Vom Chauffeur zum Drogenboss
In "American Gangster" arbeitet ein junger Schwarzer für einen New Yorker Unterweltboss als Chauffeur. Nach dem Tod seines Chefs zieht er ein eigenes Drogenimperium auf. Denzel Washington spielt ihn mit coolem Charisma. Der neue Film von Hans Weingartner "Free Rainer - Dein Fernseher lügt" greift die Quotendiktatur des deutschen Fernsehens an.
"American Gangster"
USA 2007, Regie: Ridley Scott, Hauptdarsteller: Denzel Washington, Russel Crowe, Josh Brolin, 157 Minuten, ab 16 Jahren
Ridley Scotts Gangsterepos basiert auf einer wahren Geschichte. Jahrelang arbeitete Frank Lucas, ein junger Schwarzer aus North Carolina, für einen New Yorker Unterweltboss als Chauffeur. Er wurde nicht nur dessen Vertrauter, sondern lernte auch das kriminelle Handwerk aus nächster Nähe kennen. Nach dem Tod seines Chefs zieht Lucas ein eigenes Drogenimperium auf. Er kauft sein Heroin direkt von den Feldern in Vietnam, schmuggelt es mit US-Militärflugzeugen ins Land und verkauft es mit dem Slogan: Bessere Ware für weniger Geld.
Ridley Scott inszeniert die Biographie von Frank Lucas als Businessgeschichte eines kapitalistischen Outlaws, der auf vorbildliche Weise das kleine ABC kapitalistischer Firmenstrategien buchstabiert.
Denzel Washington gibt diesem Schwerverbrecher mit coolem Charisma, Russell Crowe spielt dessen Jäger mit bulliger Integrität und wunderbar eng anliegendem Siebziger-Jahre-Outfit. Der Film ist nicht nur erstklassig besetzt, auch die Ausstattung lässt sich sehen. Wenn die Kamera entlang der heruntergekommenen Wohnblocks in Harlem fährt, dann fühlt man sich tatsächlich zurückversetzt ins New York der siebziger Jahre.
Und doch verströmt "American Gangster" die Gediegenheit eines Films, der einen Kulissen- und Charakterkatalog feinsäuberlich abarbeitet. Da der Film nie eine Haltung zu seinem Helden entwickelt, bleibt er die Nacherzählung einer Biographie. Schade, die Geschichte hätte wesentlich mehr Potenzial gehabt. Denn in der Person von Frank Lucas verbinden sich spannungsvolle Gegensätze wie Spießertum und Skrupellosigkeit, Geschäftssinn und Größenwahn.
<im_41419>"Free Rainer - Dein Fernseher lügt" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_41419>"Free Rainer - Dein Fernseher lügt"
Deutschland 2007, Regie: Hans Weingartner, Hauptdarsteller: Moritz Bleibtreu, Elsa Gambard, Milan Peschel, 129 Minuten, ab zwölf Jahren
Der Kampf geht weiter. In "Die fetten Jahre sind vorbei" erteilte der Regisseur Hans Weingartner der gehobenen Mittelschicht einen Denkzettel, griff ihre Besitzgier an und entblößte ihre linksliberale Haltung als bloße Sprücheklopferei. In seinem neuen Film greift er nun die Quotendiktatur des deutschen Fernsehens an. Moritz Bleibtreu spielt Rainer, einen erfolgreichen, koksenden, ein dickes Auto fahrenden, Frauen aufreißenden, kurzum alle Klischees erfüllenden Fernsehproduzenten namens Rainer.
Durch eine junge Frau, deren Großvater durch eine von Rainers Sensationsshows in den Selbstmord getrieben wurde, bekommt er eine moralische Lektion erteilt und wird zum Underground-Kämpfer für besseres Fernsehen. Er engagiert eine Handvoll Arbeitsloser und manipuliert die Einschaltquoten. Plötzlich geht es mit dem Trash-TV bergab, während etwa anspruchsvolle Dokumentarsendungen und Fassbinder-Filme zum Quotenrenner werden.
