Volker Kutscher: "Transatlantik"

Bloß keine Pappkameraden

12:31 Minuten
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Volker Kutscher im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Volker Kutscher ist einer der erfolgreichsten Autoren Deutschlands. Seine Gereon-Rath-Krimis wurden unter dem Titel "Babylon Berlin" verfilmt. Nun erscheint Band 9: Mit "Transatlantik" ist Kutscher in der Nazi-Zeit angekommen – was Folgen hat.
Volker Kutscher stört nicht, dass er regelmäßig auf die Serie "Babylon Berlin", eine Co-Produktion von ARD und dem Bezahl-TV-Sender Sky, angesprochen wird.
Doch die Vermarktung in zwei Medien bringt auch Probleme mit sich. Denn die Verfilmung greift in ihrer vierten Staffel auf den dritten Band seiner Krimireihe um Kriminalkommissar Gereon Rath zurück. Dieser Band spielt im Jahr 1931 – also vor der Machtergreifung durch die NSDAP.
Der neue Roman "Transatlantik" ist dagegen in 1937 angesiedelt: "Und das ist eine ganz andere Kiste", sagt der 59-Jährige. "Es ist dann manchmal schwierig, Fragen zu beantworten zur Fernsehserie, weil die einen Themenkreis behandelt, den ich schreibend ja schon länger hinter mir habe."

Charlotte erstmals Protagonistin

Die veränderte politische Lage wirkt sich auch drastisch auf die Geschichte aus, denn erstmals ist die "Charlie" genannte Charlotte die Protagonistin eines Bandes. Die bisherige Hauptfigur Gereon Rath musste in Wiesbaden untertauchen.
Gleichzeitig wurden Charlotte als Frau unter der Nazi-Herrschaft viele Berufsmöglichkeiten genommen, die es in der Republik noch gab.
Solche schwierigen Positionen findet Volker Kutscher reizvoll: "Letztendlich ist das ja auch mein Job als Romanautor, meine Figuren in Schwierigkeiten zu bringen und mir dann zu überlegen, wie sie da wieder rauskommen", sagt Kutscher: "Und am besten ist das noch aufgeladen mit irgendwelchen inneren und äußeren Konflikten."
Ein weiterer Reiz für Kutscher ist die Ambivalenz seiner Charaktere. Niemand ist in seinem Buch einfach nur böse oder einfach nur gut, denn das fände er langweilig.
"Pappkameraden, die einfach nur ein bestimmtes Klischee bedienen, das finde ich nicht gut. Ich arbeite natürlich auch mit Klischees, weil Klischees immer einen wahren Kern haben. Aber ich bürste die gerne noch mal ein bisschen gegen den Strich. Und das versuche ich nach Möglichkeit bei jeder Figur – auch bei kleineren Nebenfiguren: Wenigstens so einen kleinen Aspekt, der anders ist, als man es erwarten würde."

Gereon Rath: "Transatlantik"
Piper Verlag, München
592 Seiten, 26 Euro

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