Vom Drechslergesellen zum Arbeiterkaiser
Unter dem Sozialdemokraten August Bebel wurde die SPD im Deutschen Kaiserreich zur größten Arbeiterpartei Europas. Mit Konsum- und Wohnungsbaugenossenschaften, Kulturvereinen und Parteizeitungen schufen die SPD-Mitglieder eine Gegenkultur zur wilhelminischen Gesellschaft. Bebel führte die Partei von 1892 bis zu seinem Tode am 13. August 1913.
"Jedermann in Deutschland weiß, daß mit einem Kopf wie Bebel ein Dutzend ostelbischer Junker so ausgestattet werden könnte, daß sie unter ihresgleichen glänzen würden."
Der Historiker Theodor Mommsen lobte im Jahr 1902 einen Zeitgenossen, der im Deutschen Kaiserreich als "Reichsfeind" verfolgt wurde. Für die große Mehrheit der Besitzlosen aber war August Bebel der "Arbeiterkaiser".
Er gehörte zu den Gründern der SPD und stritt im Reichstag vier Jahrzehnte lang mit Leidenschaft für die Interessen der Arbeiterschaft: Begabt mit großem Rednertalent, konnte dieser schmächtige Mann Tausende in seinen Bann schlagen. Als August Bebel am 13. August 1913 starb, schrieb Rosa Luxemburg, seine Gegnerin vom linken Flügel der Partei:
"Nur weil er vom ersten Anfang seiner Laufbahn als Kämpfer des Sozialismus (...) mit gleicher Festigkeit (...) den (...) Leitsternen der Sozialdemokratie treu geblieben ist (...), weil ihm nie die tägliche Mühe des harten Kampfes zu öde und zu kleinlich vorkam, (...) nur deshalb konnte Bebel zum geliebten Führer der Millionen werden."
August Bebel wurde 1840 in Köln-Deutz geboren. Der Vater, ein preußischer Unteroffizier, ließ die Familie nach seinem frühen Tod unversorgt zurück. Die Mutter starb, als August 13 war. Später hat Bebel sich an die Armut seiner Kindheit erinnert:
"Auch ich habe als Knabe gehungert und es viele Jahre als mein Ideal betrachtet, mich einmal am Butterbrot sattessen zu können."
Nach Wanderjahren fand der Drechslergeselle in Leipzig Arbeit. Dort trat Bebel einem "Gewerblichen Bildungsverein" bei. In diesem Milieu wissensdurstiger Proletarier stieß er auf die Schriften Ferdinand Lassalles und machte die Bekanntschaft des Marxisten Wilhelm Liebknecht. Mit ihm gründete er 1866 die "Sächsische Volkspartei". Bebel knüpfte Kontakte zur marxistischen "Internationalen Arbeiter-Assoziation" in London und warb in den Arbeitervereinen für den Sozialismus.
1869 organisierten Bebel und Liebknecht in Eisenach den Zusammenschluss ihrer "Sächsischen Volkspartei" mit Mitgliedern der Arbeiterbildungsvereine zur "Sozialdemokratischen Arbeiterpartei". Sie vereinigte sich 1875 mit den Anhängern Ferdinand Lassalles. Den Namen SPD gab die Partei sich erst 1890, nach dem Ende der Verfolgung durch das "Sozialistengesetz". Sie stand in Opposition zu Bismarcks Politik. Ganz im Sinne von Marx und Engels kritisierte Bebel das Werk des "eisernen Kanzlers":
"Das mit ‚Blut und Eisen’ mühsam zusammengeschweißte Reich ist kein Boden für die bürgerliche Freiheit, geschweige für die soziale Gleichheit! (...) Der Säbel stand als Geburtshelfer dem Reich zur Seite, der Säbel wird es in das Grab begleiten."
Wegen "Verbreitung staatsgefährdender Lehren" verurteilte die Justiz des Kaiserreichs den sozialdemokratischen Politiker mehrfach zu Haftstrafen. Das Gefängnis wurde zu Bebels Universität. Er las viel in der Haft und arbeitete an seinem Buch "Die Frau und der Sozialismus" – ein Bestseller, der in jedem sozialdemokratischen Haushalt zu finden war.
Trotz politischer Verfolgung wuchs die Zahl der Parteimitglieder stetig – auf fast eine Million kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. -Willy Brandt über seinen Vorgänger August Bebel, der die SPD von 1892 bis zu seinem Tod im Jahre 1913 führte:
"Die größte und materiell stärkste Arbeiterpartei Europas maßgeblich mitgeschaffen und mitgeprägt zu haben, das allein ist eine imponierende Leistung."
Innerlich war die Partei gespalten zwischen Reformern und linken Radikalen. Das Parteizentrum unter August Bebel trieb der Sache nach reformistische Politik, griff aber immer wieder zu kämpferischen Phrasen. August Bebel 1903:
"Ich will der Todfeind dieser bürgerlichen Gesellschaft und Staatsordnung bleiben, um sie in ihren Existenzbedingungen zu untergraben, und sie, wenn ich kann, beseitigen."
