Vom Apartheidsstaat zum WM-Gastgeber
"Mit Lärm tötet man den Pavian" sagt ein südafrikanisches Sprichwort. Wie sich das anhört, weiß man seit dem ersten WM-Spiel mit Vuvuzela-Getröte. Doch der Weg vom Fußball in Zeiten der Apartheid bis zum fröhlichen Feiern heute war lang.
So klingt es, wenn sich südafrikanische Fans in Stimmung bringen. Nicht jeder beherrscht die Vuvuzela auf Anhieb. Ausländische Fußballfreunde dürfen getrost mit dem Gelächter der Südafrikaner rechnen, wenn sie sich an der Plastiktröte versuchen.
Freddy Saddam Maake und Nale "Mzion" Mofokeng können es jedem beibringen. Sie sind die beiden verrücktesten Fußballfans Südafrikas. Die "Number 1 Supporter" der Soweto-Platzhirschen "Orlando Pirates" und "Kaizer Chiefs", vergleichbar am ehesten noch mit den ewigen Revierrivalen Schalke und Dortmund.
Der Chiefs-Anhänger Saddam von Kopf bis Fuß in Kanariengelb. Mzion, ganz in Schwarz gehüllt, mit dem martialischen Piratenzeichen, Totenkopf und Knochen. So geht er seit einem halben Jahrhundert. Schon seine Schuluniform war schwarz-weiß, seine Kirchgemeinde kleidete sich so, und sein Verein zum Glück auch.
"Du kannst doch deine Schuluniform nicht bis ins Grab tragen", frotzelt der gelbe Saddam, "du musst dich doch mal verändern."
Der schwarze Mzion entgegnet: "Und dein Eigelb-Jersey, das bringt dich um. Das leuchtet so sehr, dass sich sogar in der Nacht die Bienen im Blindflug stechen können."
Eine Riesenbrille haben sie auf der Nase, irrwitzige Bauhelme auf dem Kopf, mit kunstvoll verziertem Kunststoffgeweih oben drauf. Die bunt beflaggte Vuvuzela haben sie geschultert. Ohne sie geht gar nichts.
Eine westliche Fußballleitkultur ohne Plastikrohr? Nicht mit uns, schallt es den hörsensiblen Europäern und Südamerikanern millionenfach entgegen. Die Vuvuzela gehört in die Stadien wie das Benzin in den Tank, sagen Fans wie Saddam und Maake unisono.
Alle elf Sekunden macht es in einer kleinen Fabrik in Kuils River, Kapstadt, klackklack und wieder ist ein Ärgernis mehr auf der Welt. Wie Softeis vom Automaten rinnt das Terrorinstrument als gelber Sirup aus der Maschine. Ein zäher Polyurethan-Brei, 220 Grad heiß. Er kühlt sich schnell ab, muss kurz entgratet werden und fertig ist die Vuvuzela, das Instrument der WM 2010.
Ein Rohr mit Kropf, ein Trichter - 65 Zentimeter in der Länge und an der dicksten Stelle knapp 7 Zentimeter breit. Für Beville Bachmann, den farbigen und wie es offiziell heißt, "früher benachteiligten" Kunststofffabrikanten, das Geschäft des Lebens. 36 Vuvuzelas pro Minute, 17.280 pro Tag – über 4,5 Millionen im Jahr. Es klingt wie eine Drohung.
"Für den feinen Ton sind andere zuständig, wir wollten nur Lärm erzeugen."
Schon 2001 ließ sich Bachmanns Firma die Marke Vuvuzela schützen. Längst wird sie weltweit vertrieben. Beville Bachmann nimmt die Kritik gelassen.
"Am Anfang hieß es, sie seien zu laut. Also haben wir am Mundstück gearbeitet, dass es weniger als 130 Dezibel werden. Außerdem prägen wir seither auf jede Vuvuzela unser Verbotszeichen – ein durchgestrichenes Ohr. Es weist darauf hin, dass man niemals dem Nachbarn direkt in die Ohrmuschel blasen soll.
Dann hieß es, man könnte sie als Waffe benutzen. Also haben wir noch mal das Gewicht reduziert – auf 110 Gramm – und die Knickstellen eingebaut. Ich glaube einfach, es wird immer Leute geben, die etwas gegen die Vuvuzela haben."
Draußen kursieren Kuhhörner, Antilopengeweihe, Kuduzelas. Mhalamhalas, Vutela- Miniposaunen, Mumuzelas, Kwakazelas und chinesische Babyzelas, deren Laute den Klageschreien dürstender Babys ähneln.
Der Nummer-1-Fan Saddam Maake behauptet, für Frauen sei kein Platz in seinem Leben. Vor wichtigen Spielen liege nur die Vuvuzela neben ihm. Seit 40 Jahren geht er ins Stadion, und vor drei Jahrzehnten sei er der Erste gewesen, der mit einem Parforcehorn kam. Es war aus Alu und er nannte es Limporo. Aber weil die Fans ihn mit "Vuvuzela Vuvuzela!" anfeuerten – er solle Lärm machen, einen Sturm entfachen – hatte das Rohr bald einen neuen Namen.
