Volksbühne Berlin

Künstler protestieren gegen Intendantenwechsel

Volksbühne in Berlin
Volksbühne in Berlin © imago/STPP
Carl Hegemann im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
Wird die schrille, sperrige Volksbühne Frank Castorfs mit der Berufung Chris Dercons zum Ort für gefällige Tanzproduktionen? Das befürchten viele, auch der Dramaturg Carl Hegemann: "Das Haus und was damit geplant ist, das passt in keiner Weise zusammen."
In einem offenen Brief an die Parteien des Berliner Abgeordnetenhauses und die Kulturstaatsministerin haben zahlreiche Schauspieler, Regisseure, Dramturgen, Bühnenbildner und -techniker ihre Sorge über die Berufung von Chris Dercon zum Intendanten der Berliner Volksbühne zum Ausdruck gebracht. Denn sie befürchten, dass unter dem belgischen Kurator, bisher Chef der Londoner Tate Gallery of Modern Art, die Wurzeln der Volksbühne als Sprechtheater gekappt und ganze Gewerke abgeschafft würden.

Mehr Harmonie auf die Bühne

Zu den Mitunterzeichnern gehört Carl Hegemann, Professor für Dramaturgie in Leipzig. "Was jetzt kommt, ist keine Neuerfindung der Volksbühne, sondern eine Abschaffung dieser auf soziale Konflikte bezogenen Volksbühnen-Praxis", kritisiert er. "Es soll die dominante Rolle des Sprechtheaters eingestellt werden zugunsten einer internationalen Programmatik, die uns an nichts erinnert, was die Volksbühne irgendwie entwickelt hat."
Künftig solle die dominante Rolle des Sprechtheaters in der Volksbühne eingeschränkt werden zugunsten einer Programmatik von internationalen Co-Produktionen: "Es wird expressis verbis nicht mehr auf Konflikt gesetzt, sondern auf Harmonie. Es wird nicht mehr auf diskursive Auseinandersetzung gesetzt, sondern es wird auf Tanz und Bildkunst gesetzt", kritisiert Hegemann. "Das Haus und was damit geplant ist, das passt in keiner Weise zusammen."
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