Solchem Verbalradikalismus leistete die konservative Führung des Kaiserreichs Vorschub. Verbissen grenzte sie die Arbeiter und ihre Partei aus, obwohl die SPD ab 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag bildete. Hätten die wilhelminischen Eliten politische Vernunft besessen, sie wären auf Sozialdemokraten wie August Bebel zugegangen, um das politische System zu reformieren.
Der Historiker Theodor Mommsen lobte im Jahr 1902 einen Zeitgenossen, der im Deutschen Kaiserreich als "Reichsfeind" verfolgt wurde. Für die große Mehrheit der Besitzlosen aber war August Bebel der "Arbeiterkaiser".
Er gehörte zu den Gründern der SPD und stritt im Reichstag vier Jahrzehnte lang mit Leidenschaft für die Interessen der Arbeiterschaft: Begabt mit großem Rednertalent, konnte dieser schmächtige Mann Tausende in seinen Bann schlagen. Als August Bebel am 13. August 1913 starb, schrieb Rosa Luxemburg, seine Gegnerin vom linken Flügel der Partei:
"Nur weil er vom ersten Anfang seiner Laufbahn als Kämpfer des Sozialismus (...) mit gleicher Festigkeit (...) den (...) Leitsternen der Sozialdemokratie treu geblieben ist (...), weil ihm nie die tägliche Mühe des harten Kampfes zu öde und zu kleinlich vorkam, (...) nur deshalb konnte Bebel zum geliebten Führer der Millionen werden."
August Bebel wurde 1840 in Köln-Deutz geboren. Der Vater, ein preußischer Unteroffizier, ließ die Familie nach seinem frühen Tod unversorgt zurück. Die Mutter starb, als August 13 war. Später hat Bebel sich an die Armut seiner Kindheit erinnert:
"Auch ich habe als Knabe gehungert und es viele Jahre als mein Ideal betrachtet, mich einmal am Butterbrot sattessen zu können."
Nach Wanderjahren fand der Drechslergeselle in Leipzig Arbeit. Dort trat Bebel einem "Gewerblichen Bildungsverein" bei. In diesem Milieu wissensdurstiger Proletarier stieß er auf die Schriften Ferdinand Lassalles und machte die Bekanntschaft des Marxisten Wilhelm Liebknecht. Mit ihm gründete er 1866 die "Sächsische Volkspartei". Bebel knüpfte Kontakte zur marxistischen "Internationalen Arbeiter-Assoziation" in London und warb in den Arbeitervereinen für den Sozialismus.
1869 organisierten Bebel und Liebknecht in Eisenach den Zusammenschluss ihrer "Sächsischen Volkspartei" mit Mitgliedern der Arbeiterbildungsvereine zur "Sozialdemokratischen Arbeiterpartei". Sie vereinigte sich 1875 mit den Anhängern Ferdinand Lassalles. Den Namen SPD gab die Partei sich erst 1890, nach dem Ende der Verfolgung durch das "Sozialistengesetz". Sie stand in Opposition zu Bismarcks Politik. Ganz im Sinne von Marx und Engels kritisierte Bebel das Werk des "eisernen Kanzlers":
"Das mit ‚Blut und Eisen’ mühsam zusammengeschweißte Reich ist kein Boden für die bürgerliche Freiheit, geschweige für die soziale Gleichheit! (...) Der Säbel stand als Geburtshelfer dem Reich zur Seite, der Säbel wird es in das Grab begleiten."
Wegen "Verbreitung staatsgefährdender Lehren" verurteilte die Justiz des Kaiserreichs den sozialdemokratischen Politiker mehrfach zu Haftstrafen. Das Gefängnis wurde zu Bebels Universität. Er las viel in der Haft und arbeitete an seinem Buch "Die Frau und der Sozialismus" – ein Bestseller, der in jedem sozialdemokratischen Haushalt zu finden war.
Trotz politischer Verfolgung wuchs die Zahl der Parteimitglieder stetig – auf fast eine Million kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. -Willy Brandt über seinen Vorgänger August Bebel, der die SPD von 1892 bis zu seinem Tod im Jahre 1913 führte:
"Die größte und materiell stärkste Arbeiterpartei Europas maßgeblich mitgeschaffen und mitgeprägt zu haben, das allein ist eine imponierende Leistung."
Innerlich war die Partei gespalten zwischen Reformern und linken Radikalen. Das Parteizentrum unter August Bebel trieb der Sache nach reformistische Politik, griff aber immer wieder zu kämpferischen Phrasen. August Bebel 1903:
"Ich will der Todfeind dieser bürgerlichen Gesellschaft und Staatsordnung bleiben, um sie in ihren Existenzbedingungen zu untergraben, und sie, wenn ich kann, beseitigen."
Solchem Verbalradikalismus leistete die konservative Führung des Kaiserreichs Vorschub. Verbissen grenzte sie die Arbeiter und ihre Partei aus, obwohl die SPD ab 1912 die stärkste Fraktion im Reichstag bildete. Hätten die wilhelminischen Eliten politische Vernunft besessen, sie wären auf Sozialdemokraten wie August Bebel zugegangen, um das politische System zu reformieren.