"Die Leute kaufen heute Plastikhörner mit meinem Namen drauf. Und mit diesem Namen verdienen andere Leute ihr Geld. Nur ich verdiene keinen einzigen Cent daran. Dabei ist die Vuvuzela meine Erfindung. Mein erstes Album ist der Beweis. Ich habe es noch im WM-Jahr 1998 aufgenommen. Und es sind Vuvuzelas auf dem CD-Cover – und auch zu hören.
Die CD heißt 'Vuvuzela Cellular'. Ich habe als Erster ein Horn mit ins Stadion genommen, auch wenn es noch aus Aluminium war - 1989 war das - und ich habe die Tröte auch zur Selbstverteidigung gegen Pirates-Fans benutzt."
Nicht immer war Saddam der lustige Oberfan mit buntem Bauhelm, Riesenbrille und Tröte, der im Nebenberuf durch Talkshows tingelt und CD’s aufnimmt. Seinen Spitznamen "Saddam" bekam er nicht von ungefähr. Er bastelte Weihnachtscracker an seinen Helm und ließ sie krachen im Fanblock.
In den Townships kommt es immer wieder zu kleineren Erhebungen damals in den 70-ern, oft ist Fußball das Ventil:
"Einmal brachte ich einen wirklich großen Böller mit, die mit diesem dumpfen Knall, und warf ihn hinters Tor. Jeder zuckte zusammen und ich dachte mir, das war jetzt wohl doch ein bisschen viel. Ich bekam eine Verwarnung vom Sicherheitsdienst und wollte aufhören. Aber jetzt schleppten plötzlich alle Leute ihre Knaller an und gaben sie mir."
Saddam Maake kann der Versuchung nicht widerstehen. In der Fankurve hätten sie ihn wohl auch Chemie-Ali taufen können, aber sie entscheiden sich für Saddam und den Namen wird er nie wieder los.
"Ich erinnere mich an ein Spiel gegen Jomo Cosmos, das war 1983. Wir gewannen 3 zu 1. Bei Cosmos stand ein wirklich guter Torwart zwischen den Pfosten. Als ich den Knaller schmiss, sprang er erschreckt zur Seite – aber das Tor zählte.""
Fußballwahnsinn in Südafrika. Als der echte Saddam hingerichtet wird, ist Maake schon so berühmt, dass die Zeitungsschlagzeilen in Soweto Bestürzung auslösen. Warum denn hingerichtet, wofür nur? Vor Saddams Haus stehen weinende Bekannte, manche hoffen noch auf einen Irrtum, andere wollen der Familie kondolieren.
"Die Leute waren außer sich. Sie dachten ernsthaft, ich sei hingerichtet worden! Mein Handy hörte nicht mehr auf zu klingeln. Ich habe es entnervt meiner Tochter gegeben. Die Zeitungen hatten einfach nicht dazu geschrieben, welcher Saddam tot war. Es war Saddam Hussein, nicht ich."
Dabei ist Saddam Maake, anders als der Iraker, ein Friedensstifter. Wenn heute die großen Soweto-Rivalen Kaizer Chiefs und Orlando Pirates aufeinandertreffen und um die Vorherrschaft im Township kämpfen, beben zwar noch immer die Ränge. Aber es können sich getrost auch iziwengus ins Stadion verirren, neutrale Gaffer, die weder eine Fanclub-Karte vorweisen können noch das richtige Outfit.
Schwarz gegen Schwarz im Soweto-Derby, damals in den 70-ern, nie geht es ohne Gewalt. Vier Ligen gibt es, eine schwarze, eine farbige, eine indische, eine weiße – Apartheid pervers. Am besten ausgestattet ist die weiße Liga, Profis aus England und Schottland lassen am Kap ihre Karriere ausklingen. Kevin Keegan oder Bobby Charlton sind dabei, und nach dem Bundesligaskandal von 1971 die halbe Hertha-Mannschaft. Torhüter Volkmar Groß, Mittelfeldspieler Jürgen Weber, Stürmer Arno Steffenhagen und Torjäger Wolfgang "Mozart" Gayer. Und Bernd "Börnie", wie sie ihn bald nennen, Patzke.
"Südafrika war das einzige Land, wo wir als gesperrte Spieler spielen durften. Nur deswegen konnten wir dort unten spielen."
1974 kommt es dann doch mal zu einem Schwarz-Weiß-Treffen. Das weiße Regime steht unter großem internationalem Druck, den Sport zu öffnen. So wird ein "multinationales Turnier" veranstaltet, um die Welt gnädig zu stimmen. Multinational hieß: Farbig tritt gegen Indisch an, Schwarz gegen Weiß. Und das Treffen der Black XI gegen die White XI wird zum Spiel des Jahrhunderts.
