Die grüne Lunge Berlins
Das große Tempelhofer Feld weckt viele Begehrlichkeiten. Der Berliner Senat möchte hier eine Landesbibliothek und dringend benötigte Wohnungen bauen. Viele Berliner lieben die Grünfläche, so wie sie ist. Am Sonntag dürfen sie über den weiteren Fortgang abstimmen.
Am Wochenende wird hier gegrillt, was das Zeug hält. Friedlich picknicken türkische Familien und junge Hipster nebeneinander.
Wie im Urlaub
Geht man hier unter der Woche spazieren, kommen Urlaubsgefühle auf. Vögel brüten, Lerchen zwitschern in der Luft, unbebaute Fläche - soweit das Auge reicht. Sie ist eine wahre Rarität in der Millionenstadt, die Platz bietet für Windsurfing und Drachensteigen, zum Joggen und Inlineskaten, zum Urban Gardening - und eine von Künstlern gestaltete ungewöhnliche Minigolfbahn gibt es auch.
Man könne hier "parken vom Alltag", sagt der Architekturkritiker Rolf Lautenschläger, Autor des Buches "Das Tempelhofer Feld", im Interview. Berlin sei eine "dichte Stadt", deshalb brauche man weite Räume, an denen man machen kann, was man will.
Vom Acker bis zum Flughafen
Das Tempelhofer Feld spiegelt deutsche Geschichte: Zuerst nutzten Schöneberger Bauern das Feld als Ackerfläche. Dann machten die Preußen daraus einen Exerzierplatz. Ab 1923 nahm der Flughafen Berlin-Tempelhof seinen Betrieb auf. In der Nazi-Zeit entstand das 1941 fertiggestellte riesige Flughafengebäude, das damals als das größte Gebäude der Welt galt. Seit der Schließung des Flughafens 2008 wird es vor allem für Messen und Veranstaltungen genutzt.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war der Flughafen vor allem für die Luftbrücke der Amerikaner wichtig, die den Westteil der zerstörten Stadt mit Lebensmitteln versorgte. Ein altes Flugzeug aus dieser Zeit erinnert noch heute auf dem Flugfeld daran sowie ein Denkmal vor dem ehemaligen Zentralflughafen, das die Berliner sarkastisch die "Hungerkralle" nennen.
Die Entscheidung
So viel freie Fläche in der Hauptstadt weckt Begehrlichkeiten. Der Berliner Senat möchte einen Teil des Geländes unter dem Namen Tempelhofer Freiheit bebauen lassen. Dem gegenüber steht die Bürgerinitiative Tempelhofer Feld 100%. Bei der Bürgerinitiative beteiligen sich auch viele türkischstämmige Berlinerinnen und Berliner, wie der "Länderreport" berichtete.
Das Tempelhofer Feld - ein Sehnsuchtsort für viele. Und das Allerbeste daran: Das Feld ist so groß, dass sich keiner gestört fühlt. Unsere Reportage "Weite Freiheit oder Wohnpark?" fasst den Streit um das Tempelhofer Feld zusammen.
cosa