"Demokratischerer Finanzmarkt nur durch Regeln"
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Von 18 auf zeitweise 400 Euro ist die Gamestop-Aktie innerhalb weniger Tage gestiegen, weil viele Privatanleger investierten. Ein Hedgefonds machte Milliardenverluste. Mehr Fairness am Finanzmarkt bringe aber nur die Politik, sagt Volkswirt Gerhard Schick.
Aktuell ist die Gamestop-Aktie knapp 200 Euro wert. Zwischenzeitlich lag ihr Wert bei mehr als 400 Euro, vor einigen Monaten war sie lediglich 18 Euro wert. Viele private Anleger hatten sich im Internet verabredet, Aktien des Computerspielehändlers zu kaufen, um den Wert zu steigern. Ein Hedgefonds, der auf sinkende Kurse bei Gamestop gewettet hatte, machte rund 13 Milliarden Euro Verlust - und ging nur nicht pleite, weil andere Hedgefonds Finanzhilfe leisteten.
"Gut" gegen "Böse" passt nicht
Das Bild, dass kleine, private Anleger einen großen Hedgefonds, der gegen ein Unternehmen wettet, mit ihrer Aktion bekämpfen, sei schon cool, sagt Gerhard Schick, Geschäftsführer der Bürgerbewegung Finanzwende. Allerdings müsste man es auch kritisch sehen. Denn es sei ein gezieltes Image, dass sich Handelsplattformen wie "Robin Hood", über die private Anleger mit Aktien handeln können, aufbauen würden:
"Wenn man sich deren Vergütungsmodell anschaut, dann profitieren sie eben von stark schwankenden Kursen, die genau durch solche Aktionen ausgelöst werden und sie arbeiten durchaus auch mit den großen Akteuren in der Finanzbranche zusammen, die dabei profitieren", sagt der Volkswirt.
"Es gab da auch eine Strafzahlung, die die Börsenaufsicht gegen diese Handelsplattform verhängt hat. Insofern bekommt dieses schöne 'David gegen Goliath'-Bild ziemlich Risse. Das heißt nicht, dass einige von denen, die da jetzt aktiv gewesen sind, wirklich genau das machen wollen. Aber es könnte sein, dass sie da eben auch auf jemanden reinfallen."
Politik muss Regeln durchsetzen
Private Anleger, die im Kauf von Gamestop-Aktien einen Protest gegen einen großen Hedgefonds sehen, würden "ziemlich sicher" ihr Geld verlieren, sagt Schick, denn "diese Höchstbewertung ist nicht zu halten". Große Unternehmen dagegen könnten Profiteure sein. "Zum Beispiel hält Blackrock 13 Prozent von Gamestop."
Diese "Aktien-Flashmobs" könnten durchaus Wiederholung finden, glaubt Schick. Doch um den Finanzmarkt fairer zu machen, brauche es mehr. "Ich glaube, dass das, was postuliert wird, die Demokratisierung des Finanzmarkts, die werden wir nur durch politisch gesetzte und durchgesetzte Regeln erhalten", sagt Schick.
(nho)