Es regnet in Strömen an diesem 20. April 1974. Das Rand Stadium in Johannesburg, für 32.000 Zuschauer zugelassen, ist so voll wie noch nie. 40.000, vielleicht sogar 60.000 sind drin. Noch viel mehr versuchen, von draußen hineinzudrängen. Polizei und Ordner haben alle Hände voll zu tun.
Es ist eine Schicksalsbegegnung. Im Leben gewinnen immer die Weißen, sie haben alles, die Schwarzen nichts. Im Fußball soll es anders sein. Und wirklich, sie sind technisch besser, bestimmen die ersten Minute und dann fällt tatsächlich das Tor. McDonald Skosana erinnert sich:
"Es war ein herrlicher Spielzug. Er begann von ganz hinten. Unser Torwart Patson Banda gab den Ball nach links zu Ace Ntsoelengoe, der leider schon tot ist. Es war noch ein Weißer dazwischen, aber unser Maestro behauptete den Ball. Ich hob den Arm, aber dachte, oh unser Kapitän geht selbst nach vorn.
Dann sah ich, dass Ace meine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte und mich anspielte. Ich habe den Ball nicht perfekt erwischt, den Verteidiger aber dann trotzdem gut überlaufen. Ich dachte noch, wow, was für eine gute Bewegung! Ich schaute kurz auf, merkte, wie weit ich noch vom Tor weg war. Ich habe trotzdem abgezogen. Mit links – ins lange Eck. Er war drin, und was haben wir gejubelt!"
Auf den Rängen bricht ein Donner los. Die Spieler jubeln, reißen sich die Trikots vom Leib, stapeln sich übereinander vor Glück. Niemand sieht die Abseitsfahne des Linienrichters, keiner hört den Pfiff des Referees. Der Engländer Wally Turner gibt das Tor nicht.
Jomo Sono, die Spielerlegende, die wenig später mit Pelé und Beckenbauer in Amerika kickt, "The Black Prince", zuckt nur noch müde mit den Achseln. Der untersetzte Millionär, Unternehmer, Teambesitzer und Absteigercoach, lässt mitten im Training für einen Moment seine Pfeife aus dem Mund gleiten, neigt bedeutungsschwer den Kopf zur Seite, zieht die Brauen hoch und sein Blick sagt alles:
"Wir haben nicht viel erwartet vom Referee. Er war ein Weißer, auch wenn er aus England kam. Das spielte keine Rolle, Weiße haben immer für Weiße gepfiffen damals. Und schwarze Schiedsrichter haben Schwarze unterstützt, das war ganz offensichtlich damals."
Der Kapitän der weißen Elf, Martin Cohen, glaubt allerdings bis heute, dass Turner mit seiner Entscheidung richtig lag.
"Es war ein klares Abseitstor. MacDonald stand drei, vier Yards im Abseits. Ich habe später Zeitungsausschnitte dazu gesehen. Es gab da überhaupt nichts zu deuteln. Aber so war das seinerzeit. Frustrierend: Weder die Linien- und Schiedsrichter noch die Zuschauer haben die Abseitsregel verstanden. Noch Jahre darauf wurden in der Liga Tore anerkannt, wo der Schütze fünf, sechs Yards im Abseits stand. So war das eben. Aber Macdonalds Tor, wirklich, das war definitiv Abseits!""
Es kommt zu Unruhen, der Schiri muss von der Polizei begleitet werden, Spieler und Funktionäre attackieren ihn. Sie sind im Mark zerstört. Dabei hätte Schwarz doch immer noch gewinnen können, es steht ja zur Halbzeit nur 0 zu 0. Als kurz nach Wiederanpfiff die White XI auch noch einen umstrittenen Freistoß in Strafraumnähe bekommt, ist es ganz vorbei.
Martin Cohen hebt den Ball über die Mauer, ein Traumtor, ein echter Beckham, lacht er und es steht 1 zu 0 für Weiß. Später sorgt ein Kopfball für das 2 zu 0. Für manche ist es die schmerzhafteste Niederlage ihres Lebens. Spieler weinen. Einer schießt frustriert den Ball ins Publikum. Und dennoch bleibt vor allem Positives, sagt Jomo Sono.
"Es war ein Durchbruch, überhaupt gegen die Weißen zu spielen. Es war ein politisches Fanal. Für uns war es nicht nur eine Frage von Sieg und Niederlage, sondern es ging darum, gegeneinander zu spielen. Und damit die offizielle Propaganda zu zerstören. Das haben wir erreicht. Die Niederlage war schmerzhaft, das schon. Natürlich wollten wir gewinnen. Aber es ging uns um mehr.
Wir waren nach 25 Jahren Apartheid an einen Punkt gekommen, wo Weiß und Schwarz gegeneinander spielen konnten. Wir wollten anerkannt werden und waren glücklich, dass dieses Spiel zustande kam. Darum ging es! Nicht um den Sieg. Wir durften bis dahin nicht gegeneinander antreten. Der weiße Mann spielte nicht gegen einen Schwarzen. Aber das war die Wende. Wir hätten 16 zu 0 verlieren können, ich wäre immer noch glücklich gewesen. Denn ich verstand etwas von Politik."
