreiben am Theater. Als Stipendiatin des Instituts für Digitaldramatik erforscht sie immersives Schreiben in digitalen Formaten.

Ozan Zakariya Keskinkılıç ist Politikwissenschaftler, freier Autor und Lyriker. Er studierte in Wien und Berlin und lehrt und forscht an Berliner Hochschulen u.a. zu (antimuslimischem) Rassismus, Antisemitismus, Orientalismus sowie Erinnerung und widerständige Kunst und Kulturproduktion. 2021 wurde er als Mitglied der Berliner Expert:innenkommission gegen antimuslimischen Rassismus berufen. Regelmäßig publiziert er zu gesellschaftspolitischen Themen, u.a. auf ZEIT Online und zdf heute. 2021 erschien sein Buch „Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes“ in der Edition Körber. Neben wissenschaftlichen Texten schreibt Keskinkılıç Essays, Prosa, Hörstücke und Lyrik. Sein Gedichtband „prinzenbad“ erschien im Herbst 2022 im Elif Verlag.

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