Der Chefideologe Großserbiens
Heute verkündet das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag das Urteil über den Serben Vojislav Seselj - allerdings ohne den Angeklagten. Denn der genießt die Rückendeckung der serbischen Regierung und bleibt in Belgrad.
Vojislav Seselj war das nationalistische Schreckgespenst während der jugoslawischen Kriege in den 90er-Jahren. Drei Jahre nach der demokratischen Wende in Serbien stellte er sich freiwillig dem UN-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien.
Er gilt als Chefideologe Großserbiens, er wurde unter anderem angeklagt wegen nationalistischer, rassistischer und religiöser Verfolgung, Deportation, Anstiftung zum Mord, Mord an Zivilisten und Inhaftierungen in Konzentrationslagern und Nötigung zu Zwangsarbeit.
Kroatien droht mit Blockade
Nachdem bei ihm Gallenkrebs diagnostiziert worden war, wurde er im November 2014 "aus humanitären Gründen" vorübergehend entlassen. Seitdem lebt der heute 61-Jährige in Serbien und betreibt Wahlkampf für die nationalistische Partei.
Die Forderung des Tribunals, Seselj am 31. März, wenn nötig mit Gewalt, zur Urteilsverkündung nach Den Haag zu bringen, lehnte Belgrad ab. EU-Mitglied Kroatien drohte daraufhin offen, die weitere Annäherung des EU-Kandidaten Serbien an Brüssel mit einem Veto zu blockieren.