Das System beginnt zu bröckeln, auch im Fußball. Leepile Taunyane, der 81-jährige Ehrenpräsident der südafrikanischen Premier Soccer League (PSL), ist fest überzeugt, dass es der Fußball war, der den Stein ins Rollen brachte.
"Fußball war das Erste, das die Apartheidpolitik zum Zusammenbruch gebracht hat. Die Regierung konnte ihre Augen nicht überall haben. Und die Menschen waren äußerst erfinderisch, um in die Townships und auf den Fußballplatz zu kommen. Es war für die Regierung alles andere als einfach, die Leute davon abzuhalten zusammen zu spielen. Es war so, als wolltest du einen Fluss mit deinem Fuß anhalten. Sehr still und unaufhaltbar begann das System zusammenzufallen. Und der Grund dafür war der Sport."
"Bevor wir beide uns trafen, war es wie ein Krieg, auf dem Spielfeld und erst recht außerhalb."
Aber die amokhi, die sinnlosen Amokläufe der Hooligans, müssen endlich aufhören, sind sich beide Fanführer unabhängig voneinander einig. Mzion und Saddam wollen miteinander reden. Es gibt noch keine Handys, man kann nicht eben mal anrufen und sich treffen. Mittelsmänner überbringen die Botschaft. Vorkehrungen werden getroffen. Ein neutraler Ort muss gefunden, die diplomatische Mission formuliert werden, das gemeinsame Ziel.
"Wir haben uns misstraut. Wie konnte ich einem Chiefs-Fan trauen? Wir haben einen Priester mitgebracht. Jeder durfte eine Dame einladen, um die Sache zu entspannen. Es hat funktioniert. Und ich möchte Saddam hiermit, nach all den Jahren, aus tiefstem Herzen danken, dass er damals zu dem Treffen gekommen ist."
Saddams und Mzions Plan: Beim nächsten Derby führt jeder einen Teil seiner Anhänger in den Fanblock des Gegners und setzt sich dort einfach hin. Die Überrumpelungsaktion hat Erfolg. Die Fans sind völlig baff. Aber beim nächsten Mal lassen sie eine gemeinsame Hymne singen. Dann wieder kommen sie im 50-50-Jersey – halb Chiefs, halb Pirates.
"Es hat zehn Jahre gedauert, bis sich die Fangewalt einigermaßen gelegt hatte."
Ein Soweto-Derby heute: immer ausverkauft. Cheer-Girls heizen die Massen an, ein Kwaito-Star, die Vereinshymne, ein Stadionsprecher wie eine Peitsche. Aber es herrscht Partystimmung, keinerlei Aggression.
Die Blöcke zwischen Gelb und Schwarz - nicht mal getrennt. Manche sitzen auch gleich zusammen. Sie zwängen sich unbehelligt durch die feindlichen Reihen, stehen im Klo nebeneinander. Zwängen sich nach dem Spiel durch dieselben klaustrophobischen Bahnunterführungen, quetschen sich in dieselben engen Minibusse und berstenden Vorortbahnen. Saddam Maake nimmt die Verwunderung mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis.
"Sie sitzen im selben Taxi, am selben Tisch und manchmal heiraten sie sich sogar. Sie besuchen sich, laden sich zu Hochzeiten und Beerdigungen ein und lieben sich. Und alles, weil wir diesen Kampf beendet haben, Mzion und ich. Niemand hat uns den Auftrag dazu gegeben. Und einen Orden haben wir auch nie bekommen."
Aber so schön und friedlich die Partystimmung auch ist, eines fällt sofort ins Auge: Im großen Rund des Ellis Park Stadions sitzt kaum ein Weißer. Vielleicht 12 unter 68.000. Und auf dem Platz? Auch keiner. Wo sind sie geblieben, die weißen Fußballer, die einst eine eigene Profiliga hatten und, wie heute die Afrikaner, große Stadien füllten? Sie spielen Rugby und Cricket, weil das meist Schulsport ist an den besseren Schulen, wie damals zu Apartheidzeiten. Und Südafrika, anders als im Fußball, international erfolgreich ist.
Für den eigenen Fußball fehlt noch die Begeisterung. Oder wohl auch das richtige Signal. Das sagt ausgerechnet der "Schwarze Prinz", Jomo Sono.
"Nach all den Apartheidjahren und der Machtübernahme durch uns haben wir uns den Weißen nicht genügend geöffnet. Wir haben Fußball hauptsächlich zu einem schwarzen Sport gemacht. Und nicht gesagt: Das ist jetzt unser Land. Kommt und erfreut euch dran. Alles ist nur schwarz, schwarz, schwarz. Das ist falsch. Wir müssen uns für sie öffnen und ihnen sagen: Diese Liga ist auch eure Liga."
"Es wird sich ändern. Weil sich die Kinder an den Schulen jetzt mischen. Eine andere Generation wächst heran."
