Was Immanuel Kant zur Flüchtlingskrise sagen würde
Folge man dem Denken Immanuel Kants, stünden die Staaten eindeutig in der Pflicht, die Ursachen der Flüchtlingswanderung zu beseitigen, sagt Volker Gerhardt, Philosoph an der Berliner Humboldt-Universität.
Kriege führen keinen Fortschritt herbei – nicht nur diese Einsicht des Philosophen Immanuel Kant (1724 - 1804) habe ihre Aktualität nicht eingebüßt, erklärt der Philosoph und Kant-Experte Volker Gerhardt. Auch wenn es um Weltbürgerrecht und Willkommenskultur geht, erzeuge das kantische Denken - auch heute - Argumentationspotenziale.
"Es ist tatsächlich nicht nur ein Zeichen der guten Gesinnung, der Humanität, sondern es ist das Menschenrecht, als Besucher in einem Land willkommen geheißen zu werden, und darauf haben die Flüchtlinge einen Anspruch",
erklärte der Philosoph und Kant-Experte von der Berliner Humboldt-Universität, Volker Gerhardt im Deutschlandradio Kultur anlässlich des 12. Internationalen Kant-Kongresses in Wien.
"Und dafür muss man sorgen und ich muss sagen, ich bin entsetzt, dass (...) wir die elementaren Bedingungen nicht geschaffen haben."
Laut Kant gebe es beispielsweise eine Pflicht derjenigen, die "besucht werden, die also Flüchtlinge bekommen," erklärte Gerhardt.
"Aus Kant würde man jetzt die Schlussfolgerung ziehen, dass zugleich die Pflicht der Staaten besteht, dass die Ursachen der Wanderung, der schrecklichen Flüchtlingsbewegung beseitigt werden. Also haben wir eine Mitverantwortung für die Kriegsgefahr und das Kriegsgeschehen im Nahen Osten und in Afrika."