Die Idee des Films mag sympathisch klingen, doch letztlich bleibt er zu bieder und zu pädagogisch. Zu einer wahren Mediensatire fehlt ihm der scharfsinnige Witz, die Figuren sind zu eindimensional geraten und allzu schnell hat man Hans Weingartners Botschaft verstanden.
USA 2007, Regie: Ridley Scott, Hauptdarsteller: Denzel Washington, Russel Crowe, Josh Brolin, 157 Minuten, ab 16 Jahren
Ridley Scotts Gangsterepos basiert auf einer wahren Geschichte. Jahrelang arbeitete Frank Lucas, ein junger Schwarzer aus North Carolina, für einen New Yorker Unterweltboss als Chauffeur. Er wurde nicht nur dessen Vertrauter, sondern lernte auch das kriminelle Handwerk aus nächster Nähe kennen. Nach dem Tod seines Chefs zieht Lucas ein eigenes Drogenimperium auf. Er kauft sein Heroin direkt von den Feldern in Vietnam, schmuggelt es mit US-Militärflugzeugen ins Land und verkauft es mit dem Slogan: Bessere Ware für weniger Geld.
Ridley Scott inszeniert die Biographie von Frank Lucas als Businessgeschichte eines kapitalistischen Outlaws, der auf vorbildliche Weise das kleine ABC kapitalistischer Firmenstrategien buchstabiert.
Denzel Washington gibt diesem Schwerverbrecher mit coolem Charisma, Russell Crowe spielt dessen Jäger mit bulliger Integrität und wunderbar eng anliegendem Siebziger-Jahre-Outfit. Der Film ist nicht nur erstklassig besetzt, auch die Ausstattung lässt sich sehen. Wenn die Kamera entlang der heruntergekommenen Wohnblocks in Harlem fährt, dann fühlt man sich tatsächlich zurückversetzt ins New York der siebziger Jahre.
Und doch verströmt "American Gangster" die Gediegenheit eines Films, der einen Kulissen- und Charakterkatalog feinsäuberlich abarbeitet. Da der Film nie eine Haltung zu seinem Helden entwickelt, bleibt er die Nacherzählung einer Biographie. Schade, die Geschichte hätte wesentlich mehr Potenzial gehabt. Denn in der Person von Frank Lucas verbinden sich spannungsvolle Gegensätze wie Spießertum und Skrupellosigkeit, Geschäftssinn und Größenwahn.
<im_41419>"Free Rainer - Dein Fernseher lügt" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_41419>"Free Rainer - Dein Fernseher lügt"
Deutschland 2007, Regie: Hans Weingartner, Hauptdarsteller: Moritz Bleibtreu, Elsa Gambard, Milan Peschel, 129 Minuten, ab zwölf Jahren
Der Kampf geht weiter. In "Die fetten Jahre sind vorbei" erteilte der Regisseur Hans Weingartner der gehobenen Mittelschicht einen Denkzettel, griff ihre Besitzgier an und entblößte ihre linksliberale Haltung als bloße Sprücheklopferei. In seinem neuen Film greift er nun die Quotendiktatur des deutschen Fernsehens an. Moritz Bleibtreu spielt Rainer, einen erfolgreichen, koksenden, ein dickes Auto fahrenden, Frauen aufreißenden, kurzum alle Klischees erfüllenden Fernsehproduzenten namens Rainer.
Durch eine junge Frau, deren Großvater durch eine von Rainers Sensationsshows in den Selbstmord getrieben wurde, bekommt er eine moralische Lektion erteilt und wird zum Underground-Kämpfer für besseres Fernsehen. Er engagiert eine Handvoll Arbeitsloser und manipuliert die Einschaltquoten. Plötzlich geht es mit dem Trash-TV bergab, während etwa anspruchsvolle Dokumentarsendungen und Fassbinder-Filme zum Quotenrenner werden.
Die Idee des Films mag sympathisch klingen, doch letztlich bleibt er zu bieder und zu pädagogisch. Zu einer wahren Mediensatire fehlt ihm der scharfsinnige Witz, die Figuren sind zu eindimensional geraten und allzu schnell hat man Hans Weingartners Botschaft verstanden.