Eine Generation, die sich von der Euphorie der Weltmeisterschaft anstecken lässt, hofft auch PSL-Ehrenpräsident Leepile Taunyane:
"Diese großartige Erfahrung wird unsere Jugend niemals wieder vergessen. Einige dieser Spieler, von denen sie nur träumen konnten, live zu erleben. Es wird sie beflügeln."
Freddy Saddam Maake und Nale "Mzion" Mofokeng können es jedem beibringen. Sie sind die beiden verrücktesten Fußballfans Südafrikas. Die "Number 1 Supporter" der Soweto-Platzhirschen "Orlando Pirates" und "Kaizer Chiefs", vergleichbar am ehesten noch mit den ewigen Revierrivalen Schalke und Dortmund.
Der Chiefs-Anhänger Saddam von Kopf bis Fuß in Kanariengelb. Mzion, ganz in Schwarz gehüllt, mit dem martialischen Piratenzeichen, Totenkopf und Knochen. So geht er seit einem halben Jahrhundert. Schon seine Schuluniform war schwarz-weiß, seine Kirchgemeinde kleidete sich so, und sein Verein zum Glück auch.
"Du kannst doch deine Schuluniform nicht bis ins Grab tragen", frotzelt der gelbe Saddam, "du musst dich doch mal verändern."
Der schwarze Mzion entgegnet: "Und dein Eigelb-Jersey, das bringt dich um. Das leuchtet so sehr, dass sich sogar in der Nacht die Bienen im Blindflug stechen können."
Eine Riesenbrille haben sie auf der Nase, irrwitzige Bauhelme auf dem Kopf, mit kunstvoll verziertem Kunststoffgeweih oben drauf. Die bunt beflaggte Vuvuzela haben sie geschultert. Ohne sie geht gar nichts.
Eine westliche Fußballleitkultur ohne Plastikrohr? Nicht mit uns, schallt es den hörsensiblen Europäern und Südamerikanern millionenfach entgegen. Die Vuvuzela gehört in die Stadien wie das Benzin in den Tank, sagen Fans wie Saddam und Maake unisono.
Alle elf Sekunden macht es in einer kleinen Fabrik in Kuils River, Kapstadt, klackklack und wieder ist ein Ärgernis mehr auf der Welt. Wie Softeis vom Automaten rinnt das Terrorinstrument als gelber Sirup aus der Maschine. Ein zäher Polyurethan-Brei, 220 Grad heiß. Er kühlt sich schnell ab, muss kurz entgratet werden und fertig ist die Vuvuzela, das Instrument der WM 2010.
Ein Rohr mit Kropf, ein Trichter - 65 Zentimeter in der Länge und an der dicksten Stelle knapp 7 Zentimeter breit. Für Beville Bachmann, den farbigen und wie es offiziell heißt, "früher benachteiligten" Kunststofffabrikanten, das Geschäft des Lebens. 36 Vuvuzelas pro Minute, 17.280 pro Tag – über 4,5 Millionen im Jahr. Es klingt wie eine Drohung.
"Für den feinen Ton sind andere zuständig, wir wollten nur Lärm erzeugen."
Schon 2001 ließ sich Bachmanns Firma die Marke Vuvuzela schützen. Längst wird sie weltweit vertrieben. Beville Bachmann nimmt die Kritik gelassen.
"Am Anfang hieß es, sie seien zu laut. Also haben wir am Mundstück gearbeitet, dass es weniger als 130 Dezibel werden. Außerdem prägen wir seither auf jede Vuvuzela unser Verbotszeichen – ein durchgestrichenes Ohr. Es weist darauf hin, dass man niemals dem Nachbarn direkt in die Ohrmuschel blasen soll.
Dann hieß es, man könnte sie als Waffe benutzen. Also haben wir noch mal das Gewicht reduziert – auf 110 Gramm – und die Knickstellen eingebaut. Ich glaube einfach, es wird immer Leute geben, die etwas gegen die Vuvuzela haben."
Draußen kursieren Kuhhörner, Antilopengeweihe, Kuduzelas. Mhalamhalas, Vutela- Miniposaunen, Mumuzelas, Kwakazelas und chinesische Babyzelas, deren Laute den Klageschreien dürstender Babys ähneln.
Der Nummer-1-Fan Saddam Maake behauptet, für Frauen sei kein Platz in seinem Leben. Vor wichtigen Spielen liege nur die Vuvuzela neben ihm. Seit 40 Jahren geht er ins Stadion, und vor drei Jahrzehnten sei er der Erste gewesen, der mit einem Parforcehorn kam. Es war aus Alu und er nannte es Limporo. Aber weil die Fans ihn mit "Vuvuzela Vuvuzela!" anfeuerten – er solle Lärm machen, einen Sturm entfachen – hatte das Rohr bald einen neuen Namen.
