"Knallende Niederlage" für Bürgerrechtler
Die Bürgerbewegung habe falsch eingeschätzt, dass die Menschen in der DDR extrem verunsichert waren, sagt die Schriftstellerin Annett Gröschner. So wurde der Ausgang der ersten freien Wahl zur Volkskammer eine Überraschung für die "Laien in diesem Politikspiel".
Die Schriftstellerin und Historikerin Annett Gröschner hat im Herbst 1989 am Aufbau eines unabhängigen Frauenverbandes der DDR gearbeitet. Nach Monaten der Aufbruchstimmung sei das Wahlergebnis der ersten freien Volkskammerwahl am 18. März für die Bürgerbewegung dann aber "eine knallende Niederlage" gewesen.
Gröschner erinnerte an den Wahlslogan der Grünen: "Wer bei Honecker Blockflöte gelernt hat, kann in der Demokratie nicht erste Geige spielen." Man habe in der Bürgerbewegung damals falsch eingeschätzt, dass die Menschen in der DDR extrem verunsichert waren.
Nach dem 18. März fühlte man sich als Mitglied der Bürgerbewegung plötzlich wieder in der Minderheit. Man hatte zum ersten Male einen westdeutschen Wahlkampf erlebt: "Wir waren ja alle Laien in diesem Politikspiel'. Der 18. März wurde aber auch zu einem Datum, wo sich jeder entscheiden musste, ob er in der Politik bleibt oder ob er etwas anderes mache.