"Die Leute kaufen heute Plastikhörner mit meinem Namen drauf. Und mit diesem Namen verdienen andere Leute ihr Geld. Nur ich verdiene keinen einzigen Cent daran. Dabei ist die Vuvuzela meine Erfindung. Mein erstes Album ist der Beweis. Ich habe es noch im WM-Jahr 1998 aufgenommen. Und es sind Vuvuzelas auf dem CD-Cover – und auch zu hören.
Die CD heißt 'Vuvuzela Cellular'. Ich habe als Erster ein Horn mit ins Stadion genommen, auch wenn es noch aus Aluminium war - 1989 war das - und ich habe die Tröte auch zur Selbstverteidigung gegen Pirates-Fans benutzt."
Nicht immer war Saddam der lustige Oberfan mit buntem Bauhelm, Riesenbrille und Tröte, der im Nebenberuf durch Talkshows tingelt und CD’s aufnimmt. Seinen Spitznamen "Saddam" bekam er nicht von ungefähr. Er bastelte Weihnachtscracker an seinen Helm und ließ sie krachen im Fanblock.
In den Townships kommt es immer wieder zu kleineren Erhebungen damals in den 70-ern, oft ist Fußball das Ventil:
"Einmal brachte ich einen wirklich großen Böller mit, die mit diesem dumpfen Knall, und warf ihn hinters Tor. Jeder zuckte zusammen und ich dachte mir, das war jetzt wohl doch ein bisschen viel. Ich bekam eine Verwarnung vom Sicherheitsdienst und wollte aufhören. Aber jetzt schleppten plötzlich alle Leute ihre Knaller an und gaben sie mir."
Saddam Maake kann der Versuchung nicht widerstehen. In der Fankurve hätten sie ihn wohl auch Chemie-Ali taufen können, aber sie entscheiden sich für Saddam und den Namen wird er nie wieder los.
"Ich erinnere mich an ein Spiel gegen Jomo Cosmos, das war 1983. Wir gewannen 3 zu 1. Bei Cosmos stand ein wirklich guter Torwart zwischen den Pfosten. Als ich den Knaller schmiss, sprang er erschreckt zur Seite – aber das Tor zählte.""
Fußballwahnsinn in Südafrika. Als der echte Saddam hingerichtet wird, ist Maake schon so berühmt, dass die Zeitungsschlagzeilen in Soweto Bestürzung auslösen. Warum denn hingerichtet, wofür nur? Vor Saddams Haus stehen weinende Bekannte, manche hoffen noch auf einen Irrtum, andere wollen der Familie kondolieren.
"Die Leute waren außer sich. Sie dachten ernsthaft, ich sei hingerichtet worden! Mein Handy hörte nicht mehr auf zu klingeln. Ich habe es entnervt meiner Tochter gegeben. Die Zeitungen hatten einfach nicht dazu geschrieben, welcher Saddam tot war. Es war Saddam Hussein, nicht ich."
Dabei ist Saddam Maake, anders als der Iraker, ein Friedensstifter. Wenn heute die großen Soweto-Rivalen Kaizer Chiefs und Orlando Pirates aufeinandertreffen und um die Vorherrschaft im Township kämpfen, beben zwar noch immer die Ränge. Aber es können sich getrost auch iziwengus ins Stadion verirren, neutrale Gaffer, die weder eine Fanclub-Karte vorweisen können noch das richtige Outfit.
Schwarz gegen Schwarz im Soweto-Derby, damals in den 70-ern, nie geht es ohne Gewalt. Vier Ligen gibt es, eine schwarze, eine farbige, eine indische, eine weiße – Apartheid pervers. Am besten ausgestattet ist die weiße Liga, Profis aus England und Schottland lassen am Kap ihre Karriere ausklingen. Kevin Keegan oder Bobby Charlton sind dabei, und nach dem Bundesligaskandal von 1971 die halbe Hertha-Mannschaft. Torhüter Volkmar Groß, Mittelfeldspieler Jürgen Weber, Stürmer Arno Steffenhagen und Torjäger Wolfgang "Mozart" Gayer. Und Bernd "Börnie", wie sie ihn bald nennen, Patzke.
"Südafrika war das einzige Land, wo wir als gesperrte Spieler spielen durften. Nur deswegen konnten wir dort unten spielen."
1974 kommt es dann doch mal zu einem Schwarz-Weiß-Treffen. Das weiße Regime steht unter großem internationalem Druck, den Sport zu öffnen. So wird ein "multinationales Turnier" veranstaltet, um die Welt gnädig zu stimmen. Multinational hieß: Farbig tritt gegen Indisch an, Schwarz gegen Weiß. Und das Treffen der Black XI gegen die White XI wird zum Spiel des Jahrhunderts.
Es regnet in Strömen an diesem 20. April 1974. Das Rand Stadium in Johannesburg, für 32.000 Zuschauer zugelassen, ist so voll wie noch nie. 40.000, vielleicht sogar 60.000 sind drin. Noch viel mehr versuchen, von draußen hineinzudrängen. Polizei und Ordner haben alle Hände voll zu tun.
Es ist eine Schicksalsbegegnung. Im Leben gewinnen immer die Weißen, sie haben alles, die Schwarzen nichts. Im Fußball soll es anders sein. Und wirklich, sie sind technisch besser, bestimmen die ersten Minute und dann fällt tatsächlich das Tor. McDonald Skosana erinnert sich:
"Es war ein herrlicher Spielzug. Er begann von ganz hinten. Unser Torwart Patson Banda gab den Ball nach links zu Ace Ntsoelengoe, der leider schon tot ist. Es war noch ein Weißer dazwischen, aber unser Maestro behauptete den Ball. Ich hob den Arm, aber dachte, oh unser Kapitän geht selbst nach vorn.
Dann sah ich, dass Ace meine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte und mich anspielte. Ich habe den Ball nicht perfekt erwischt, den Verteidiger aber dann trotzdem gut überlaufen. Ich dachte noch, wow, was für eine gute Bewegung! Ich schaute kurz auf, merkte, wie weit ich noch vom Tor weg war. Ich habe trotzdem abgezogen. Mit links – ins lange Eck. Er war drin, und was haben wir gejubelt!"
Auf den Rängen bricht ein Donner los. Die Spieler jubeln, reißen sich die Trikots vom Leib, stapeln sich übereinander vor Glück. Niemand sieht die Abseitsfahne des Linienrichters, keiner hört den Pfiff des Referees. Der Engländer Wally Turner gibt das Tor nicht.
Jomo Sono, die Spielerlegende, die wenig später mit Pelé und Beckenbauer in Amerika kickt, "The Black Prince", zuckt nur noch müde mit den Achseln. Der untersetzte Millionär, Unternehmer, Teambesitzer und Absteigercoach, lässt mitten im Training für einen Moment seine Pfeife aus dem Mund gleiten, neigt bedeutungsschwer den Kopf zur Seite, zieht die Brauen hoch und sein Blick sagt alles:
"Wir haben nicht viel erwartet vom Referee. Er war ein Weißer, auch wenn er aus England kam. Das spielte keine Rolle, Weiße haben immer für Weiße gepfiffen damals. Und schwarze Schiedsrichter haben Schwarze unterstützt, das war ganz offensichtlich damals."
Der Kapitän der weißen Elf, Martin Cohen, glaubt allerdings bis heute, dass Turner mit seiner Entscheidung richtig lag.
"Es war ein klares Abseitstor. MacDonald stand drei, vier Yards im Abseits. Ich habe später Zeitungsausschnitte dazu gesehen. Es gab da überhaupt nichts zu deuteln. Aber so war das seinerzeit. Frustrierend: Weder die Linien- und Schiedsrichter noch die Zuschauer haben die Abseitsregel verstanden. Noch Jahre darauf wurden in der Liga Tore anerkannt, wo der Schütze fünf, sechs Yards im Abseits stand. So war das eben. Aber Macdonalds Tor, wirklich, das war definitiv Abseits!""
Es kommt zu Unruhen, der Schiri muss von der Polizei begleitet werden, Spieler und Funktionäre attackieren ihn. Sie sind im Mark zerstört. Dabei hätte Schwarz doch immer noch gewinnen können, es steht ja zur Halbzeit nur 0 zu 0. Als kurz nach Wiederanpfiff die White XI auch noch einen umstrittenen Freistoß in Strafraumnähe bekommt, ist es ganz vorbei.
Martin Cohen hebt den Ball über die Mauer, ein Traumtor, ein echter Beckham, lacht er und es steht 1 zu 0 für Weiß. Später sorgt ein Kopfball für das 2 zu 0. Für manche ist es die schmerzhafteste Niederlage ihres Lebens. Spieler weinen. Einer schießt frustriert den Ball ins Publikum. Und dennoch bleibt vor allem Positives, sagt Jomo Sono.
"Es war ein Durchbruch, überhaupt gegen die Weißen zu spielen. Es war ein politisches Fanal. Für uns war es nicht nur eine Frage von Sieg und Niederlage, sondern es ging darum, gegeneinander zu spielen. Und damit die offizielle Propaganda zu zerstören. Das haben wir erreicht. Die Niederlage war schmerzhaft, das schon. Natürlich wollten wir gewinnen. Aber es ging uns um mehr.
Wir waren nach 25 Jahren Apartheid an einen Punkt gekommen, wo Weiß und Schwarz gegeneinander spielen konnten. Wir wollten anerkannt werden und waren glücklich, dass dieses Spiel zustande kam. Darum ging es! Nicht um den Sieg. Wir durften bis dahin nicht gegeneinander antreten. Der weiße Mann spielte nicht gegen einen Schwarzen. Aber das war die Wende. Wir hätten 16 zu 0 verlieren können, ich wäre immer noch glücklich gewesen. Denn ich verstand etwas von Politik."
Das System beginnt zu bröckeln, auch im Fußball. Leepile Taunyane, der 81-jährige Ehrenpräsident der südafrikanischen Premier Soccer League (PSL), ist fest überzeugt, dass es der Fußball war, der den Stein ins Rollen brachte.
"Fußball war das Erste, das die Apartheidpolitik zum Zusammenbruch gebracht hat. Die Regierung konnte ihre Augen nicht überall haben. Und die Menschen waren äußerst erfinderisch, um in die Townships und auf den Fußballplatz zu kommen. Es war für die Regierung alles andere als einfach, die Leute davon abzuhalten zusammen zu spielen. Es war so, als wolltest du einen Fluss mit deinem Fuß anhalten. Sehr still und unaufhaltbar begann das System zusammenzufallen. Und der Grund dafür war der Sport."
"Bevor wir beide uns trafen, war es wie ein Krieg, auf dem Spielfeld und erst recht außerhalb."
Aber die amokhi, die sinnlosen Amokläufe der Hooligans, müssen endlich aufhören, sind sich beide Fanführer unabhängig voneinander einig. Mzion und Saddam wollen miteinander reden. Es gibt noch keine Handys, man kann nicht eben mal anrufen und sich treffen. Mittelsmänner überbringen die Botschaft. Vorkehrungen werden getroffen. Ein neutraler Ort muss gefunden, die diplomatische Mission formuliert werden, das gemeinsame Ziel.
"Wir haben uns misstraut. Wie konnte ich einem Chiefs-Fan trauen? Wir haben einen Priester mitgebracht. Jeder durfte eine Dame einladen, um die Sache zu entspannen. Es hat funktioniert. Und ich möchte Saddam hiermit, nach all den Jahren, aus tiefstem Herzen danken, dass er damals zu dem Treffen gekommen ist."
Saddams und Mzions Plan: Beim nächsten Derby führt jeder einen Teil seiner Anhänger in den Fanblock des Gegners und setzt sich dort einfach hin. Die Überrumpelungsaktion hat Erfolg. Die Fans sind völlig baff. Aber beim nächsten Mal lassen sie eine gemeinsame Hymne singen. Dann wieder kommen sie im 50-50-Jersey – halb Chiefs, halb Pirates.
"Es hat zehn Jahre gedauert, bis sich die Fangewalt einigermaßen gelegt hatte."
Ein Soweto-Derby heute: immer ausverkauft. Cheer-Girls heizen die Massen an, ein Kwaito-Star, die Vereinshymne, ein Stadionsprecher wie eine Peitsche. Aber es herrscht Partystimmung, keinerlei Aggression.
Die Blöcke zwischen Gelb und Schwarz - nicht mal getrennt. Manche sitzen auch gleich zusammen. Sie zwängen sich unbehelligt durch die feindlichen Reihen, stehen im Klo nebeneinander. Zwängen sich nach dem Spiel durch dieselben klaustrophobischen Bahnunterführungen, quetschen sich in dieselben engen Minibusse und berstenden Vorortbahnen. Saddam Maake nimmt die Verwunderung mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis.
"Sie sitzen im selben Taxi, am selben Tisch und manchmal heiraten sie sich sogar. Sie besuchen sich, laden sich zu Hochzeiten und Beerdigungen ein und lieben sich. Und alles, weil wir diesen Kampf beendet haben, Mzion und ich. Niemand hat uns den Auftrag dazu gegeben. Und einen Orden haben wir auch nie bekommen."
Aber so schön und friedlich die Partystimmung auch ist, eines fällt sofort ins Auge: Im großen Rund des Ellis Park Stadions sitzt kaum ein Weißer. Vielleicht 12 unter 68.000. Und auf dem Platz? Auch keiner. Wo sind sie geblieben, die weißen Fußballer, die einst eine eigene Profiliga hatten und, wie heute die Afrikaner, große Stadien füllten? Sie spielen Rugby und Cricket, weil das meist Schulsport ist an den besseren Schulen, wie damals zu Apartheidzeiten. Und Südafrika, anders als im Fußball, international erfolgreich ist.
Für den eigenen Fußball fehlt noch die Begeisterung. Oder wohl auch das richtige Signal. Das sagt ausgerechnet der "Schwarze Prinz", Jomo Sono.
"Nach all den Apartheidjahren und der Machtübernahme durch uns haben wir uns den Weißen nicht genügend geöffnet. Wir haben Fußball hauptsächlich zu einem schwarzen Sport gemacht. Und nicht gesagt: Das ist jetzt unser Land. Kommt und erfreut euch dran. Alles ist nur schwarz, schwarz, schwarz. Das ist falsch. Wir müssen uns für sie öffnen und ihnen sagen: Diese Liga ist auch eure Liga."
"Es wird sich ändern. Weil sich die Kinder an den Schulen jetzt mischen. Eine andere Generation wächst heran."
Eine Generation, die sich von der Euphorie der Weltmeisterschaft anstecken lässt, hofft auch PSL-Ehrenpräsident Leepile Taunyane:
"Diese großartige Erfahrung wird unsere Jugend niemals wieder vergessen. Einige dieser Spieler, von denen sie nur träumen konnten, live zu erleben. Es wird sie beflügeln."